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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Wohnblock war eine Bruchbude.
    Wie sah es bei ihr zu Hause aus? Sie hatte versucht, es ihm gestern im Pink Rabbit zu erzählen, hatte es aber nicht gekonnt. Es war egoistisch von Eliot zu glauben, dass er der Einzige mit Familienproblemen war.
    »Du siehst so ernst drein, Süßer.« Sie boxte ihn gegen die Schulter. »Kopf hoch! Wir haben frei!«
    »Ich mach’ mir nur ein bisschen Sorgen.«
    »Um Fiona? Mir ist aufgefallen, dass du allein zur Arbeit gekommen bist. Geht es ihr gut?«
    Er zuckte die Schultern. Eliot hatte sich eigentlich gar keine Sorgen um Fiona gemacht, und dafür hatte er jetzt ein schlechtes Gewissen. Er hatte gesagt, dass er bei Fiona bleiben würde, solange sie ihn brauchte … und sie dann heute Morgen allein gelassen.
    Sie hatte geschlafen, nachdem sie die ganze Nacht damit verbracht hatte, neben der Toilette zu sitzen und sich zu übergeben. Was würde sie denken, wenn sie aufwachte und er nicht da war?
    Es würde schon gut gehen. Wahrscheinlich.
    »Fiona hat eine Magen- und Darmgrippe.«
    Julie rümpfte die Nase. »Ich hätte ihr gestern raten sollen, sich die Hände zu waschen. Wenn man kellnert, fasst man
all diese schmierigen Speisekarten an, die schon jeder in der Hand hatte. Man fängt sich da die übelsten Keime ein.«
    Eliot nickte. Super. Jetzt dachte er an Fiona und die nächste Heldenprüfung, die sie wahrscheinlich beide umbringen würde, weil Fiona krank war.
    »Ich weiß, was wir brauchen«, sagte Julie. »Spiel etwas.« Sie griff in seinen Rucksack und zog den Gummistiefel heraus, in dem er Frau Morgenröte aufbewahrte.
    Eliot nahm den Stiefel; es ärgerte ihn ein bisschen, dass Julie seine Geige berührt hatte.
    Hatte er ihr davon erzählt? Er erinnerte sich nicht daran. Versuchsweise nahm er noch einen Schluck Wein, verzog das Gesicht und würgte das Zeug schließlich hinunter. Er musste ihr davon erzählt haben.
    Nachdenklich strich er über die Maserung des Holzes. Sie sah aus wie Feuer, und er erinnerte sich an gestern Nacht und daran, wie der Rummelplatz lebendig geworden war. War das geschehen, weil Mr. Millhouse irgendeinen elektrischen Hauptschalter umgelegt hatte? Oder hatte es an Eliots Lied gelegen? Es war ein verrückter Gedanke, aber so hatte es sich angefühlt. Und wie die Jahrmarktsorgel seine Musik beantwortet hatte …
    »Besser nicht.«
    Julies Lächeln verblasste. »Oh, in Ordnung.«
    Sie saßen beide einen Moment lang da; das einzige Geräusch stammte von der warmen Brise, die Eukalyptuslaub auf dem Boden rascheln ließ.
    Fiona hatte Eliot gestern Nacht erzählt, dass Onkel Aaron ihr gezeigt hatte, wie sie schneiden musste. Es musste Furcht erregend sein zu wissen, dass man durch alles Mögliche schneiden konnte. Dann hatte Fiona wieder zu weinen begonnen, als sie daran gedacht hatte, wie der unheimliche Mr. Millhouse gestorben war – wie sie ihn in zwei Stücke gehauen hatte.
    Es war das Ekelhafteste gewesen, was Eliot je gesehen hatte.
    Er konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie seine Schwester sich fühlen musste.

    Er stellte den Wein ab und hatte plötzlich gar keinen Durst mehr … vor allem nicht auf blutroten Wein.
    »Denkst du immer noch an Fiona?«
    »Eher an seltsamen Familienkram.«
    Julie seufzte. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Manchmal reichen nicht mal ein perfekter Tag, eine Flasche Wein und ein süßer Junge aus, um mich sie vergessen zu lassen.«
    Hatte sie ihn gerade »süß« genannt?
    Aber es war zu spät. Er hatte es geschafft, das Picknick mit seiner melancholischen Stimmung zu verderben.
    Vielleicht war das aber in Ordnung. Vielleicht konnte Eliot den Moment ja in eine echte Gelegenheit verwandeln, mit ihr zu reden. Ihr zu helfen.
    »Wie ist denn dein Leben so? Ich meine, mit deiner Familie?«
    Julie starrte das Laub an und biss sich auf die Unterlippe. Dann öffnete sie den Mund … schloss ihn wieder und schüttelte langsam den Kopf.
    Er musste den Anfang machen und zuerst etwas über seine Familie verraten. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Manchmal denke ich, dass es niemanden gibt, der auch nur die Hälfte von dem glauben würde, was bei uns zu Hause los ist. Etwa, dass meine Großmutter diese Liste von Regeln hat. Acht Seiten lang – getippt! Einhundertundsechs Bestimmungen.«
    Julie sah erstaunt auf. »Klingt wie ein Gefängnis. Wie kannst du dir auch nur die Hälfte der Regeln merken?«
    Eliot zuckte die Schultern. Natürlich konnte er sie sich merken. Er hatte mit den meisten dieser Regeln gelebt, seit er

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