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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hat nicht gereicht. Man muß mit dem Gegner wachsen – das hat er nicht fertiggebracht. Er bekam etwas ab, und er hat sich viel zu schnell ergeben. Er hat seinen Tod verdient. “
    „ Wie hart du bist “ , flüsterte Christa.
    „ Ich muß hart sein, sonst kann ich diese Kämpfe nicht b e stehen. “
    „ Du gibst nicht auf, auch wenn ich dich darum bitte? “
    „ Nein “ , antwortete Alf.
     
    Es war erst sein vierter Kampf – das genügte noch nicht, um zum Publikumsliebling zu avancieren. Aber jeder der Käm p fe war ein Schritt auf seinem Weg, und schon jetzt fühlte er die Ruhe des Routiniers. Die Vorbereitungen gi n gen so selbstverständlich vor sich, daß er ihnen keinerlei bewußte Aufmerksamkeit schenken mußte, und die Schritte hinunter zum Schleusentor, durch das die Gladiatoren in die Arena traten, waren ihm schon so vertraut, daß er sich auch im Schlaf zurechtgefunden hätte.
    Und dann stand er draußen, im rieselnden Sand, gepa n zert, mit Machete, Elektropeitsche und Flammenwerfer au s gestattet. Ohne zu zögern bewegte er sich auf die Mitte zu. Wie aus weiter Feme drangen die Sprechchöre an sein Ohr, mit denen ihn das Publikum feierte. Es war ein rauschhaftes Erlebnis, und er brauchte es wie ein Süchtiger die Droge.
    Sein Herz schlug keine Spur schneller als sonst, und er war so ruhig, daß er sich selbst beobachten konnte: seine Aktionen, seine Entschlüsse, seine Gefühle. Er wußte, daß er der geborene Kämpfer war. Wie kann einer auf die Dauer bestehen, wenn er an die Gunst des Publikums denkt oder an Geschäfte in der Werbung oder in den Shows?
    Er hob die Peitsche und ließ sie knallen, daß die Funken sprü ht en … Er wollte das Tier, das dort drüben hockte, he r ausfordern, aus der Ruhe bringen.
    Jetzt bewegte es sich, eine Hornspinne, fast noch größer als jene, die er gestern auf dem Bildschirm verfolgt hatte. Auf ihren acht Beinen glitt sie über den Sand wie ein Luf t kissenfahrzeug, und obwohl sie sich auf einer weiten Spirale rund um ihn herumbewegte und ihm in halbseitlicher Ste l lung zugewandt war, hatte er den Eindruck, daß sämtliche rote Augenpaare auf ihn gerichtet waren.
    Wieder knallte er mit der Peitsche, und dann lief er einige schnelle Schritte auf das Tier zu. Dieses stand nun unb e wegt, nur die Haare des Nackenpelzes bewegten sich in Wellen. Und dann, schneller als es irgendein anderes Wesen vermocht hätte, kam die Spinne auf ihn zu, drei Meter hoch, sechs Meter breit, mit Beinen, von denen jedes den Leibe s durchmesser um ein Mehrfaches übertraf.
    Alf ließ einen kurzen Strahl aus seinem Flammenwerfer gleiten; und er richtete ihn auf eine dieser langen segme n tierten Gliedmaßen, um das Tier in seinen Bewegungen zu hindern. Er hatte gut getroffen. Die Spinne blieb einen M o ment stehen und hob das verletzte Bein, doch mit den übr i gen sieben lief sie dann genauso behend wie zuvor und kam weiter auf ihn zu.
    Nun gebrauchte Alf seine Peitsche, und im selben M o ment mußte er auch schon dem ersten Schlag mit dem g e fährlichen H o rn ausweichen.
    Jetzt erst begann der Kampf – alles andere war Vorg e plänkel gewesen. Und Alf war in seinem Element. Stöße aus dem Flammenwerfer, Hiebe mit der Peitsche, Schläge mit der Machete, blitzschnelles Parieren, Ausweichen, Abdu c ken … das Spiel lief, wie er es bestimmte. Er war voll ko n zentriert, nüchtern trotz aller kämpferischer Begeisterung, und obwohl ihn das ohrenbetäubende Geheul der Menge nur wie durch Watte hindurch erreichte, so war es doch das B e wußtsein, von den Wünschen und Hoffnungen unzähliger Menschen getragen zu sein, das ihn immer wieder neu b e stärkte und beflügelte.
    Und dann merkte er plötzlich, daß dieser Kampf schon länger dauerte als alle anderen zuvor und daß es Zeit wäre, ihn zu beenden. Er sprang vor, hob die Machete – und in dem Moment schnellte der Kopf der Spinne vor … So schnell, wie es kein Auge erfassen konnte, hatte er einen Stoß an die Hüfte erhalten, der ihn in einem hohen Bogen emporwarf und in den Sand fallen ließ. Einen M om ent lang blieb ihm der Atem weg, für einen Augenblick verstummte der Lärm um ihn herum, er lag regungslos auf dem Rücken, das Gesicht gegen den Hi m mel gewandt, und in der blendenden Helle des sonnendurc h wirkten gelblichen Plexid a ches der Überdachung erschien ihm Christas goldblondes Haar in einer fließenden Bew e gung, in einem Gefunkel auftauchender und wieder ve r schwindender Reflexe, und er wollte nichts als

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