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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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wusste, dass diese Leute so etwas kein zweites Mal sagten.
    Mr. Mimes seufzte tief auf. »Das hatte ich leider fast vergessen; wir sollten uns vielleicht erst mit dieser Angelegenheit befassen.«
    »Das finde ich auch«, murmelte Lucia kalt. »Die Entscheidung über das Schicksal der Zwillinge wird für den Augenblick vertagt, während der Rat über die angemessene Bestrafung für Henrys fehlgeleiteten Fahrer befindet.«
    Fehlgeleitet – das war ein anderes Wort für »Regelbrecher«. Und Robert wusste, was Regelbrechern in der Liga zustieß. Ihnen wurde eine Ewigkeit lang die Leber herausgerissen. Oder sie wurden in Marmorstatuen verwandelt und dann zermahlen, um irgendjemandes Einfahrt zu pflastern.
    Robert hatte sie gestern Nacht alle hintergangen. Mr. Mimes hatte ihn allein gelassen, also war er bei Sonnenaufgang zum Rand des Militärstützpunkts gefahren, um Eliot und Fiona abzuholen.
    Fiona hatte auf ihn gewartet; der Stützpunkt hinter ihr war von Nebel umhüllt gewesen. Sie hatte erleichtert und verängstigt ausgesehen … und eindeutig so, als ob sie eine Mitfahrgelegenheit hatte gebrauchen können.

    Jetzt sah Robert Mr. Mimes hoffnungsvoll an.
    Sein Arbeitgeber biss die Zähne zusammen und schüttelte leicht den Kopf.
    Robert fühlte sich, als hätte er einen Dolchstoß in die Brust bekommen, denn diese eine Geste sagte ihm, dass Mr. Mimes ihn eindeutig nicht deckte.
    »Ich weiß noch nicht einmal, wo ich anfangen soll.« Lucia hob den Bericht hoch und schlug die letzte Seite auf. »Mr. Farmingtons Handlungen hätten dazu führen können, dass diese Prüfung als ungültig eingestuft wird. Die Zwillinge sollten eigentlich auf sich gestellt sein, wenn sie den Militärstützpunkt verlassen.« Sie las weiter. »Und wir haben Regeln über Fahrer, die sich mit Ligamitgliedern verbrüdern … selbst mit potenziellen Ligamitgliedern.«
    »Ich habe gehört«, fügte Mr. Mimes hinzu, »dass es sogar zu einem Kuss gekommen sein könnte.«
    Robert konnte es nicht fassen. Das musste ein Missverständnis sein – ein Witz. Mr. Mimes hatte ihn angewiesen , diese Dinge zu tun. Na gut, vielleicht nicht gerade, was den Kuss betraf, aber doch, was alles andere anging.
    Robert wollte aufspringen und etwas sagen. Aber er konnte es nicht. Er war plötzlich zu schwach, die Arme zu heben oder auch nur den Mund zu öffnen.
    Mr. Mimes kam zu Robert. »Es tut mir so leid, dass du das durchmachen musst«, flüsterte er. »Ich muss dich bitten, mir meine Schlüssel zurückzugeben.«
    Es hätte Robert weniger wehgetan, mit einem Vorschlaghammer niedergestreckt zu werden. Die Schlüssel waren das Symbol seines Amtes. Fahren war sein Leben.
    »Sie … feuern mich?«
    Mr. Mimes sah gepeinigt drein, als er Robert die Schlüssel aus der zitternden Hand nahm.
    »Feuer«, überlegte Lucia laut. » Das ist ein guter Vorschlag.«
    »Oh, bitte.« Mr. Mimes wandte sich ihr zu. »Ich gebe zu, dass der Junge ein paar Regeln gebrochen hat, aber es ist kein echter Schaden entstanden. Sperren wir ihn einfach für ein paar hundert Jahre ein, so dass er darüber nachdenken kann.«

    »Immer so gnädig mit den Mietlingen«, sagte Lucia. »Na gut, wenn es keine Einwände gibt …«
    Ein paar hundert Jahre? Eingesperrt? Die Freiheit bedeutete Robert alles. Wenn er nicht fahren durfte … Nicht spüren durfte, wie die Luft über sein Gesicht streifte … Neue Dinge zu sehen bekam … Dann war der Tod besser.
    »Wartet«, sagte Audrey Post. »Der Junge war freundlich zu mir. Ich verlange, dass wir seine Strafe verkürzen.«
    »Audrey bittet um Gnade?«, sagte Mr. Mimes, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Sollte sich auch die Sonne verdunkeln? Der Mond in Flammen lodern?«
    Sie sah ihn finster an, und sein Lächeln schwand.
    »Na gut, sagen wir glatte fünfzig Jahre – in Einzelhaft«, sagte Mr. Mimes. »Machen wir mit wichtigeren Dingen weiter.«
    »So sei es.« Lucia läutete ihr winziges Silberglöckchen.
    Robert fand endlich die Kraft aufzustehen. Er würde etwas sagen. Er hatte Mr. Mimes vertraut. Er hatte geglaubt, dass er ihn wirklich verstand … Dass ihm sogar etwas an ihm lag.
    Aber was sollte Robert ihnen erzählen? Sollte er Mr. Mimes verpfeifen?
    Nein. Trotz allem konnte Robert das nicht tun. Er war kein Verräter. Damit hätte er sich ja auf ihr Niveau hinab begeben.
    Stattdessen stand er da und starrte Mr. Mimes an, teilte ihm all seinen Schmerz, seine Enttäuschung und seine Wut in einem einzigen finsteren Blick

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