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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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mit.
    Mr. Mimes starrte völlig ungerührt zurück.
    Als das Läuten von Lucias Glocke verklang, zog sich die Welt um Robert zusammen, bis er nicht mehr sehen … oder fühlen … oder atmen konnte.

65
    Der Nachtzug
    Sealiah schlug die Beine übereinander, sank tiefer in den Knautschsamtsitz und lockerte ihre Stiefel. Langsam beruhigte das Rattern der Zuggleise ihre Nerven.
    Das Buntglasoberlicht des Waggons warf dank der in diesem Teil der Hölle ewig untergehenden Sonne seltsame Regenbogen. Hinter den Bleiglasfenstern zu ihrer Linken lag eine Wüste, die von hoch aufragenden Tafelbergen durchsetzt war. Wolken von Aasfressern kreisten am Himmel und warteten, um sich auf die Unglücklichen zu stürzen, die zu entkommen versuchten. Dann und wann sauste der brennende Rumpf irgendeines Flugzeugs vorbei und bot dem Reisenden das Schauspiel eines spektakulären Absturzes.
    Es war die reinste Postkartenidylle.
    Sealiah hatte diese Fahrten im Königlich Gekrönten Prinzen schon immer genossen. Solche Züge wurden heute nicht mehr hergestellt – oder zerstört. 63
    Doch ihr augenblicklicher Friede wurde von Julie Marks gestört, die neben ihr saß und sich auf der Kante der Sitzbank wand. Das arme Ding war nicht in der Lage, die luxuriöse
Umgebung zu genießen, weil es solche Angst vor Sealiah hatte. Zu Recht.
    Aber wenn Julie schon Angst vor Sealiah hatte, so fürchtete sie sich noch entsetzlicher vor den anderen hier, so sehr, dass sie sich weigerte, Sealiah von der Seite zu weichen.
    Die Aufsichtsratsmitglieder und ein paar Nachzügler waren auf dem Nachhauseweg. Sie hatten sich zu lange im Land des Lichts aufgehalten. Ihr Verstand und ihre Seelen waren erschöpft. Sich in solchem Mittelmaß bewegen zu müssen wirkte sich auf ihresgleichen immer so aus. Nach Hause zurückkehren zu müssen war für sie Segen und Fluch zugleich.
    Lev lag wie ein gestrandetes Meerestier auf zwei Sofas, die er zusammengeschoben hatte, und schlürfte durch einen Strohhalm Martinis. Ein Dutzend leerer Gläser rollte klirrend auf dem Boden neben ihm hin und her.
    Der verhutzelte Mulciber saß Uziel gegenüber und spielte mit ihm Schurkenschach. Wie zu erwarten war der Goldjunge dabei zu gewinnen: Er drängte Mulcibers Hure mit seinen Drückerkolonnen in eine Ecke des Spielbretts.
    Abby und Ashmed saßen, sehr zu Sealiahs Ärger, nebeneinander und führten ein angeregtes Gespräch über Mistkäfer. Sealiah schnappte nur den ein oder anderen Satz über Genfolgen, Langlebigkeit und Investitionen in Biotechnologieunternehmen in La Jolla auf.
    Sealiah hoffte, dass die kleine Zerstörerin sich nicht zu bald an Ashmed hängen würde – nicht, dass Abigail gewusst hätte, was sie mit ihm hätte anfangen sollen, wenn er ihr je ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Sealiah war noch nicht fertig mit Ashmed; für ein Weilchen brauchte sie seine Gunst noch für ihre politischen Machenschaften.
    Sie streckte den Arm aus und zog Julie nahe an sich heran. Das Mädchen hielt dagegen, aber die Gegenwehr machte Sealiah nur noch mehr Spaß.
    Dunkle Ringe umrahmten Julies Augen, und ihre Haut war totenbleich. Ihre Arme waren von Prellungen übersät. Schönheit war für Sterbliche etwas Zerbrechliches: Das Alter, zu viel
Sonne, zu viel Wind, nicht genug Schlaf oder der Tod – all das machte ihre Pracht flüchtig.
    »Hör mir zu«, flüsterte Sealiah Julie ins Ohr. »Sie werden dich vielleicht noch verhören. Lüg nicht. Das würden sie merken, und es würde ihnen nicht gefallen. Aber enthüll ihnen auch nicht alles. Verstehst du?«
    Sealiah ließ sie los.
    Julie starrte sie böse an, nickte und rieb sich den Arm. Noch immer hatte sie einen Funken Trotz in sich.
    Sealiah spürte Julies Herz schlagen, spürte die Hoffnung darin. Begriff dieses Mädchen das Ausmaß des Geschenks, das Eliot Post ihr gemacht hatte? Sogar Sealiah verstand nicht völlig, welche Auswirkungen es haben konnte, einer bis in alle Ewigkeit Verdammten ewige Hoffnung einzuflößen.
    Es war mit Sicherheit ratsam, Julie Marks im Auge zu behalten.
    Das Pfeifen des Zuges erklang – die Schreie von hundert brennenden Seelen -, und er wurde merklich langsamer. Der Königlich Gekrönte Prinz lief in einen geschlossenen Bahnhof ein. Rauchwolken und Funken wirbelten um den Waggon.
    Am Bahnhof standen andere Züge, manche vergoldet und geschmückt, während andere auf Magnetschienen schwebten; einer war nur ein dampfender Rosthaufen. Aus diesem heruntergekommenen Gefährt trat eine dunkle Gestalt

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