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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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die erkennbar blieben, waren die Geigensaiten, aber sogar die wirkten leicht verschwommen – sie wurden so schnell gezupft, dass sie mehr ein Nebel aus Vibrationen zu sein schienen.
    Fiona holte tief Luft, halb Atem, halb Seufzen … und nahm den Geruch von Sardinen, Schweiß und schwefelhaltigen verbrannten Streichhölzern wahr. Unsauber war das Wort, das an die Oberfläche ihres verblassenden bewussten Verstands drängte.
    Und während sie zusah, wie die Vibrationen ihr Gesichtsfeld füllten, kam ihr ein anderes Wort in den Sinn: Chaos .
    Chaos, nimmer endender Aufruhr, unkontrollierte und wilde Zwistigkeiten, die sie fortschwemmten. Aus irgendeinem Grund, den sie nicht recht zu benennen vermochte, machte der Gedanke daran sie noch wütender als der an den ungewaschenen alten Mann.
    Sie starrte die Saiten böse an, konzentrierte sich auf eine einzelne davon, als könnte sie, wenn sie nur kräftig genug hinstarrte – wie Großmutter -, dieses Gefühl zurückdrängen, dass sie die Kontrolle verlor.
    Mit einem lauten Ton riss die Saite.
    Die Hand des alten Mannes flog von seiner Geige weg, und er lutschte am Zeigefinger.
    Nach einer Sekunde zog er ihn aus dem Mund. Fiona sah Blut hervorquellen, an der Stelle, wo die Saite ihn getroffen hatte.
    Der alte Mann sah erst Eliot, dann Fiona an und sagte, noch immer lächelnd: »Na, ich will verflucht sein.«
    Seine Stimme war ein volltönender, samtiger Bariton. Nicht gerade das, was Fiona von jemandem erwartet hätte, der so schäbig aussah.
    »Das war großartig«, hauchte Eliot.
    Der Mann nickte Eliot zu und verneigte sich leicht. Er griff in die Falten seines zerlumpten Mantels und zog einen Wachspapierumschlag heraus. Darin befanden sich aufgerollte Saiten. Wie ein Bühnenzauberer wies er auf das Paket und strich dann mit einer Hand über das Holz seiner schadhaften Violine.
    Fiona klopfte ihrem Bruder auf die Schulter und zog ihn sanft zurück. Zu dem alten Mann sagte sie: »Wir müssen zur Arbeit. Vielen Dank.« Ihr eisiger Tonfall machte jedoch deutlich, dass »Dank« das Letzte war, was sie ausdrücken wollte.
    Das Lächeln des Penners verblasste ein wenig. Er verneigte sich wieder vor ihnen und begann, die zerrissene Saite aus dem Wirbelkasten zu drehen.
    »Komm schon.« Fiona zerrte an Eliot.
    Ihr Bruder wirbelte herum; seine Augen verengten sich.
    »Wenn wir zwei Tage in Folge zu spät kommen«, sagte sie, »dann platzt Mike wirklich.«
    Eliots verärgerte Miene schmolz zu einem Ausdruck der Besorgnis zusammen. »Ja.« Er warf einen Blick zurück zu dem alten Mann und winkte. Das strahlende Lächeln des alten Mannes kehrte zurück.
    »War das nicht richtig toll?«, flüsterte Eliot Fiona zu.
    »Nein«, antwortete sie unbewegt. »Es war ziemlich unheimlich.«
    Doch Fiona begann, Eliots Faszination angesichts der Musik
zu verstehen. Sie hatte sie an einen anderen Ort versetzt. Wäre es wirklich so schlimm gewesen, wenn Großmutter Eliot sein dummes Radio erlaubt hätte? Oder hatte sie Recht? Wäre das eine zu große Ablenkung gewesen?
    Sie eilten um die Ecke und sahen, dass sämtliche Parkplätze rund um die Kreuzung Midway Avenue mit der Vine Street von glänzenden SUVs und Mercedes-Cabrios belegt waren.
    Touristen. Ringo’s würde überfüllt sein.
    Sie überquerten die Straße und rannten die Stufen zum Pizza Palace hinauf.
    Eliot hielt die Tür auf, und ein kalter Luftzug aus der Klimaanlage traf Fiona. Sie erschauerte.
    Mike stand am Kassentresen. Er hatte gerade eine Vierergruppe an Linda weitergereicht, damit sie sie zum Tisch führen konnte. Er warf einen Blick auf Eliot und Fiona; alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
    »Ihr macht wohl Witze«, sagte er. »Heute geht das Pinot-Noir-Festival in Napa los – das Lokal ist rappelvoll, und ihr beiden geht und durchwühlt die Altkleidersammlung nach aussortierten Faschingsklamotten?«
    Fiona errötete so heftig, dass sie trotz der Klimaanlage wieder zu schwitzen begann.
    Eliot trat vor, um sie zu verteidigen. »He, sag uns nicht …«
    »Der Knirps«, sagte Mike und unterbrach Eliot, »kann sich gerne wie eine Missgeburt anziehen, wenn er das will. Aber du …« Er musterte Fiona ungläubig. »Wenn du das trägst, vergeht allen der Appetit.«
    Das bestätigte alles, was sie befürchtet hatte: Ihr Geburtstagskleid sah wirklich wie ein misslungenes Halloween-Kostüm aus, schön mit einer Schleife umwickelt, um das i-Tüpfelchen auf das Geschenk der Demütigung zu setzen.
    Sie hasste es, zu dieser Familie zu

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