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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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weiter renoviert, um sie seinen Bedürfnissen anzupassen. Der Bodenbelag, die Lampen und Drähte waren herausgerissen. Was blieb, waren nackte Betonwände und Grundmauern. Nicht der rituell gereinigte Basalt, auf den er gehofft hatte, aber es würde reichen müssen.
    Dass er unter einem Laden stand, der Hunderte von Kruzifixen, Bibeln und segnenden Porzellanengelchen enthielt, die hilflos auf seine gotteslästerliche Person herabstarrten, empfand Louis als köstliche Ironie. Beinahe hätte er darüber vergessen können, dass er binnen weniger Minuten tot sein mochte.
    Er sah noch einmal auf die Armbanduhr und bemühte seinen Geist, um den Zeitverlauf zu verändern. Leider stand das in seiner derzeitigen Hülle als bloßer Sterblicher weit außerhalb seiner Macht.
    Zehn Minuten, höchstens dreißig – länger würde es seiner Einschätzung nach nicht dauern, bis einer seiner zahlreichen Verwandten versuchte, seinen Pakt mit Beal zu korrigieren. Und zwar dadurch, dass er seinen zerbrechlichen Körper zerschmetterte.

    Er war bereit. Sollten sie es doch versuchen.
    Dieses letzte bisschen Verräterei war fast nur eine Formalität; dann würden die richtigen Gemeinheiten losgehen.
    Louis kniete sich hin und überprüfte den Kreis, in dem er sich befand. Der Kreis war makellos sauber und gerade groß genug für seine italienischen Lederslipper (Größe 46).
    Rings um den Kreis erblühten Symbole und Linien quer über Boden, Wände und Decke – ein Lotos aus tausend Bogen und uralten Schriftzeichen. Wie immer bei Louis’ Plänen war der Kreis nicht das, was er zu sein schien.
    Er nahm den Rand noch einmal in Augenschein und prüfte den Raum mit den Fingerspitzen. Sogar mit seinem Machtvorschuss musste Louis sehr vorsichtig sein. Sein Plan erforderte ein Fingerspitzengefühl, über das er kaum mehr verfügte. Er hatte diesen besonderen Trick von dem Origamimeister Zhe dem Blinden gelernt. 64
    Pläne innerhalb von Plänen. Diese Verkomplizierung steigerte das Risiko, dass irgendeine von Louis’ Machenschaften schiefgehen würde. Aber was sollte er sonst tun, wenn er über so wenig Macht verfügte?
    Louis’ Hände zitterten. Lange Narben überzogen seine Handgelenke. Wie bei allen Dingen, die es wert waren, getan zu werden, hatte er für diesen Trick einen Preis bezahlen müssen. Die Hälfte der Markierungen auf dem Boden waren mit Pastellkreide und Textilstiften angelegt worden … den Rest dagegen hatte er mit seinem Blut geschrieben.

    Wie er dieses schwache Fleisch doch hasste! Aber war es nicht gerade diese flüchtige Zerbrechlichkeit gewesen, die einst, vor so langer Zeit, sein Herz erobert hatte? Empfand er deshalb nun etwas für Eliot?
    Oder war es eine zeitlich begrenzte Schwäche, die irgendwann weichen würde?
    Nein, er war wirklich stolz auf seinen Sohn. Der Junge war über seine teilweise rekonstruierte Meistersymphonie gestolpert und hatte sie beendet. Wahrlich, was hätte er von seinem Nachwuchs noch erwarten sollen?
    Louis ballte die Hand zur Faust, bis die Fingerknöchel knackten. Die Gefühle, die er für Eliot empfand, waren ein starkes Gift, das durch seine Seele strömte. Liebe? Erst Gott, dann die, die er für die vollkommene Frau gehalten hatte, und jetzt auch noch sein Sohn? Hatte er die Lektion nicht in aller Härte gelernt? Aus Liebe erwuchs nie etwas Gutes.
    Vielleicht gab es irgendein Antibiotikum, mit dem er sich von diesen kränklichen Gedanken befreien konnte, bevor seine Gliedmaßen brandig und schwarz wurden und abfielen.
    »Führst du Selbstgespräche?«, fragten die Schatten. »Du klingst wahnsinnig.«
    Louis schaute auf. Die Dunkelheit in der Kellerecke verdichtete sich zu einem riesigen Mann. Teile des Schattens klärten sich zu breiten, samoanischen Gesichtszügen und harten, glitzernden Augen. Die Gestalt machte zwei Schritte auf ihn zu. Ihre schwarzen Schuhe sanken herab und vermischten sich mit den Symbolen auf dem Fundament, als wären sie Schlamm.
    Urakabarameel, der Herr der Schatten und des Flüsterns. Sein Erscheinen verwirrte Louis für einen Augenblick, denn er war Beals Lakai, nicht der Außenstehende, der seiner Erwartung nach hätte erscheinen müssen, um ihren Handel aufzuhalten.
    Sofern Uri nicht beides war?
    Uris Seele gehörte Beal, aber sein Herz wurde vielleicht noch immer von der Mohnkönigin gefangen gehalten.

    Louis seufzte erleichtert auf. Uri war wie ein gewöhnlicher Schachturm. Er bewegte sich mit mörderischer Durchschlagskraft, aber seine Muster waren

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