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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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seine Pflicht, alles gehörig durchzuwirbeln. Seine Rolle in der Familie war die eines Hurrikans, der den normalen Gang der Dinge durchbrach (wobei er selbst sich natürlich im ruhigen Auge des Sturms befand). Wie sonst hätte auch nur einer von ihnen die Langeweile überleben sollen?
    Er verspürte allerdings einen Funken von Eifersucht angesichts der Tatsache, dass die Post-Kinder das Spannendste waren, was sich seit Jahrzehnten ereignet hatte – und nicht auf ihn zurückgingen. Ausgerechnet Audrey hatte es geschafft, die Letzte, von der er je erwartet hätte, dass sie so rebellisch sein würde.
    Dennoch war er von Eliot und Fiona begeistert; sie erinnerten ihn daran, dass seinesgleichen unschuldig sein konnte … zumindest eine gewisse Zeit lang.
    Vom höchsten Punkt des Zeppelins her ertönte eine silberne Glocke.
    »Bringen wir das Gespräch hinter uns«, sagte Henry und legte Aaron die Hand auf die Schulter. »Danach können wir uns in Marokko betrinken.«
    Aaron lachte. »Noch ein Abenteuer, alter Wolf? Na gut.« Er hob den Eisendorn hoch.
    Sie kletterten den Bogen des Luftschiffs hinauf zur Aussichtsplattform, die sich ganz oben befand.
    Gilbert hatte darauf bestanden, dass sie sich hier trafen, »an einem angemessenen Ort«, wie er behauptete. Er hatte Ledersofas und Tische voller Essen und Getränke aufgestellt, damit
sie über jeglichen Komfort verfügten, während sie durch die Wolken segelten.
    Irgendetwas an Cousin Gilbert hatte sich verändert. Er wirkte lebendiger, als Henry ihn gesehen hatte, seit er vor langer Zeit die Frau, die er liebte, und seinen besten Freund verloren hatte. Hatten die jüngsten Ereignisse den Funken seiner einst königlichen Größe neu entzündet? War Cousin Gilbert wieder Gilgamesch?
    »Es ist Ström-Wodka und Beluga-Kaviar da«, sagte Gilbert.
    »Kleine Eier sind wohl kaum ein Essen für echte Männer«, murmelte Aaron.
    »Wir fahren hinterher nach Marokko«, sagte Henry. »Kommst du mit?«
    Gilbert legte den Kopf schief. »Ja. Heute fühle ich mich zu allem bereit.«
    Aaron wechselte einen Blick mit Henry, ebenso erstaunt wie er über Gilberts Bereitwilligkeit, ein bisschen Spaß zu haben. Es war lange her.
    Aaron nahm Gilbert beim Arm, und sie gingen zu den Tischen hinüber. »Dann lass uns anfangen. Wodka ist besser als nichts.«
    Henry blieb zurück. Bedauerlicherweise gab es noch ernste Angelegenheiten, denen er sich nicht widmen konnte, wenn sein Kopf vom Alkohol umnebelt war.
    Er sah sich auf der Plattform um. Der Rat war beschlussfähig: Sieben Mitglieder waren anwesend.
    Lucia trug ein weißes Seidenkleid, das in der Brise wehte wie die Blütenblätter einer komplexen Orchidee. Sie saß getrennt von den anderen und hielt ein großes Buch geöffnet im Schoß; die Seiten flatterten.
    Cornelius saß im Schneidersitz am Rand der Plattform. Der alte Mann hatte keine Papiere bei sich – sie wären alle weggeweht. Stattdessen hatte er sich für ein halbes Dutzend Tablet-Computer entschieden, die ihn im Halbkreis umgaben und vor Simulationen, Tabellen und NASA-Sternenkarten nur so glühten.
    Und auch die beiden Ratsmitglieder, die die erste Sitzung
über die Post-Kinder verpasst hatten, waren da und saßen Seite an Seite auf einer Couch.
    Dallas war aus Sankt Petersburg angereist, in dessen aufstrebender Avantgarde-Filmindustrie sie eine führende Rolle spielte. Sie trug eine winzige Pelzmütze und einen dazu passenden Nerzminirock. Reizend. Doch sie war auch gefährlich und erinnerte Henry daran, indem sie ihn anlächelte, ihre Grübchen aufblitzen ließ, so dass sich sein Puls beschleunigte … und er für einen Augenblick alles vergaß.
    Er hielt die Hände hoch. »Bitte, Madame! Ihre Reize könnten die Unvorbereiteten verwunden.«
    Sie kicherte, und es klang wie das Klirren von Kristall.
    Neben ihr saß Kino, dessen Haut die Farbe von tiefdunklem Schiefer hatte. Er war so groß, dass er selbst im Sitzen die gleiche Höhe wie Henry hatte. Er hatte sein Inselparadies verlassen, um herzukommen, und er sah nicht gerade glücklich darüber aus.
    Kino lüpfte seinen Zylinder vor Henry und klopfte zwei Mal mit dem Spazierstock auf die Plattform. »Sollen wir anfangen?«, fragte er. »Ich bin begierig darauf, mehr zu hören – besonders, da ich so viel von diesem Theater um Audrey und ihre Kinder schon versäumt habe.«
    »Unbedingt«, sagte Dallas und schlug ihre langen Beine übereinander. »Was hast du herausgefunden, Lucia? Brauchst du Hilfe bei den komplizierten

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