Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
Vom Netzwerk:
Probleme
fortgesetzt werden könnte. Ein Blick in die Takelage verriet ihr, dass
durchaus nicht die gesamte Besegelung gesetzt war.
    »Wir dachten, es ist besser, nicht noch weiter vom Kurs abzuweichen,
falls wir später einen Teil der Strecke wieder zurück müssen«, teilte Daniels
ihr mit.
    Gemma
nickte bedächtig. Die Dragonfly war ein Frachtschiff. Gewinn oder
Verlust der Reise hingen davon ab, wie schnell sie ihr Ziel erreichen würde.
Gemma wusste nicht, wie viel Kapital Bryce in diese Fracht investiert und ob er
Partner hatte, aber wenn noch immer galt, was ihr Vater ihr einst beigebracht
hatte, so konnte bereits eine einzige erfolglose Fahrt über das Schicksal eines
Handelshauses entscheiden.
    Sie wusste nichts über Bryce' finanzielle Situation. Gut, er hatte
von seinem Vater kein Geld angenommen, aber das bedeutete noch lange nicht,
dass er so sicher auf eigenen Füßen stand, wie es den Anschein hatte. Und sie
wusste, wie stolz Bryce war.
    Die Dragonfly war ein wunderbares
Schiff. Ein Klipper und noch sehr jung. überhaupt gab es diese Sorte Schiff
erst seit wenigen Jahren. Eine Errungenschaft der Amerikaner, mit der sie der
Seemacht England den Rang ablaufen würden, da war Gemma sich sicher.
Andererseits war die Dragonfly bestimmt nicht billig gewesen. Jessup
hatte gesagt, das Schiff gehöre Bryce. Sie konnte sich also nicht vorstellen,
dass er schuldenfrei war. Hing seine gesamte Existenz an dieser Ladung?
    »Mister Daniels, ist die Dragonfly das einzige Frachtschiff
mit Kurs auf New Orleans?«, fragte sie.
    »Soweit ich weiß, hat die Honeycut kurz vor uns London
verlassen, ebenfalls mit Ziel New Orleans. Ist aber ein alter lahmer Pott.
Keine Konkurrenz für die Dragonfly, Miss Gemma«, meine Daniels
lächelnd.
    »Vielleicht nicht unter normalen Umständen. Aber was, wenn die Dragonfly in einen Sturm gerät und vom Kurs abkommt? Hätte die Honeycut dann
eine Chance, vor uns dort zu sein?«, wollte Gemma wissen.
    Daniels' Gesicht verfinsterte sich.
»Verdammt, Miss Gemma, nun malt nicht den Teufel an die Wand«, aber seine
Miene sagte deutlich, dass auch er diese Möglichkeit durchaus in Betracht
gezogen hatte.
    »Hätte die Honeycut eine Chance?«, fragte Gemma eindringlich.
    Daniels seufzte. »Ja, ich denke schon. Vor allem, wenn die Dragonfly nicht schnellstens wieder auf Kurs gebracht wird.« Er sah Gemma an. »Wenn
die Honeycut vor uns ankommt, ist unsere Ladung nur noch die Hälfte
wert. Wir sind alle am Gewinn beteiligt. Normalerweise sind Fahrten auf der Dragonfly ein gutes Geschäft, aber ...«
    »Fährt der Captain nur auf eigene Rechnung oder transportiert er
auch im Auftrag?«
    »Hat auch Auftragsfracht an Bord. Ist schnellverdientes Geld, wenn
man ein schnelles Schiff hat, und die Dragonfly ist das schnellste. Aber
wenn sie nur ein einziges Mal geschlagen wird ...«
    Gemma nickte. Ja, wenn sich herumsprach, dass die Dragonfly nicht
mehr das schnellste Schiff war, würde Bryce Aufträge verlieren.
    Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und ging zurück in die
Kajüte. Daniels sah ihr nachdenklich hinterher.
    »Miss Gemma, was
tut Ihr da?«, fragte Tabby und sah Gemma erstaunt an. Diese hatte Bryce'
Seekarten auf dem Schreibtisch, der auch als Kartentisch fungierte,
ausgebreitet und studierte sie. Hin und wieder warf sie einen Blick auf diverse
Tabellen, in denen die Position des Mondes und von Mars und Venus zu bestimmten
Tagen im Jahr niedergelegt waren.
    »Vor langer Zeit einmal hat mir mein Vater
beigebracht, wie man navigiert. Es liegt Jahre zurück, aber ich habe es damals
so begeistert geübt, dass ich hoffe, es inzwischen nicht verlernt zu haben. Ich denke, es sollte mir gelingen, unsere
Position zu bestimmen, und dann kann ich einen neuen Kurs festlegen, der uns
ans Ziel bringt.«
    »Aber, Miss Gemma, es dauert Jahre, bis ein Navigator ...«
    »Tabby, ich weiß nicht, wann Bryce wieder auf
den Beinen sein wird. Bislang ist er nicht einmal wach gewesen. Und selbst wenn
er aufwacht, wird er wahrscheinlich nicht sofort wieder die Führung übernehmen
können. Ich habe vor, so viel wie möglich von ihm fern zu halten, bis er wieder
bei Kräften ist.« Sie seufzte. »Ich habe mit Daniels gesprochen. Wir sind weit
vom Kurs abgekommen und außer mir ist anscheinend niemand an Bord in der Lage,
den Kurs zu korrigieren.« Auffordernd sah Gemma ihn an, aber Tabby schwieg.
Sie hatte ja Recht. Auch er hatte sich bereits Sorgen gemacht, aber keinen
Grund gesehen, Gemma auch noch damit zu

Weitere Kostenlose Bücher