Gemischte Gefühle
die Hinwei s tafel hoffte, standen einige Happy Helpers bereit, um einen unerlaubten Grenzübertritt zu verhindern.
Manche bezeichnen die Happy Helpers als unsere Ferie n polizei. Ich finde das zu kraß. In der Praxis sind das einfach freundliche Helfer, psychologisch geschult und umgänglich, die für das erforderliche Mindestmaß an Ordnung in uns e rem Ferienparadies sorgen.
„ Sir? “
Er wedelte mit der Code-Karte vor meinem Gesicht he r um.
Ich nickte ihm einen flüchtigen Dank zu, während ich die Karte wieder an mich nahm, und huschte mit meinem E-Moke in das Urwalddickicht des Niemandslandes. Jetzt brauchte ich nur noch die richtige Musik. Ich schob eine Cassette rein. Die Synthesizerklänge von Jean-Michel Jarres EQUINOXE Part 5 wallten um mich auf, ein Oldie, das g e rade wieder ungeheuer beliebt war.
Behaglich lehnte ich mich zurück. Die Musik entspannte mich, versetzte mich in eine positive Stimmung. Ich fühlte mich sehr, sehr gut.
Noch.
Give a little, take a little. Oder:
Eine kleine Gefälligkeit für einen großen Kunden
DAS ORGANISIERTE PARADIES
Bericht von Michael Marker mit Fotos von Jay Kneissl
Jeden Morgen, wenn Georg Hartlmeier, 43, aufsteht, hüllt er sich in eine Toga und geht hinüber ins Kolosseum, um sich vor Tausenden von Zuschauern mit seinem Zimme r nachbarn zu prügeln. Ein Verrückter?
Dirk Höft, 32, liebt es da gemütlicher. Er sitzt lieber auf der Veranda seines 20-Zimmer-Herrenhauses und sieht se i nen Arbeitern beim Arbeiten zu. Oder er gibt rauschende Feste auf dem Raddampfer Delta Lady. Ein exzentrischer Millionär?
Keineswegs. Beide Herren sind ganz normal. Sie sind Bewohner eines Urlaubsparadieses auf Zeit, das es ihnen erlaubt, radikal aus ihrem Alltagstrott auszubrechen, in ganz neue „ Erlebnisbereiche “ einzutauchen.
Georg Hartlmeier wohnt im alten Rom. Obwohl er als Junge das Klostergymnasium in Metten an der Donau vo r zeitig verlassen mußte, spinnt er seitdem aufs Lateinische, wie er sich ausdrückt. Diesen Wunsch erfüllt er sich jetzt. Außerdem tut der agile Junggeselle etwas für seine Körpe r ertüchtigung: Er nimmt an einem Gladiatorenkurs teil und tritt mit anderen Kursteilnehmern täglich vor 3000 Mitu r laubern im Kolosseum auf. Dort genießt der Postobersekr e tär aus dem niederbayerischen Vilsbiburg das, was er in se i nem Alltagsleben so schmerzlich vermißt: öffentliche Au f merksamkeit und Anerkennung.
„ Der Urlaub meines Lebens! “ versicherte der „ Schorsch “ begeistert. Damit das auch alle wissen, schickt er Sturzbäche von Ansichtspostkarten nach Hause – Polaroids, die ihn in Toga oder Gladiatorenmontur zeigen, in verbissenem Zwe i kampf oder als zwischen Säulen wandelnden Philosophen. „ Mit dene Bildl ’ n kumm i ma vor wiara Filmstar “ , scherzt er. Er will wiederkommen, denn der ganze Spaß (Flug, Übernachtung und Frühstück) kommt ihn relativ billig: nur 8000 DM.
Dirk Höft läßt da schon größere Beträge in den Abrec h nungscomputer tippen. Ihn kostet sein Traumurlaub 15 000 DM – pro Woche. „ Aber ich würde auch mehr dafür za h len “ , versicherte er. „ Das ist die Sache wert. “
Die „ Sache “ ist ein Aufenthalt in einem weißen Herre n haus, in dem er von zahllosen schwarzen Dienern umsorgt wird. Das Haus befindet sich im Feriengebiet „ Old South “ in der Nähe von Alphaville , Louisiana. Es steht auf einem H ü gel in einem weitläufigen, betäubend nach Magnolien du f tenden Park. Wenn Dirk Höft auf seiner schattigen, säule n bestandenen Veranda sitzt, hört er die Worksongs der Skl a ven von den nahen Feldern. „ Es ist schon ein unglaubl i ches Gefühl von Macht und Luxus “ , schwärmt er. Der geschied e ne Product Manager in einem großen Zigarettenkonzern fi n det es „ großartig, was hier verwirklicht wurde. Es ist wie ein Traum “
Hartlmeier und Höft wohnen nicht weit voneinander en t fernt. Von Louisiana nach Rom sind es nur 40 km. Denn die beiden Ferienparadiese befinden sich auf Holiday World, einer Philippineninsel in der Sulu-See. Hier, unter Palmen und ewig blauem Himmel, ist in den letzten Jahren ein eh r geiziges Projekt aus dem Boden gestampft worden. Der Bauherr: Tour Futur, ein Konsortium der größten europä i schen Touristikunternehmen mit japanischer und austral i scher Beteiligung.
Dieser Freizeitkonzern mit Sitz in Zürich hat vom phili p pinischen Staat die fast unbewohnte Insel Lemurao gekauft und sie i n e ine Miniaturausgabe
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