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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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wie
durch einen Schleier sah sie Bryce' flammende Augen direkt vor sich. Gemma zögerte
nicht. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und schlug zu.
    Bryce wurde von ihrem unerwarteten Angriff
völlig überrumpelt. Gemmas geballte Faust traf ihn am Jochbein, knapp
unterhalb des Auges. Für einen Augenblick sah er Sterne, bevor die Wut die
Oberhand gewann. Gemma hatte bereits wieder ausgeholt, als sich Bryce' Finger
um ihre Handgelenke schlossen und ihre Arme nach hinten zwangen.
    »Tu das nie wieder«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Erhebe nie wieder
die Hand gegen mich.«
    »Oder was?«, schleuderte Gemma ihm zornbebend entgegen. »Soll ich
stattdessen stillhalten und mich von dir betatschen lassen?« Noch immer wütend
versuchte sie, ihre Arme freizubekommen, aber Bryce' Hände schlossen sich wie
Stahlklammern um ihre Handgelenke, bis Gemma die Tränen in die Augen traten.
    »Wenn ich mich recht entsinne«, erinnerte er
sie unbarmherzig, »hast du es letzte Nacht durchaus genossen, von mir
betatscht zu werden.« Ungehindert glitt sein glühender Blick über ihre
zitternden, kaum verhüllten Brüste, deren Nippel sich zusammenzogen und
verlangend gegen den durchscheinenden Batist ihres Hemdchens drängten. Sie
schienen seinen heißen Blick bereits wie eine körperliche Liebkosung zu
spüren. Gemma fühlte, wie flammende Schamesröte ihre Haut überzog.
    Sie
versuchte Bryce zu treten, aber ihre langen Röcke behinderten ihre Bewegung.
Sie war machtlos gegen ihn, und so schnell ihr Zorn aufgeflammt war, so schnell
wuchs nun ihre Verzweiflung. Körperlich war sie nicht in der Lage, Bryce irgendeinen
nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen. Ihren Treffer verdankte sie nur dem
Überraschungsmoment, das sie jetzt nicht mehr auf ihrer Seite hatte. Bei seiner
Kraft und Größe konnte er sie in Stücke brechen, ohne dass sie etwas dagegen
tun konnte.
    Verzweifelt und voller Panik schlug Gemma deshalb instinktiv mit
der einzigen Waffe zu, die ihn verletzen konnte. Stolz warf sie ihren Kopf in
den Nacken und funkelte Bryce aus leicht zusammengekniffenen Augen an.
»Genossen?«, zischte sie verächtlich. »Ich würde es wohl kaum einen Genuss nennen, aus den Armen meines Traumliebhabers
gerissen zu werden, um mich unter einem keuchenden und schwitzenden Tier
wiederzufinden.« Bei jedem ihrer schneidenden
Worte hatten sich Bryce' Brauen ein Stückchen weiter unheilvoll
zusammengezogen. Unbewusst schlossen sich seine Finger noch fester um Gemmas
Handgelenke, bis die Knochen aneinander knirschten. Tränen schossen ihr in die
Augen, aber sie war viel zu wütend, als dass sie dem Beachtung geschenkt
hätte. Endlich, so schien es, hatte sie eine Lücke in seinem
undurchdringlichen Panzer gefunden. Unbarmherzig trieb sie nun ihr flammendes
Schwert voran.
    »Du hast mich zwar im Schlaf überraschen können, Bryce Campbell,
aber glaube deshalb nicht, ich würde deine Hände auf meinem Körper willkommen
heißen«, fauchte Gemma ihn weiter an und versuchte noch einmal erfolglos, sich
aus seinem Griff zu winden.
    Für einen scheinbar endlosen Moment starrte
Bryce sie an, als würde er sie überhaupt nicht wirklich wahrnehmen, und Gemma
fragte sich erschaudernd, ob sie zu weit gegangen war.
    Bryce stand wie erstarrt. Eisige, alles
betäubende Kälte erfüllte seinen Körper bis in den letzten Winkel seiner Seele
und drohte, sein Herz gefrieren zu lassen, als er es aus Gemmas eigenem Mund
vernahm, dass nicht er es war, von dem sie geträumt hatte, sondern ein anderer.
Sein Verstand war wie gelähmt und jeden Augenblick, da war er sich sicher, würde
sein Herz zerspringen. Wie war es möglich, dass der kalte Klumpen in seiner
Brust überhaupt noch schlug? Und wie war es möglich, dass die plötzliche
Gewissheit, dass Gemma sich wirklich nach den Armen eines anderen sehnte, eine
derart klaffende, blutende Wunde tief in seinem Innersten hatte reißen können?
    Der nagende, beißende Schmerz drohte ihn zu betäuben, aber Stück
für Stück begann Bryce, den schützenden Panzer in seinem Inneren wieder
aufzubauen. Mit jedem winzigen Stückchen wuchs seine Wut auf das, was Gemma
getan hatte, bis sie ihn wie eine alles verzehrende feurige Lohe erfüllte.
Gemma hatte sich in sein Herz geschlichen, heimlich und unbemerkt, um es ihm
dann, wenn er es am wenigsten erwartete, aus der Brust zu reißen und vor die
Füße zu schleudern.
    Gemma schrie erschrocken auf, als Bryce' Gesicht sich zu
einer wuterfüllten Maske verzerrte. Die Flut von Gefühlen, die sie

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