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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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vorführen.“
    Die stumpfen, nach innen gekehrten Augen der Frau veränderten sich nicht, als der weißbekittelte Arzt die Elektroden an ihren Geschlechtsteilen anschloß.
    „Etwas exzentrisch, unser guter Doktor“, sagte der Minister für Innere Sicherheit zu General Guzman. „Aber sehr amüsant.“
    „Ja, sehr amüsant.“ Guzman stellte sich neben den Doktor und gab seinem Adjutanten einen Wink.
    Der Adjutant machte ein Erinnerungsfoto.
    „Ich habe für die Demonstration ein sehr gefälliges Exemplar aus unserer reichhaltigen Sammlung ausgesucht“, schmunzelte Schreiber-Martinez zufrieden. „Ich werde jetzt mal mit einem kleineren Stromstoß anfangen, zum Aufwärmen sozusagen.“
    Von den Lippen der Frau löste sich ein tierischer Schrei.
    „Was ist denn“, sagte der Wissenschaftler verwirrt. „Ich habe doch noch gar nicht eingeschaltet.“
     
Strandleben mit kleineren Problemen,
die aber schnell gemeistert werden
     
    Gute Arbeit, Señor Dali. Sehr bizarres Szenenbild, Mister Coppola.
    Ich traute meinen Augen kaum, als ich aus dem Hubschrauber sprang und am Strand entlangstapfte.
    Wenn Dali seine Visionen in einem Beach Club angesiedelt hätte, wäre vielleicht so etwas Ähnliches dabei herausgekommen. Oder wenn sich Coppola vorgenommen hätte, einen intellektuellen Katastrophenfilm zu machen.
    Unrat, leere Flaschen, umgestürzte Liegestühle und Packungen mit grellen Werbeaufschriften bedeckten den ehemals makellosen Strand. Aufgespannte Sonnenschirme rollten in dem Chaos umher, wenn wieder eine Brise vom Meer kam.
    Aus dem zerborstenen Fenster des himmelblau gestrichenen Einkaufszentrums im Hintergrund hing ein lebloser Körper. Seine rechte Hand hielt eine Sechserpackung Bier umkrampft.
    Im Swimming-pool neben der Strandbar drehte sich im Schwimmreifen einer Gummiente ein etwa zehnjähriger Junge. In seiner Schläfe war ein Loch. Das Gesicht mit den glasigen Augen war angstvoll verzerrt.
    Nicht weit von ihm trieb ein junges Mädchen in einem knappen Bikini auf dem Rücken. Ihr langes, blondes Haar schwebte um ihren Kopf wie vergoldetes Seegras. Ein dicklicher junger Mann mit beginnender Glatze hatte seine Liege an den Rand des Pools geschoben und versuchte, ein ferngesteuertes Modellschiff zwischen ihre Beine zu lenken.
    In einem Liegestuhl saß regungslos ein tiefgebräunter Titelbildschönling mit Badeslip und Baseballmütze. Quer vor seiner Brust hielt er ein Gewehr, das er ab und zu hochriß, um eine Möwe abzuschießen. Dann sank er wieder zurück, und nur ein dünner Rauchfaden aus dem Cigarillo, das zwischen seinen weißen Zähnen klemmte, zeigte an, daß er noch lebte.
    Die anderen Urlauber bewegten sich durch diese absurde Kulisse, als sei nichts geschehen. Sie führten eigenartige, nachtwandlerische Konversationen oder schwankten mit Drinks aus der fast leergeplünderten Bar vorbei. Einige ölten sich mit automatischen Bewegungen ein und streckten sich dann in der Sonne aus. Ein Damengrüppchen in reiferen Jahren unterhielt sich angeregt über die anatomischen Vorzüge des toten Surf-Instructors, der auf seinem Brett an den Strand gespült worden war.
    Und über all dem stand ein postkartenblauer Himmel, und die meerwärts geneigten Postkartenpalmen rauschten im Wind.
    Sorglose Urlaubswochen unter südlicher Sonne. Inclusive Vollpension, Mord und Totschlag.
    Ich kickte eine Modezeitschrift zur Seite, stampfte die Hochglanz-Society in den Sand.
    Ein Hubschrauber erschien mit dumpfem Rattern über unseren Köpfen. Als er landete, verursachte er einen Sandsturm.
    Ein alter Mann im Smoking saß in der Nähe. Der Sand peitschte in sein Gesicht. Er verzog keine Miene. Der Sand fiel in sein Cocktailglas. Er hob es an die Lippen und trank. Der Sand knirschte zwischen seinen Zähnen. Er bemerkte es nicht.
    Ein Uniformierter sprang mit gezücktem Revolver aus dem Hubschrauber. Roussel folgte. Dann kam ein Unbekannter. Das mußte dieser Urs von Nicolay sein. Am Schluß steckte Klamm seinen stromlinienförmigen Kopf heraus. Dieser Pinscher hatte schon wieder gerochen, von wem es jetzt das Freßchen gab. Er quatschte auf Nicolay ein, als könnte er für jede Silbe Spesen abrechnen.
    Ich ging rüber zu ihnen. Roussel machte uns bekannt.
    Nicolay war ein schlanker, soigniert aussehender Mittvierziger mit grauen Schläfen. Er hatte eine verspiegelte Sonnenbrille auf, die seine Augen verbarg.
    Wortlos ließ er seinen Blick über die Trümmer unseres ehrgeizigen Urlaubsimperiums wandern.
    „Hätte

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