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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Sie heute Morgen gespielt haben.« Eliot schlich näher an ihn heran.
    Fiona stieß frustriert ein zischendes Seufzen aus.
    Der Mann konzentrierte sich auf Eliot, und sein groteskes Lächeln verschwand. »Du erinnerst dich daran?«
    »Ob ich mich daran erinnere? Oh ja!« Dass jemand wirklich Musik gespielt hatte. Für ihn. Es war das beste Geburtstagsgeschenk gewesen, das ihm je jemand gemacht hatte.
    Eliot summte die Melodie. Seine Hand klopfte den Rhythmus auf sein Hosenbein, ahmte die Fingerbewegungen auf einer eingebildeten Geige nach, sogar mit kleinen Vibratobewegungen, als würde er wirklich spielen. Es war albern. Er
spielte nicht wirklich. Er hatte in seinem ganzen Leben noch kein Musikinstrument gespielt.
    Eliot rechnete damit, dass der alte Mann lachen würde, aber er tat es nicht.
    Die Augen des alten Mannes weiteten sich, als er Eliots Spielbewegungen genau verfolgte. »Die meisten können sich nicht daran erinnern. Es ist schließlich eine ganz triviale Melodie – zum einen Ohr hinein, zum anderen wieder hinaus, wie eine edle Regung.« Der Mann schnippte mit den Fingern und sah Eliot mit zusammengekniffenen Augen an. »Aber du erinnerst dich wirklich – mehr noch!«
    Der Mann musterte Eliot eine ganze Weile, schien schließlich eine Entscheidung zu fällen und sagte: »Das Lied war ein Kinderlied. Es heißt ›Irdische Verstrickung‹.« Er warf einen Blick zu Fiona. »Hat dir das Lied auch gefallen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Es war in Ordnung.« Fiona sah an ihnen vorbei zur Mündung des Gässchens.
    Eliot sah ebenfalls hin.
    Dort stand ein Hund und schnüffelte in der Luft. Er war groß wie eine Deutsche Dogge, aber zugleich so massig wie ein Rottweiler. Sein braunes Fell sträubte sich, und er bewegte den gewaltigen Kopf über den Asphalt hin und her, schnaubte und schnupperte. Er trug ein Halsband, das mit grünen Strasssteinen besetzt war. 10 + 11

    Eliot stellte sich vor, wie dieser Hund ihn packte und wie ein quietschendes Spielzeug schüttelte, bis die Füllwatte herausfiel. Sein Instinkt riet ihm davonzulaufen. Sofort.
    Das war dumm. Der Hund hatte es nur auf die Reste im Müll abgesehen. Das war alles.
    Der alte Mann machte zwei Schritte vorwärts und stellte sich zwischen Eliot und den Hund. Er hielt eine Hand hinter sich, um Eliot zu mahnen zurückzubleiben. Mit der anderen Hand griff er in seinen Mantel und zog einen Fetzen Zeitungspapier hervor, den er dem Tier hinhielt.
    Eliot reckte den Kopf, um besser sehen zu können.
    Auf das Papier war ein Muster gedruckt, das wie ein Dutzend geometrischer Probeabzüge aussah – alle übereinander. Je angestrengter er hinstarrte, desto mehr Schichten erschienen. Es waren auch kleine Symbole dabei: Eliot erkannte griechische Buchstaben, Keilschrift und andere, ihm unbekannte, die in einem Schwarm unfassbarer Bedeutung trieben.
    Vielleicht war es ein Hologramm, das die Illusion von Tiefe vermittelte, wenn man es genau im richtigen Winkel hielt, aber eigentlich nur zweidimensional war.
    Eliot blinzelte; pulsierende Nachbilder trieben durch sein Gesichtsfeld.
    Der Kopf des Hundes ruckte hoch, und er starrte das Papier böse an. Er schnüffelte noch heftiger als zuvor; ein Rinnsal von Rotz floss ihm aus einer Nüster. Dann schüttelte er den Kopf und spazierte davon.
    »Hunde«, murmelte der alte Mann. »Man kann nie vorsichtig genug mit ihnen sein. Ich selbst bin eher ein Katzenliebhaber.«
    Er knüllte das Papier zusammen und warf es weg, aber Eliot bemerkte noch, dass das Muster, das er zu sehen geglaubt hatte, verschwunden war.
    Der alte Mann richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Na, worüber haben wir gerade geredet? Pizza? Oder Musik?«
    Fiona schob sich näher an Eliot heran, versetzte ihm einen Rippenstoß mit ihrem spitzen Ellenbogen und machte eine ruckartige Kopfbewegung zu Ringo’s hinüber.

    Eliot sah, dass die Schatten in der kleinen Gasse lang waren. Der Himmel über ihnen wies schon das Bleigrau des Nachmittags auf, da Wolken von der Küste her kamen und wie eine Decke über Del Sombra lagen.
    Er schüttelte den Kopf, um die Spinnweben zu verscheuchen; er fühlte sich orientierungslos. Das musste der Schock sein, wegen all dem, was heute passiert war. Er fühlte sich auch schmutzig: Seine Kleidung war noch immer von Schweiß und Fett durchtränkt, dazu noch mit einem Geruch nach Verbranntem, den er nie wieder riechen wollte.
    »Wir gehen jetzt besser«, sagte er zu dem alten Mann. »Tut mir leid, aber unsere Großmutter

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