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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Tante Lucia oder Großmutter: glatte Haut, weit auseinanderstehende Augen und eine hohe, ausdrucksvolle Stirn. Nur waren sie bei diesem Mädchen voller Bewegung, während sie bei Großmutter erstarrt waren.
    Die junge Frau durchquerte den Raum. Sie trug eine enge Batikbluse, einen Minirock und Sandaletten.
    »Nennt mich Dallas.« Ihre Stimme war melodisch, und sie hatte einen Akzent: Italienisch oder Russisch, irgendetwas Exotisches. »›Tante Claudia‹ klingt so … uralt, wenn ihr wisst, was ich meine.«
    Dallas ergriff ihre Hände und zog sie in eine unbeholfene Umarmung. Sie roch nach Pfirsichblüten.
    Dann trat sie zurück, musterte sie und strich Fiona mit einer Hand durchs Haar. »Wunderschön. Du und ich, wir müssen nachher reden. Über Mädchenkram, in Ordnung?«
    Fiona, der es normalerweise widerstrebte, wenn jemand sie am Kopf berührte, grinste. »Das wäre toll.«
    »Und der fesche Eliot!« Dallas legte sich eine Hand auf die Brust. »Ich bin sicher, die Mädchen laufen dir scharenweise nach. Du wirst so viele Herzen brechen …«
    Eliot ertappte sich auch dabei, wie er lächelte.
    Wie damals, als er Onkel Henry zum ersten Mal getroffen hatte, sagte irgendetwas Eliot, dass er ihr seine innersten Geheimnisse anvertrauen konnte, dass sie aber, wenn sie einen
guten Grund hatte, auch eine fürchterliche Feindin sein konnte.
    »Kommt.« Dallas zerrte sie auf den Tisch zu. »Ich muss euch so viel zeigen.« Sie sah sich in der Wohnung um. »Hast du kein Sofa, Audrey? Etwas Bequemes?«
    Großmutters Stirnrunzeln vertiefte sich. »Wir haben, was wir haben. Wenn dir die Wohnung nicht gefällt, steht es dir frei zu gehen.«
    »Bist du wirklich unsere Tante?«, fragte Fiona. »Es ist so schwer, eine direkte Antwort von irgendjemandem in dieser Familie zu bekommen. Bist du wirklich die Schwester unserer Mutter?«
    Dallas lachte erneut, und Eliot bekam eine Gänsehaut an den Armen.
    »Perfekt formuliert. Die Familie ist nicht für Antworten bekannt, nur für Fragen. Aber ja. Ich bin die jüngste Schwester eurer Mutter. Soll ich euch von ihr erzählen?«
    Wie alt war sie? Sie wirkte jung, aber wenn Robert ihnen die Wahrheit gesagt hatte, dann alterten diese Leute nicht normal. Dallas konnte achtzehn oder hundertachtzehn sein.
    »Die Kinder haben keine Zeit für Märchen«, sagte Großmutter.
    Das Lächeln auf Dallas’ Gesicht verblasste. »Wie du wünschst, ›Oma‹. Also erst zum Geschäft.«
    Sie nahm Eliot und Fiona an der Hand und bedeutete ihnen, sich auf den Boden in das Quadrat aus Sonnenlicht zu setzen. »Ich werde euch etwas beibringen«, flüsterte sie ihnen verschwörerisch zu. »Es hilft euch vielleicht dabei, eure Prüfungen zu bestehen.«
    »Direkte Hilfe ist verboten«, sagte Großmutter und erhob sich halb aus ihrem Stuhl.
    »Ich glaube, es steht dem Rat zu, darüber zu befinden«, sagte Dallas zu ihr. »Und da ich ein Mitglied des Rats bin und du nicht – pssst !«
    Großmutter setzte sich hin, wirkte aber extrem gereizt. »Außerdem«, sagte Dallas, »zeige ich ihnen nur, was sie schon können sollten. Wenn sie tatsächlich die Kinder meiner
Schwester sind, ist es so sehr ein Teil von ihnen wie ihre Knochen oder ihr Blut.«
    »Haarspaltereien«, knurrte Großmutter.
    Dallas ignorierte sie und wandte sich Fiona und Eliot zu. »Das hier ist nur ein einfacher, alberner Trick, aber er ist nützlicher, als man annehmen sollte.«
    Sie zog einen Faden aus dem ausgefransten Saum ihres Minirocks.
    »Was hast du damit vor?«, fragte Fiona und sah ein bisschen verängstigt drein.
    Dallas schlang sich den Faden um die kleinen Finger. »Oh, nichts. Es geht nur um die Zukunft.«
    Eliot spürte eine Bewegung in seinem Magen, als er den Faden anstarrte – ein Vibrieren, das ihm die Zähne klappern ließ.
    Dallas tätschelte ihm die Hand. »Entspann dich«, gurrte sie. »Das hier ist wie ein Taschenspielertrick. Bühnenzauber. Wie jede Wahrsagerei ist es nur eine Art, mit einem primitiven Teil des Gehirns zu reden, der nie sprechen gelernt hat.«
    Eliot versuchte, sich zu entspannen, aber es waren so viele seltsame Dinge geschehen, dass er sich nicht sicher war, ob dieser Faden sich in eine Schlange, ein Luftballontier oder eine angezündete Dynamitstange verwandeln würde.
    »Seht genau hin«, drängte Dallas, »versenkt euch …«
    Eliot und Fiona beugten sich näher heran. Der Faden bestand aus weißer Baumwolle: Winzige Fädchen umschlangen einander, und er fing das Sonnenlicht auf und hielt es fest, so

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