Gemischte Gefühle
des entsetzten Science Fiction-Autors Schwager mit klassischer Grabesstimme. „ Zuwide r handlungen ziehen die sofortige Vernichtung nach sich. Weiteres wird die Kakerlakenkonferenz festlegen. “
„ Was? Was? “
„ Ein gigantisches Komplott von Kabbalisten und Koll a borateuren. Verdammt schlaue Teufel unter der Cheops-Pyramide. Deshalb habe ich den Mutantenkakerlakeninte n danten alarmiert. “ Günthers verengte Pupillen rucken ar g wöhnisch nach links und rechts; sein Blick ist kalt und hi n tergründig. „ Aber nichts weitersagen. Nur der Mutantenk a kerlakenpastorkandidat weiß noch Bescheid. Meine Sti m men sprechen auch zu ihm. “
„ Mutantenkakerlaken? Stimmen? Günther, um Himmels willen …!“
„ Der durchschnittlich begabte Mutantenkakerlak hat zirka achtundneunzig Beine, zehn Tentakel, sechs Stielaugen und drei ausfahrbare Freßhälse. Die Mutantenkakerlaken sta m men von im Bermuda-Dreieck gestrandeten Touristen ab. “
„ So etwas gibt es doch gar nicht, Günther. Komm zur Vernunft! Deine Nachbarn sind gewaltig sauer auf dich. “
Günther mustert ihn kurz mit der nur halb verhohlenen Geringschätzigkeit des Eingeweihten für die Ahnungslosen. „ Alles andere durch die Kakerlakenkonferenz “ , sagt er u n wirsch; und macht auf dem Absatz kehrt, um sich mit steifen Schritten zu entfernen.
„ Das ist alles, was du erreicht hast?! “ kreischt des Autors leibliche Schwester nach seiner Rückkehr ins demolierte Haus seines Schwagers, wo ihre gemeinsame leibliche Mu t ter nun auf den Bestandteilen verschiedener Polster liegt, auf der Stirn einen feuchten Waschlappen, und schnarcht wie ein Flußpferd. „ Ja, bist du denn zu nicht s z u gebrauchen?! Wenn du nicht die Absicht hattest, deinen Verwandten in dieser Notlage beizustehen, solltest du dich nicht aufg e drängt haben, bloß um alles durcheinanderzubringen. Hast du Dr. K. getroffen? Hast du deinen Rechtsanwalt verstä n digt? “
„ Ich habe Dr. K. nicht getroffen und auch keinen Wert darauf gelegt. Und was meinen Rechtsanwalt angeht, liebe Schwester, so war es dein erklärter Wunsch, daß ich ihn h e raushalte. Aber er könnte, falls dich das tröstet, vorerst s o wieso nichts unternehmen. Es liegt ein ordnungsgemäßer richterlicher Beschluß zu Günthers Zwangseinweisung vor. Und davon, daß ich irgend etwas durcheinandergebracht hätte, kann wohl gar keine Rede sein. “
Des so ungerecht behandelten Autors leibliche Schwester stampft mit den Füßen auf, erst mit dem einen, dann mit dem anderen Fuß, und läßt das rote Haar mit einem Ruck über ihre Schulter wallen. „ Du hochnäsiger Klugscheißer “ , faucht sie. „ Glaubst du vielleicht, du könntest dir was ei n bilden, weil du dich Schriftsteller nennen darfst? Mögl i cherweise wäre es Günther nie so ergangen, hättest du nicht diesen Science Fiction-Mist geschrieben! “ Sie sucht wieder einmal ihre Zigaretten.
„ Und hättest du einmal bloß eine Zeile von dem gelesen, was dein leiblicher Bruder seit vielen Jahren schreibt “ , an t wortet heftig euer nun am Ende seiner Nervenkraft ang e langter Science Fiction-Autor, „ wüßtest du, daß ich nie e i nen derartigen Scheißdreck geschrieben habe, wie Günther ihn zu lesen pflegte. Bin ich denn mit ihm verheiratet, oder bist du ’ s? Wäre es nicht deine Sache gewesen, ihm die Astroarchäologie und den ganzen anderen mystischen Scheiß auszureden? Oder wenigstens gelegentlich vernün f tig mit ihm darüber zu diskutieren? “ Er breitet die Arme aus und sieht zu, in dieser Gebärde erstarrt, wie sich seine leibl i che Schwester mit zittrigen Händen und fahrigen Bewegu n gen eine Zigarette entzündet. „ Ach, es hat ja keinen Zweck! Mach doch, was du willst. “
„ Das werde ich auch. “ Sie bläst Qualmwolken aus ve r preßten Lippen. Ihr Blick ist stier wie bei jemandem, der sich von aller Welt verlassen wähnt und gerade in übe r menschlichen Trotz hineinsteigert; ihre Stimme klingt fein d selig kalt. „ Das werde ich auch. Ich werde einen Anwalt meines Vertrauens damit beauftragen, deine Schriften zu prüfen, ob sie nicht verboten gehören. “
„ Ach! Ach! Hach! “ Euer verzweifelter Autor schlägt die rechte Faust in die Handfläche der Linken, daß es klatscht. „ Das ist j a w ohl das Letzte! “ Aber es ist, erkennt er, tatsäc h lich vollkommen zwecklos, sich weiter mit seiner leiblichen Schwester zu befassen oder irgendein Engagement zu ze i gen. Mag die rauhe Wirklichkeit seiner
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