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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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mal, als du noch ein kleines Schlitzohr warst, eine Wespe in einer Flasche gefangen? Tja, und ganz genau das hast du heute Nachmittag mit ihm gemacht, Mann. Ich würde mal sagen, du hast ihn so was von verunsichert! Völlig verunsichert, gar kein Zweifel.«
    Ich bedankte mich bei Fitz für das 3-D-Bild, auch wenn es hundertprozentig so ziemlich das letzte war, was ich momentan hören wollte.
    »Tja, Dury, ich sag dir Folgendes. Einen Mann wie McAvoy verärgert man nicht …«
    »Das sagten Sie bereits.«
    »Nach allem, was ich jetzt so über ihn höre, kannte ich nicht mal die halbe Geschichte.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Kein Problem … allerdings nicht am Telefon. Wir reden bald.«
    Er legte auf.
    Wir bogen von der letzten Straße in der Zivilisation ab und betraten die Wildnis.
    »Wohin jetzt?«, fragte Hod.
    Ich deutete auf ein Geschäft. Davor stand ein Mädchen, konnte nicht älter als fünfzehn sein. Sie trug ein pinkfarbenes Bustier und einen schwarzen Leder-Mini. Auf ihrem Gesicht blühte die Akne, die trotz mehrerer Schichten Schminke zu sehen war.
    »Bist du sicher?«
    »O ja. Und du verschwindest jetzt besser.«
    »Was?«
    »Das ist mein Ernst, verzieh dich nach Hause. Ich möchte Ruhe vor dir haben. Bereite dich schon mal auf den Pit-Fight vor. Geh mit deiner Energie sparsam um.«
    Er schüttelte den Kopf. »Gut, okay.«
    Hod ließ den Motor aufheulen, behielt das Mädchen im Auge, das herüberkam.
    Ich witzelte. »Du hast Glück. Vielleicht bekommst du Gesellschaft.«
    Er kurbelte die Seitenscheibe runter und brüllte: »Schwirr ab, du! Sofort. Dahin, woher du gekommen bist.«
    Das Mädchen hob einen einzelnen Finger, streckte ihn in Hods Richtung.
    Ich musste lächeln, als ich ihn wütend das Fenster hochkurbeln sah. »Dreckige Hure«, brummte er.

I ch schlenderte zu dem Laden hinüber. Tja, es wurde Zeug verkauft; jede Ähnlichkeit mit anderen Geschäften, die ich kannte, war damit jedoch zu Ende. Die Außenseite war mit Hartfaserplatten und Blechen gesichert. Über der Tür Nato-Draht. Im Innern musste man in der Zeit schon bis zum stalinistischen Russland zurückgehen, um den vollen Geschmack zu bekommen. Der Laden hatte im Schnitt drei Waren pro Regal. Ein alter Sikh hinter einer vergitterten Theke taxierte mich misstrauisch. Ich glaube nicht, dass er mich für einen Ladendieb hielt, eher für einen Verirrten.
    »Wie geht’s?«
    Keine Antwort.
    »Ich frage mich, ob Sie mir wohl helfen könnten? Ich suche ein paar Jungs, einer davon fährt ein echtes Protzauto, einen Corrado.«
    Immer noch keine Antwort.
    »Sprechen Sie Englisch?«
    Ein Seufzen, ein Nicken.
    »Super, wir machen Fortschritte.« Ich hörte jemanden hinter mir durch die Tür hereintrippeln. »Wie ich schon sagte, ich bin hinter diesen Jungs her … Wissen Sie, ich brauche sie, damit sie mir bei einem kleinen Problem helfen.«
    Ein junges Mädchen schob ein Paket Hundekuchen unter dem Gitter durch und bat um zwanzig Berkeley. Der Sikh packte alles in eine Tüte, zählte Rückgeld ab. Machte keine Sekunde den Mund auf.
    Das Mädchen starrte mich an. Es hatte eine gespaltene Lippe und das größte Augenbrauen-Piercing, das ich je gesehen hatte. Unter dem Arm hatte es einen weißen Pudel, der ums Überleben kämpfte.
    »Kann ich dir irgendwie helfen, Liebes?«, fragte ich.
    Es schürzte die Lippen. »Sie sind ja völlig bescheuert.«
    »Ja, und es war nett, dich kennenzulernen, vielen Dank.« Ich drehte mich wieder zu dem Sikh. »Dieses Auto, haben Sie das schon mal gesehen?« Ich stand kurz davor, die Nerven zu verlieren, rutschte schnell über den Punkt der reinen Frustration hinaus. »Es ist weiß, und es hat diese wirklich auffälligen Reifen, so goldene Felgen, weißt du, so ähnlich wie Alufelgen.«
    Das Mädchen schlug die Tür zu, und der Sikh drehte sich weg von mir. Zog sich in die Ecke seines kleinen Verschlags zurück, füllte einen Mr.-Men-Becher mit Grant’s auf.
    Ich beugte mich vor und brüllte: »Vielen Dank, ich weiß es sehr zu schätzen.« Ich beneidete den Kerl weder um seinen Job noch, so wie er auf mich wirkte, um sein Leben. Ich wusste, Sikhs sollten immer trocken bleiben, aber ich schätze mal, hier draußen war das einfach zu viel verlangt. Ich drehte mich um, winkte ihm noch einmal kurz zu und marschierte zur Tür.
    Draußen schlug das Aufheulen eines schwer hochfrisierten, PS-starken Motors auf mich ein. Als nächstes hüpfte das Mädchen aus dem Geschäft in einen Corrado und warf den Pudel auf den

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