Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Chance. Und wenn sie gewi n nen, bleiben Sie am Leben – alle Zoodirektoren der Welt freuen sich, daß sie auf diese Weise Schaustücke aus fre m den Welten bekommen, noch dazu solche, die unter den Klimabedingungen der Erde existieren können. “
    Während er sprach, blickte ihn Christa immer wieder von der Seite her an. Jetzt hatte er für Momente seine Kälte ve r loren – man spürte das Engagement in seinen Worten. Sie berührten Christa mehr, als sie sich anmerken ließ. Als er geendet hatte, sagte sie nur leise: „ Ich habe nicht die Tiere gemeint. “
    Sonst benutzte Alf die Untergrundbahn, um in sein Apartment zu kommen. Diesmal brachte ihn Christa in i h rem Auto hin. Als er ausstieg, fragte er sie, ob sie mit ihm kommen wolle. Es war ein spontaner Einfall, den er sich selbst nicht erklären konnte, eine Reaktion auf irgend etwas in ihrem Verhalten, das er zweifellos nicht bewußt empfu n den hatte. Kaum waren die Worte ausgesprochen, so spürte er so etwas wie Verlegenheit, und er wollte mi t e inem Hi n weis auf die gute Aussicht von seiner Wohnung oder auf die neue Stereoanlage fortfahren, doch noch ehe er dazu kam, hatte Christa schon zugesagt. Sie parkte ihren Wagen und ging mit ihm.
    Er fühlte sich noch immer unsicher, als sie sein Apar t ment betraten, aber Christa benahm sich völlig unbefangen und natürlich. Sie ging von selbst in die Küche, um ein Mixgetränk zusammenzubrauen, etwas aus Milch und Früchten, denn Alf trank weder Kaffee noch Alkohol. Dann saßen sie zusammen vor der Fensterwand und sahen über die flachen Dächer der neuen Stadtteile, die um das Stadion herum entstanden waren – es war eine ganze Industrie, die davon lebte. Aber jetzt dachten sie nicht an Magazine, Fer n sehinterviews, Publicity Shows, sondern sie blickten über die Szenerie, als wäre es ein fremdes Land mit fremden B e wohnern – so, als ob sie Abstand von allem hätten, als wäre diese Kulisse nur aufgebaut, um mit ihrem nebelverhang e nen kubischen Relief das Besondere der Situation zu u n terstreichen, die sich überraschend ergeben hatte.
    Alf hatte Christa nie sonderliche Beachtung geschenkt, nicht deshalb, weil sie ihm nicht gefallen hätte oder weil sie, wie man munkelte, die Geliebte des Direktors war. Er hatte sich nicht für sie interessiert, weil er sich für niemand anders interessierte, weil er in seiner Aufgabe völlig aufging. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte er sich an diesem Abend ungemein wohl, und fast war ihm, als lernte er eine Dime n sion des Lebens kennen, die ihm bisher entgangen war. Er hatte sich immer als Einzelgänger gefühlt, und er war auf seine Unabhängigkeit stolz gewesen. Oft war es ihm schwer gefallen, Distanz zu halten, es hatte Männer gegeben, Abe n teurer wie er, die ihn gern zum Partner gehabt hätten, und auch einige Frauen, die es gar nicht zu verbergen versuc h ten, daß er ihnen gefiel. Aber ihnen allen war er ausgew i chen, hatte sich von ihnen getrennt, oft abrupt und rüc k sichtslos – sobald er merkte, daß sich da eine Bindung erg e ben könnte, die seine Freiheit behindern würde. Deshalb schätzte er die Mädchen, die sich in der Nähe der Rau m flughäfen herumtrieben – weil sie wußten, was die Männer, die von langen Expeditionen zurückkamen, Jäger und Pr o spektoren, brauchten und wofür sie Geld übrig hatten. Das war ein ehrliches Verhältnis, jeder wußte, was er wollte und was er zu geben bereit war, und einige Stunden später war alles vorbei und vergessen, man fühlte sich entlastet und frei.
    Und nun war ein Mädchen bei ihm, ganz anders als jene, die e r b isher kennengelernt hatte. Sie war hübsch und klug und hatte eine feste Position im Leben, doch sie war mit ihm gekommen wie ein Flittchen vom Touristen viertel. Und als sie nun die Schuhe abstreifte, die Beine anzog und sich an ihn lehnte, da waren ihre Absichten völlig klar, und sie machte auch keinen Versuch, es zu verbergen. Er reagierte fast mechanisch, er zog sie an sich, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar, ließ eine Hand an ihrem Rücken spielen, wä h rend die andere ihre Wange streichelte, doch auf einmal merkte er etwas Ungewohntes in ihrem Verhalten, obwohl sie nichts anderes tat als alle anderen Mädchen eine Art rückhaltloser Hingabe, eine Intensität des Gefühls, die ihn erschreckte und wehrlos machte, zugleich aber auch das Empfinden ungeahnten Glücks. Ihm war, als kenne er dieses Mädchen seit Urzeiten her, und er spürte, so unglaublich es auch war, daß

Weitere Kostenlose Bücher