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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Radio ein. Elvis plärrte aus den Lautsprechern und sang schmachtend von treuen Herzen und davon, wie beschissen sein Leben war. Willkommen im Club, King.
    Nach 20 Kilometern war sie auf dem Küstenhighway. Sie würde den Duster stehen lassen und ein anderes Fahrzeug finden müssen.
    Da – sie entdeckte einen flackernden Neonsonnenuntergang und zwei Dutzend Harleys, die darunter parkten. Auf dem Kneipenschild stand ZUM LETZTEN SONNENUNTERGANG.
    Julie war schon in solchen Lokalen gewesen. Die Billardtische, die Jukeboxen und die Sägespäne und Erdnüsse auf Betonböden waren ihr zu einem zweiten Zuhause geworden.
    Julie fand einen Parkplatz im Schatten und würgte den Motor ab.
    Sie stieg aus und marschierte zur Damentoilette. Für Eliot hatte sie heute Abend ein bisschen Make-up aufgelegt, aber um einen Beschützer und eine neue Fahrgelegenheit zu finden, brauchte sie Kriegsbemalung.
    Julie lockerte ihr Haar auf. Sie trug dick Lippenstift in einer Farbe auf, die ihre Mutter hätte erröten lassen.
    Sie seufzte; der Spiegel beschlug. Wie wäre es wohl gewesen, bei Eliot zu bleiben und ihn jeden Tag spielen zu hören?
    Was, wenn sie ihm einfach die Wahrheit gesagt hätte?
    Könnte Eliot ihr vergeben? Noch wichtiger: Würde er ihr glauben und in der Lage sein, sie zu beschützen ?
    Sealiah hatte von seiner Familie geredet – davon, dass sie so mächtig war, dass die Höllischen einen Eiertanz aufführen
mussten, um die Chance zu bekommen, sich Eliot zu schnappen.
    Von allen Orten, an die sie gehen konnte, würde Eliots schäbige, heruntergekommene kleine Wohnung am langweiligsten Arm der Welt vielleicht doch der sicherste sein.
    Doch würde seine Familie sie, eine Spionin des Feindes, überhaupt anhören? Und wenn Sealiah so große Angst vor ihnen hatte … hätte Julie nicht auch Angst haben sollen?
    Sie wünschte sich, sie hätte Zeit gehabt, das alles zu durchdenken. Eliot würde jetzt wieder zu Hause sein. Wenn sie vorhatte, diesen verrückten Plan auszuführen und die Wahrheit zu sagen, dann musste sie es rasch tun.
    Julie wischte sich den Lippenstift ab. Sie beschloss: Es ging zurück nach Del Sombra.
    Vielleicht gab Eliots Lied ihr verrückte Gedanken ein, aber sie würde der Wahrheit eine Chance geben. Selbst, wenn sie das umbrachte.
    Julie trabte zurück auf den Parkplatz. Eine Gruppe von Kerlen an der Theke entdeckte sie und rief ihr etwas nach, aber sie ignorierte sie. Sie kam gerade noch rechtzeitig wieder von hier weg. Es wäre allzu leicht gewesen, wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Und sie sah ja, wohin die sie geführt hatten.
    Sie lief zu dem Duster und stellte keinen Blickkontakt zu den Widerlingen von der Bar her.
    Sie hörte, wie sie ihr folgten.
    Rasch öffnete sie die Tür auf der Fahrerseite, stieg ein und knallte sie zu. Im Rückspiegel sah sie, wie drei von ihnen stehen blieben, miteinander flüsterten und dann zurückwichen, fast zurück in die Bar rannten.
    Julie atmete aus. Das war knapp gewesen.
    Seltsam, dachte sie, sie hatte das Leder ihrer Jacken gerochen. Aber sie waren doch nicht so nahe herangekommen, oder?
    Sie hob die Hand und sah, dass sie zitterte. Sie versuchte, ihre Hand ruhig zu halten. Das hätte ihr gerade noch gefehlt, dass sie jetzt von einem Polizisten an die Seite gewinkt würde, weil sie wie eine Betrunkene fuhr.

    Eine schlanke Hand schloss sich um ihren Arm.
    »Kein Grund zu zittern, meine Süße«, schnurrte eine samtige Stimme.
    Julie zuckte zusammen.
    Neben ihr saß vollkommen still und ruhig Sealiah, die Mohnkönigin, Herrin der vielfarbigen Dschungel und Gebieterin des Schmerzes. Sie trug Schlangenlederhosen und eine übergroße schwarze Motorradjacke. Der Geruch nach Reptilienleder und Parfüm war durchdringend.
    Julie drehte sich um und zog am Türgriff.
    Sealiah riss sie zurück und renkte ihr dabei fast den Arm aus. So schnell, dass die Bewegung verschwamm, zog sich das Türschloss zu einem Metallklumpen zusammen.
    »Für einen Abend bist du schon weit genug geflohen.« Sealiah ließ Julies Arm los.
    Julies Eltern hatten sie gezwungen, Naturfilme anzusehen, als sie klein gewesen war (zum Teil, um einen Ausgleich dazu zu schaffen, dass sie so oft die Schule schwänzte). Sie erinnerte sich, was geschah, wenn ein Löwe oder ein Hyänenrudel eine Gazelle einholte. Das Tier schrie und trat um sich, gab dann aber auf, und die Augen wurden glasig … es ließ zu, dass es bei lebendigem Leib aufgefressen wurde. So, als ob in irgendeinem Teil seines

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