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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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schwarze Strähnen erkennen. Seine Augen glühten wie zwei blaue Kohlenstücke. Er lächelte beim Spielen.
    Eliot lächelte ebenfalls und hüpfte mehr oder minder auf ihn zu.
    Die Midway Avenue, die Gebäude, Ringo’s , sogar Fiona neben ihm entfernten sich wie durch einen Tunnel, und es gab
nur noch den Mann und die Geige und die Saiten … und dann nur noch die Musik.
    Eliot wollte tanzen und singen, was das Peinlichste gewesen wäre, was er je getan hatte, also zügelte er seine wachsende Erregung, bewegte sich aber dennoch weiterhin vorwärts.
    Er erkannte seine Musik. Er hätte es beinahe nicht bemerkt, weil sie so vielschichtig war. Es war dasselbe Lied, das der alte Mann gestern gezupft hatte. Wie hatte er es genannt? Irdische Verstrickung?
    Eliot hielt es für ein Kinderlied, so eingängig war die Melodie, wie »Old MacDonald Had A Farm«. Allerdings fühlte sich dieses Lied hier älter an. Eliot glaubte, dass er es schon früher gehört hatte, dass es ihm vielleicht einmal jemand vorgesungen hatte, als er ein Baby gewesen war.
    Seine Hand bewegte sich, versuchte, die Noten zu zupfen – als hielte er selbst eine Geige. Aber das war albern. Er konnte nicht spielen. Er hatte dank Großmutters Regel 34 noch nicht einmal in seinem Leben ein echtes Instrument berührt.
    Eliot malte sich aber aus, er könnte spielen. Er hätte die Melodie anders komponiert, etwas langsamer, eine andere Variation hier und da. Er träumte, er sähe eine Kinderschar um sich herumtanzen und einen Maibaum, der mit Bändern in allen Regenbogenfarben umwebt war, höre Gelächter und einen Chor, der mitsang:
    Wer jung ist, eilt zu rasch voran,
das Lebensrad hält nimmer an,
bald groß und voller Sünde dann -
da fängt der Spaß erst richtig an!
    Fiona berührte Eliot an der Schulter, und er erwachte abrupt aus seinem Tagtraum. Sie standen an der Einmündung eines Gässchens in die Midway Avenue.
    Eliot hätte die Hand seiner Schwester mit einem Schulterzucken abgeschüttelt, wenn da nicht der zerbrechliche Waffenstillstand gewesen wäre, der nach dem Streit von gestern Nacht galt. Wenn sie die drohenden Prüfungen bestehen und
etwas über ihre Familie herausfinden wollten, dann mussten sie zusammenhalten. Außerdem schweifte sein Geist nicht ab, wenn sie so nahe bei ihm war.
    Der alte Mann beendete die Musik mit wildem Schwung und verneigte sich.
    Eliot klatschte. Fiona ließ ihn los.
    »Das war das Kinderlied, das Sie gestern gespielt haben«, sagte Eliot, »aber ganz verdreht und vielschichtig, stimmt’s?«
    Der alte Mann klopfte sich nachdenklich gegen die Lippe, und sein Lächeln verflog. »Ja, ja. Du hast hervorragende Ohren, wenn du die Melodie entziffert hast.«
    Eliot fragte sich, ob das eine Anspielung auf den Winkel war, in dem seine Ohren vom Kopf abstanden, beschloss aber dann, dass es sich um ein Kompliment handelte.
    Er streckte die Hand aus. Er wusste nicht, was er tat. Es war instinktiv, so, wie eine Pflanze sich dem Sonnenlicht zuwendet, eine ebenso unwillkürliche Handlung wie das Atmen – er griff nach der Geige und dem Bogen.
    »Darf ich es mal probieren?«
    Eliot errötete. Was dachte er sich nur? Brauchte man nicht jahrelange Übung, um eine Geige auch nur so klingen zu lassen, als ob Katzenkrallen eine Schiefertafel malträtierten?
    »Was tust du da?«, zischte Fiona hinter ihm. »Du hast so etwas doch noch nie auch nur angefasst.«
    Der Mann sah enttäuscht aus. »Du weißt nicht, wie …?«
    Natürlich, Eliot hatte noch nie zuvor eine Geige berührt, aber er wollte es unbedingt. Warum verdarb Fiona ihm nur immer alles?
    »Ich habe es noch nie versucht«, gestand Eliot.
    Der alte Mann zog die Geige weg.
    Eliot setzte rasch hinzu: »Also weiß ich auch nicht, ob ich es kann oder nicht.«
    Der alte Mann schnaubte, und ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln; aus irgendeinem Grunde fühlte sich Eliot plötzlich unbehaglich. Dann wurde der alte Mann ernst und starrte Eliot so an, wie Großmutter es konnte, blickte mitten in ihn hinein.

    »Dann solltest du es vielleicht tun.« Er reichte Eliot die Geige und den Bogen.
    »Die Regeln«, flüsterte Fiona. »Großmutter wird …«
    »… nie etwas erfahren«, murmelte Eliot. »Wenn wir ihr nichts erzählen.«
    Er nahm das Instrument.
    Es fühlte sich leicht und schwer zugleich in seinen Händen an, zu groß und zu klein für seinen Griff, sowohl unbehaglich als auch so, als sei es eine natürliche Verlängerung seines Körpers.
    »Sei vorsichtig damit«, sagte der

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