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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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und sie zu beobachten«, fuhr Uri fort.
    Ein Video erschien auf dem Bildschirm: ein verschwommener Schwarzweißfilm, der sich zu einem Blick vom Boden eines Abwasserkanals klärte – auf Hunderte von Ratten, die an der Linse rüttelten. Quieken und Kratzgeräusche tönten aus den Lautsprechern.

    »Die Videoqualität dieses Abschnitts ist schlecht, aber das Interessante ist der Ton.« Uri verstellte Audiogleiter am unteren Rand des Bildschirms.
    Die Rattengeräusche wurden leiser, und Geigentöne erklangen.
    Alle Aufsichtsratsmitglieder wurden still.
    Die Musik war schwach, aber jede Note war in Sealiahs Geist kristallklar. Es war ein Kinderlied. Eines ihrer Lieder.
    »Das ist das Lied des Rattenfängers«, sagte Ashmed und strich sich über den schmalen Bart. »Habt ihr unseren lang verschollenen Louis gefunden?«
    Uri schüttelte den Kopf. »Eliot Post ist derjenige, der spielt.«
    Ein fünfzehnjähriger Junge, der wie ein Meister spielte? Sealiah schloss die Augen und gab sich einen Augenblick lang der Melodie hin; sie hatte dieses Lied nicht mehr gehört, seit sie jung, dumm und verliebt gewesen war.
    Auf dem Bildschirm beruhigten sich die Ratten und setzten sich auf die Hinterbeine. Einige schlugen mit den Pfoten in die Luft, als versuchten sie, die Musik einzufangen.
    Die Melodie wurde langsamer und veränderte sich, so dass eine neue Weise sich mit der ersten verwob: dunklere Töne, die sich schlängelten und aufrollten.
    »Reptil«, murmelte Lev, beugte sich näher heran und presste das Ohr an den Lautsprecher. »Das ist eine Beschwörung!«
    »Ein Menschenkind könnte solche Dinge nicht wissen«, sagte Oz. »Louis muss ihn unterrichtet haben.«
    Ashmed schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht einmal, ob Louis am Leben ist. Darüber haben wir doch schon oft diskutiert; wenn er am Leben ist, warum können wir ihn dann nicht spüren?«
    Abby verdrehte nervös ihren Hundertfüßer zwischen den Händen. Das Insekt zischte.
    »Hört euch die Musik an«, grollte Lev. »Nur der Betrüger spielt so. Louis ist am Leben, das sage ich euch.«
    Die Ratten huschten den Tunnel entlang. Dann fror das Bild ein, und eine Masse verschwommener Nagetiere füllte den Bildschirm.

    Beal nickte Uri zu. »Spul vor. Weiter vorn gibt es interessantere Stellen.«
    Uri tippte auf Tasten, und auf dem Bildschirm erschien ein Weitwinkelblick auf einen überfluteten Raum, eine Insel aus Knochen und ein Krokodil.
    »Das ist die Prüfung der Liga«, erklärte Uri.
    Er bewegte eine massige Hand, eine Geste, die Sealiah als Anzeichen von Nervosität erkannte. Hatte es eine Auswirkung auf ihn gehabt, dass er der Musik direkt ausgesetzt gewesen war? Konnte ihm tatsächlich etwas am Schicksal der Post-Kinder liegen?
    »Das ist typisch für die andere Familie«, bemerkte Oz. »Eine klassische Ungeheuerbezwingung. Ich bin erstaunt, dass sie ihnen nicht auch noch ein weißes Pferd gegeben haben, um darauf zum Angriff zu reiten.«
    Lev lehnte sich zurück. »Wenigstens werden wir ein bisschen Blutvergießen zu sehen bekommen.« Er bleckte die Zähne in Abbys Richtung.
    Beal stand ausdruckslos da und beobachtete die Reaktionen des Aufsichtsrats. Sealiah fragte sich, welches Spiel er spielte.
    Sie bemerkte, dass auch Ashmed Beal statt des Videos beobachtete. Dann warf Ashmed ihr einen Blick zu und schenkte ihr ein winziges, zustimmendes Nicken.
    Abby trat näher an den Bildschirm und berührte das Bild des Krokodils. Ihre Nägel hinterließen winzige Abdrücke im Glas.
    Das Tier sprach zu den Post-Kindern: »Also kommt der Tod endlich zum Todesverschlinger.«
    Oz wurde aufmerksam und beugte sich vor. »Ist das wirklich … Sobek?«
    »Das werden Sie interessant finden«, sagte Uri und zoomte auf das Mädchen, Fiona. Mit einer zitternden Hand griff sie in ihre Büchertasche, zog eine Praline daraus hervor und schlang sie herunter.
    »Achtet darauf, wie ihr Körper zur Ruhe kommt, nachdem sie die Praline gegessen hat«, sagte Beal. »Die Rauschreaktion. Sie ist offensichtlich süchtig.«

    »Eine Sterbliche, wenn ich je eine gesehen habe«, knurrte Lev.
    Sie beobachteten, wie Fiona sich vorsichtig Sobek näherte.
    »Aber tapfer«, bemerkte Ashmed. »Vielleicht hat sie doch mehr drauf.«
    Lev schnaubte. »Ich wäre auch tapfer, wenn ich von den Dingern berauscht wäre.«
    Uri passte den Ton an, so dass Eliots Wiegenlied den Raum durchflutete; sie lauschten mit verzückter Aufmerksamkeit.
    Sealiah atmete ein und hielt die Luft an. Sie blinzelte rasch, um

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