Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
abgereist ist.« 53
»Gibt es einen besseren Weg, sich zu verlieren?«, fragte Beal. »Hat das Tal je versagt, wenn es darum ging, Liebende, Familien oder Freunde auseinanderzureißen? Und selbst, wenn es
den Zwillingen gelingt zusammenzubleiben, werden sie zumindest außer Reichweite der Liga sein.«
»Ich stimme zu«, sagte Ashmed. »Das Tal hat außerdem den Vorteil, dass sie vergessen werden. So werden sie umso bereiter sein, sich von uns formen zu lassen.«
»Ich weiß, wo wir anfangen müssen.« Lev stand auf und bewegte die Schultern, so dass das Gewicht der Ketten um seinen Hals sich verschob. »Ich kenne einen Kerl, der Türen malt. Ich werde den Stein ins Rollen bringen.«
Beal musterte seine Verwandten. Das hier war die wohl seltsamste Aufsichtsratssitzung, der er jemals beigewohnt hatte. Es gab weder Kämpfe noch politische Winkelzüge (bis auf seine eigenen). Irgendetwas hatte sich verändert. Die Post-Zwillinge standen für eine neue Familiendynamik. Die Höllischen hatten immer intrigiert und um Macht gekämpft, aber jetzt planten sie zum ersten Mal gemeinsam .
Konnten diese Kinder sie zusammenschweißen?
Beal dachte darüber nach, und sein Blut geriet bei der Vorstellung in Wallung, dass die Zwillinge sie vielleicht (natürlich heimlich von ihm kontrolliert) gegen die Unsterblichen führen würden … unter einem Kriegsbanner.
53
Ein Tagtraum im Leben des Eliot Post
Eliot kaute auf einem Stück Vier-Käse-Pizza herum.
Er und Julie saßen unter einem Eukalyptusbaum im Franklin Park und machten ein Mittags-Picknick. Heute war es bewölkt in Del Sombra, so dass die Hitze nicht zu schlimm war, und der Wind wehte nicht aus Richtung der Oro-Recyclinganlage, so dass es auch nicht stank.
Eliot war allein mit dem hübschesten Mädchen der Stadt und Essen von Ringo’s . Das Leben war schön.
Julie goss Traubensaft in einen Plastikbecher und bot ihn Eliot an.
Eliot nahm einen Schluck – und hustete das Zeug beinahe durch die Nase wieder aus.
Julie kicherte. »Tut mir leid. Das ist ein bisschen von Ringo’s Pinot Noir; ich hätte dich warnen sollen.«
Die Wärme des Rotweins breitete sich in Eliots Brustkorb aus. »Kein Problem. Das ist cool.«
Natürlich gab es eine Regel über Alkohol:
Regel 62
Keine destillierten Spirituosen, Bier, Wein oder andere ethylalkoholbasierte Rauschmittel. Vor allem ist der Konsum fermentierter Stoffe in Kombination mit Singen oder Tanzen untersagt (siehe Regel 34 und Regel 36). Ausnahmen sind beschränkt auf medizinische Zwecke nach Verschreibung durch einen qualifizierten Arzt.
Eliot trank noch einmal, und es gelang ihm, sich diesmal nicht zu verschlucken. Das Zeug schmeckte abscheulich. Doch das spielte keine Rolle: Er musste vor Julie cool wirken, egal wie.
Julie goss sich auch einen Becher ein und trank mit ihm; sie leerte ihren Becher. Der Wein färbte ihre Lippen blutrot.
Sie sah heute phantastisch aus, war aber nicht so gekleidet wie sonst, wenn sie zur Arbeit kam. Sie trug enge, verwaschene Jeans, Badelatschen und ein T-Shirt, auf das ein fliegender Skarabäus und das Wort REISE gedruckt waren.
Eliot hielt das für einen komischen Zufall: Er hatte Fiona gerade erst gestern einen Skarabäus genannt. Nie hätte er gedacht, dass auch Julie auf Insektenkunde stand.
Ihre Haare waren heute Vormittag nicht so ordentlich gelockt; sie hingen einfach lose herab und umrahmten ihr Gesicht. Julie strich sie sich hinter ein Ohr zurück. Die einfache Bewegung ließ Eliots Herz rasen … oder vielleicht lag das auch am Wein.
Sie konnten sich entspannen, weil es heute keine Arbeit gab.
Als Eliot bei Ringo’s aufgetaucht war, hatte Julie draußen gestanden und auf ihn gewartet. Ringo’s war geschlossen. Ein Schild an der Tür erklärte, dass das Lokal renoviert wurde.
Es war seltsam, dass niemand ihnen zuvor davon erzählt hatte, aber Eliot hatte nicht vor, einen freien Tag allein mit Julie zu hinterfragen – vor allem dann nicht, wenn Fiona, Großmutter und Cee ihm nicht über die Schulter sehen konnten.
Er kam sich vor, als täte er ungestraft etwas Verbotenes – ein ungewohntes, aber nicht ganz unwillkommenes Gefühl.
Julie trug ein solch gerissenes Lächeln zur Schau, dass er sich fast fragte, ob sie nicht selbst für die Schließung von Ringo’s gesorgt hatte. Doch das war bescheuert. Die Besitzer trafen solche Entscheidungen. Und wenn das Ringo’s Julies Familie gehört hätte, hätte sie nicht in den Hillcrest Apartments gehaust. Der
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