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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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so liege n bleiben und dieser Bewegung fo l gen …
    Ein stinkender Hauch weckte ihn aus seinem Dämmerz u stand, der ekelerregende Atem des Tieres, und nun erinner t e er sich fast unwillig der bestürzenden Wirklichkeit. Er war wieder hellwach, und es war auch höchste Zeit, denn vor ihm, ganz nah, tauchte das Muster der roten Augen auf, und die beängstigenden Zackenreihen von Freßwerkzeugen, die nach ihm griffen. Er nahm alle seine Kraft zusammen, um sich zur Seite zu werfen, und dicht neben ihm stäubte der Sand.
    Alf sprang auf. Das Tier hatte sich ein wenig zurückg e zogen, aber schon näherte es sich wieder. Und in dem M o ment spürte er den Schmerz an der Seite, die Atemnot in den Lungen, die Schwäche in den Muskeln …
    Wieder war das Tier über ihm, er fand keine Zeit mehr, die Machete zu heben, sondern versuchte sich durch einen Sprung in Sicherheit zu bringen. Trotzdem streifte ihn das H o rn, und diesmal war es ein Arm, der durch einen Schlag gefühllos wurde und leblos herabhing. Der Flammenwerfer entglitt seiner Hand.
    Alf merkte, daß er schwächer und schwächer wurde. Was er sich aber mit weitaus größerer Bestürzung eingestehen mußte, war die Tatsache, daß er Angst hatte. Und dieses G e fühl war so ungewohnt für ihn, daß es ihn für einen Moment vom Geschehen ringsherum ablenkte, daß er sich selbst beobachtete – und registrierte, daß eine lähmende Kälte von seinem Magen aus in seinen Körper einsickerte … Seine Bewegungen wurden langsamer und kosteten ungeheure Mühe, als befände er sich inmitten einer zähflüssigen Masse. Unwillkürlich blickte er in das Rund des Stadions, aber die Menge, die sich auf den Rängen drängte, hatte nichts Menschliches an sich, und sicher nichts, das ihm irgendwie helfen konnte.
    Noch immer vermochte er sich den Angriffen des Tieres zu erwehren, und gelegentlich traf er sogar mit seiner M a chete oder mit dem Strang der Elektropeitsche. Dem Tier war allerdings keinerlei Wi rk ung anzumerken. Und während er nur noch mechanisch reagierte, fragte er sich nach dem Grund für sein Versagen. Er mußte an den gestrigen Abend denken, daran, daß er für kurze Zeit seine Grundsätze ve r gessen hatte, und vielleicht war das nun die gerechte Strafe, die ihn traf. Christa … war sie es gewesen, die die Angst in ihn gepflanzt hatte? Ihre Warnungen, ihre Befürchtungen …
    Da traf ihn wieder ein Schlag des Horns, und er sank in die Knie – die letzte Kraft war aus seinen Beinen gewichen.
    Wieder erinnerte er sich an die Szene, die er gestern g e sehen hatte. Und mit zähneknirschender Verzweiflung mu ß te er erkennen, daß es ihm nun ebenso ergehen würde, wie jenem anderen einsamen Kämpfer. Er würde einen qualvo l len langsamen Tod erleiden – wie ein Stück Vieh.
     
    Das Geschrei der tobenden Menge wurde durch die schal l gedämmten Wände ausgesperrt, doch die Lautsprecher g a ben ihn als leises Rauschen wieder – Untermalung zum G e schehen, das sich unten abspielte.
    Der Direktor saß vor dem Videoschirm, der die Kamp f fläche von oben zeigte. Ins Glas war ein rotes Koordinate n netz eingegraben. Neben ihm saß Christa, die Hände auf der Tastatur der Kontrollautomatik.
    „ Objekt auf C 7. Gegenstoß. Reaktionszeit 1,5 Sekunden. Objekt aufC8, D9 … Gut so! “
    Christas Hände hantierten wie auf einem Instrument. Von ihrem Sitz aus konnte sie beobachten, was auf dem Bil d schirm geschah, obwohl das für ihre Aufgabe nicht nötig gewesen wäre.
    „ Objekt auf D 7, D 8 … Reaktionszeit 1 Sekunde. Z u sammenstoß …“
    „ Er kämpft gut, nicht wahr? “ fragte der Direktor.
    Christa nickte kaum merklich.
    „ Objekt auf E 4, E 5, F 6, F 7 … parieren – Gegenstoß! “
    Im Gesicht des Mädchens zuckte es. Es zögerte.
    „ Gegenstoß! “ schrie der Direktor. „ Hast du nicht gehört? “
    Das Mädchen drückte eine Taste nieder. Ein tausen d stimmiger Schreckensruf ließ die Membranen der Lautspr e cher vibrieren.
    „ Reaktionszeit 0,5! “
    Christa hob die Hände von der Tastatur. „ Was hast du vor? Es ist doch erst sein vierter Kampf Du wolltest doch …“
    Der Chef wandte sich vom Bildschirm ab. „ Er ist dir doch gleichgültig, wie? “
    Das Mädchen nickte.
    „ Dann vorwärts! “ forderte er. „ G 3, G 2 … parieren – Gegenstoß! “
    Der Direktor starrte auf den Bildschirm, wartete …
    „ Warum machst du das? “ fragte Christa.
    „ Warum sollte ich nicht? “ fragte Göbli. „ Er ist zu schnell bekanntgeworden –

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