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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Rücksitz. Danach senste mir etwas wie ein Baseballschläger die Beine unter dem Hintern weg, und ich ging zu Boden, wo dann aus allen Richtungen Tritte und Hiebe auf mich niederprasselten.
    »Verstehen Sie mich, Mr. Dury?«
    Ich hörte die Stimme, erkannte sie jedoch nicht. Ich öffnete die Augen und registrierte undeutliche Gesichtszüge, einige geplatzte Äderchen auf der Nase, dicke Tränensäcke.
    »Mr. Dury, hören Sie mich?«
    Der Sanitäter richtete mich auf. Irgendwer legte mir eine rote Decke um die Schultern. Mein Schädel pochte. Ich sah Blut auf dem Bürgersteig.
    »Sie haben ziemlich was einstecken müssen … Sie können froh sein, dass Mr. Singh eingeschritten ist.«
    Ich sah über die Schulter des Sanitäters. Der alte Sikh kehrte gerade wieder in seinen Laden zurück. »Der?«
    »Aye – er hat sie vertrieben, anschließend hat er uns angerufen.« Er griff in seine Tasche, nahm ein Fläschchen heraus. »Und jetzt bitte einmal den Kopf in den Nacken legen. Könnte ein bisschen brennen.«
    »Ahhh, Herr im Himmel!« Ich zuckte zurück und brachte den ganzen Krankenwagen zum Schwanken.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, es wird wehtun.« Abwischen mit Watte, dann ein Verband um meinen Kopf. »Das wird genäht werden müssen. Kommen Sie, steigen Sie hinten ein.«
    »Äh, nein, ich komm schon klar.«
    »Das werden Sie nicht, Sie haben eine blutende Kopfverletzung, und abgesehen davon, dass die Wunde genäht werden muss, sollten wir auch röntgen.«
    »Vertrauen Sie mir, ich komme zurecht.«
    Ich stand auf, fühlte mich ein wenig benommen. Rutschte sofort wieder an der Außenwand des Krankenwagens nach unten.
    »Mr. Dury, Sie sind sicher nicht in der Verfassung, um –«
    »Woher haben Sie meinen Namen?«
    Der Sanitäter gab mir meine Brieftasche. »Ich würde hier in der Gegend ein bisschen vorsichtiger sein.«
    »Vorsichtig ist mein zweiter Vorname. Hören Sie, vielen Dank für das Zusammenflicken, aber mir geht’s gut, wirklich.«
    Er kniete sich neben mich, zog mir die Augenlider hoch und knipste eine kleine Taschenlampe an. »Wie viele Finger halte ich hoch?«
    »Zwei … genau wie Churchill.«
    Ein unbeeindrucktes Stirnrunzeln. »Die Platzwunde muss genäht werden. Daran führt kein Weg vorbei. Wenn Sie es so lassen, werden Sie eine hässliche Narbe behalten.«
    »Mit hässlich kann ich leben. Flicken Sie mich einfach zusammen, und dann lasse ich Sie in Ruhe. Ich bin sicher, Sie haben dankbarere Fälle, die auf Sie warten.«
    Er schüttelte den Kopf und griff wieder in seine Tasche. »Das hier ist nur ein Schmetterlingspflaster. Es wird die Wunde schließen, aber wie ich schon sagte, Sie werden eine Narbe behalten.«
    »Nichts wie ran.«
    Es war schnell gemacht, und abgerundet wurde das Ganze mit einem Verband um meinen Kopf.
    »Können Sie stehen?«, fragte der Sanitäter.
    »Ja, kein Problem.«
    »Dann bringen wir Sie jetzt nach Hause.«
    Meine Beine fühlten sich an wie Gummi, aber ich setzte mich in Bewegung. »Eine Minute noch – möchte mich bei dem Ladenbesitzer bedanken.«
    Eine Hand auf meinem Arm. »Mr. Dury, schicken Sie ihm eine Karte. Sie gehen jetzt nach Hause – oder ins Krankenhaus.«
    Die Straße zurück zu Hods Boot kam mir sehr holprig vor, aber die Kodeintabletten nahmen der Sache etwas an Schärfe. Nach der zweiten Tracht Prügel innerhalb von vierundzwanzig Stunden fühlte ich mich nun ziemlich wund. Fragte mich beiläufig, ob ich die nächste überstehen würde. Ich wusste, dass Mac und Hod mit Sicherheit kluge Ratschläge für mich auf Lager haben würden; konnte es kaum erwarten, sie zu hören.
    Trotz gegenteiliger Beweise fand ich, dass ich glücklich davongekommen war. Weitere fünf Minuten Bearbeitung mit den Totschlägern, und ich hätte meine Mahlzeiten für die absehbare Zukunft mit einem Strohhalm zu mir genommen. Wenn ich allerdings an meine momentane Diät dachte, wäre ich damit wahrscheinlich auch klargekommen.
    »Sind wir hier richtig?«, brüllte der Fahrer.
    »Ja, hier vorn ist schon okay.«
    Der Wagen hielt an, dann glitt die hintere Tür auf.
    »Und seien Sie vorsichtig. Sie müssen sich unbedingt schonen«, sagte der Sanitäter.
    »Mir geht’s gut, wirklich.«
    »Ja, sicher, wir bringen Sie jetzt hinein.«
    »Hören Sie, könnten Sie vielleicht mal mit dem Getue aufhören? Ab hier komme ich auch allein zurecht.«
    Dafür erntete ich den klassischen Leute-gibt’s -Blick. Ich war ja durchaus nicht undankbar für die Hilfe, ich kann nur dieses Getue nicht ab.

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