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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Phantasievorstellung allerdings nur umso anregender machte.
    Oz drehte sich um und winkte ihr zu, sich neben ihn zu stellen. Er trug die Fetisch-Lederaufmachung eines Hells Angel und hatte sich die Haare gekräuselt wie eine Pariser Hure des 18. Jahrhunderts. Auf seiner gepuderten Wange befand sich ein Schönheitsfleck.
    »Gegrüßt sei die Mohnkönigin«, schnurrte er und wies an das untere Ende des Tisches.
    Sealiah ging zu ihnen hinüber, aber langsam. Sie ließ sich Zeit und sah sich gründlich in der Höhle um. Es war immer klug, unsicheres Terrain gut zu studieren.
    Viele der Aufsichtsratsmitglieder hatten ihr Gefolge mitgebracht. Auf der anderen Seite der Höhle versammelt, wo die Luft kühler war und man atmen konnte, nippten Männer in Smokings und Frauen in Cocktailkleidern an Champagner aus Sektflöten, die aus dem Eis geschnitzt waren. Schattenhafte Leibwächter schlängelten sich die Wände empor, belauschten Geflüster und spionierten Spione aus.
    Beinahe unbemerkt, als Catering-Personal verkleidet, oder so lässig herumstehend, dass es eine Herausforderung war, sie zu bemerken, hatten sich weitere Familienmitglieder unter sie gemischt. Samsawell, der Ewig Hungrige (der sich, wie Sealiah gehört hatte, jetzt Sam nannte); der verwundbar wirkende, alte Mulciber aus der Höllischen Ewigen Bürokratie; und sogar der eigenbrötlerische Uziel, das Goldene Kind, der
Fürst der Schlachtfelder – sie alle waren Vertreter mächtiger Clans, die nicht zum Aufsichtsrat gehörten.
    Raubtiere und Aasfresser sammelten sich. Jeder von ihnen tat, als würde er nicht bemerken, dass sie ihn bemerkt hatte.
    Beal hatte seinen Auftritt; er hatte es so eingefädelt, dass sein Erscheinen mit dem Hervorbrechen zweier Gesteinsfontänen zusammenfiel, die wie Geysire aus dem Magma hochschossen. Geschmolzene Tropfen und Funken erfüllten die überhitzte Luft und wurden von den fernen Eiswänden widergespiegelt und vergrößert.
    Beal nahm seinen Platz am Kopfende des Tisches ein; Feuerfontänen zeichneten seine Umrisse nach.
    Sealiah musste widerstrebend zugeben, dass es ein schöner Effekt war.
    Er trug einen Smoking mit schwarzem Hemd und einen Umhang aus Straußenfedern. Die einzigen Farbkleckse waren seine blauen Augen und der faustgroße Saphir, der an einem Lederriemen von seinem Hals hing. In seiner Hand saß eine schwarze Ratte.
    »Lasst uns beginnen«, sagte Beal. »Ich werde euch nur mit der Wahrheit belügen.« 33
    Er tat, als würde er Sealiah erst jetzt bemerken. »Sehr schön, die Mohnkönigin ist zu uns gestoßen. Obwohl du nicht zum Aufsichtsrat gehörst, hielt ich es für angebracht, dich hierzuhaben, damit du über die Fortschritte deiner Verführerin Bericht erstatten kannst.«
    Sealiah legte mit geheuchelter Wertschätzung den Kopf schief und hielt ihren Zorn über seinen Spott im Zaum. Sie
hatte ihm schon Bericht erstattet. Julie Marks war bereit, ihren Spielzug auszuführen: eine Löwin, die sich auf ein Kätzchen stürzte. Sealiah wusste, warum man sie wirklich herbestellt hatte. Um sie zu beobachten.
    »Die Ehre ist ganz auf meiner Seite«, antwortete sie. Ihr Lächeln wischte die Heiterkeit aus Beals Miene.
    Beal setzte die Ratte auf dem Tisch ab und winkte Träger heran, die in hitzebeständigen, silbernen Anzügen einen Laptop und einen Breitwand-Plasmabildschirm zum Tisch brachten. »Ich habe uns hier zusammengerufen, damit wir die Entwicklungen im Fall Post besprechen können«, sagte er.
    Der Aufsichtsrat wechselte Blicke, bis auf Ashmed, der sich nicht rührte.
    Die Ratte sprang zu Boden, und an ihrer Stelle erschien der gewaltige Uri, der sich den Smoking glattstrich. Er sah Sealiah nicht an.
    Ihr Herz schmerzte, da er wieder so nahe bei ihr war. Er war ihr Läufer auf dem Schachbrett, verkleidet als Bauer. Aber er war im Spiel – sie konnte ihn jetzt nicht zurückziehen, und so verhärtete sie ihr Herz wieder zu Eis.
    Uri klopfte auf die Computertastatur, und der Bildschirm erwachte flackernd zum Leben.
    »Auch die Liga hat beschlossen, die Betreffenden auf die Probe zu stellen«, erklärte Uri.
    Die Aufsichtsratsmitglieder wurden unruhig. Jede Erwähnung der anderen machte sie unbehaglich. Sogar der Albinokörper der kleinen Abby wiegte sich vor und zurück. Auch Sealiah wünschte sich, sie hätten etwas gegen ihre alten Feinde unternehmen können, aber sie waren alle an ein Neutralitätsabkommen gebunden, das nicht gebrochen werden konnte.
    »Es war ganz leicht für mich, den Kindern zu folgen

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