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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Rufe, sie solle
zurückkommen, verhallten ungehört.
    Als Bryce das
nächste Mal erwachte, war er nicht allein. Tabby war dabei, die Kajüte auf
Vordermann zu bringen, auch wenn es eigentlich nichts aufzuräumen gab. Als er
bemerkte, dass Bryce wach war, trat er ans Bett. Er goss Bryce ein Glas Wasser ein und reichte es ihm.
    »Wo ist meine Frau?«, fragte Bryce unwirsch, als er das Glas entgegennahm und durstig trank.
    »An Deck«, lautete die einsilbige Antwort.
    »Allein?«
    »Nein. Wenn mich nicht alles täuscht, sind ungefähr fünfundzwanzig
Männer ebenfalls an Deck«, lautete die teilnahmslose
Antwort.
    Bryce biss die Zähne zusammen. So kam er nicht weiter. »Sag bitte
meiner Frau, dass ich sie umgehend zu sehen wünsche«, knurrte er wütend. Er
zuckte zusammen, als Tabby den Wasserkrug
mit lautem Knall absetzte.
    Verdammt!
    Tabby entschuldigte sich nicht, sondern starrte Bryce nachdenklich an.
    »Hast du nicht gehört, Tabby?«, fragte Bryce ungeduldig.
    »Ich bin ja nicht taub, Sir.«
    »Dann geh endlich rauf und sag Gemma, dass ich sie zu sehen
wünsche, verdammt noch mal!«, platzte Bryce der Kragen. Tabby war doch sonst nicht so begriffsstutzig.
    »Ich glaube nicht, dass es viel Sinn machen wird.« Tabby rührte sich nicht.
    »Und warum macht es keinen Sinn?«, fragte Bryce mühsam beherrscht.
Wenn er doch nur aufstehen könnte. Aber jeder Versuch, sich aus dem Bett zu
wälzen, endete mit einem flammenden
Schmerz in seinem Bein. »Sie wird nicht kommen, Sir.«
    Bryce glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Was hast du gesagt,
Tabby?«, fragte er ungläubig.
    »Ich sagte: Sie wird nicht kommen, Sir.«
    »Soso, sie wird nicht kommen. Und warum wird sie nicht kommen,
wenn ich fragen darf?«
    Tabby
schwieg.
    »Ist sie zu sehr mit einem der fünfundzwanzig Männer beschäftigt?«,
fragte Bryce bitter.
    Empört zwang Tabby sein gekrümmtes Rückgrat, sich zu seiner vollen
Größe aufzurichten.
    »Ihr tut der Misses unrecht, Capt'n.« Bryce schnaubte und wandte
den Blick ab.
    »'s
wahr«, fuhr Tabby fort, ohne sich von Bryce' gespieltem Desinteresse
beeindrucken zu lassen. »Ohne Miss Gemma würdet Ihr keine zwei Beine mehr
haben, sondern nur noch an einem brandigen Stumpf kratzen. Wäre Euch das
lieber?«
    Als er keine Antwort erhielt, nahm Tabby das
als Zustimmung weiterzusprechen. »Miss Gemma ist nicht von Eure Seite gewichen,
als Ihr Euch im Fieber hin und her geworfen habt. Hat keinen in die Kajüte
gelassen, außer meiner Person natürlich« – unbewusst warf er sich in die Brust
–, »weil sie befürchtet hat, es könne jemand mit 'ner Säge reinkommen, weil er
meinte, Ihr wärt ohne das verletzte Bein besser dran. Hat gekämpft wie 'ne
Wildkatze, die Kleine, als sie Euch das Bein abschneiden wollten. Mannomann,
das kann ich Euch sagen.« Er gackerte leise vor sich hin. Noch immer schwieg
Bryce, und Tabby erzählte weiter. »Hat Daniels die Nase gebrochen. Mann, hat
der geblutet. Und kein anderer durfte sich um Euch kümmern. Keiner. Und Ihr
hattet so hohes Fieber. Keine Minute geschlafen hat sie, nichts gegessen, bis
ich schon fürchtete, das zarte Ding würde selbst zusammenbrechen. Hat Euch
unermüdlich mit kaltem Wasser abgewaschen, um das Fieber zu senken. Und wie
habt Ihr es ihr gedankt?«
    Gedankenverloren starrte Tabby vor sich hin. Gespannt stützte
Bryce sich auf einen Ellenbogen, sein plötzliches Interesse von Tabby
unbeachtet.
    »Ein blaues Auge habt Ihr ihr verpasst, jawohl. Um Euch geschlagen
habt Ihr und getobt, aber sie hatte Angst, die Männer könnten Euch verletzen, wenn sie Euch niederhielten. Also
hat sie auch das allein gemacht. Gott allein weiß, wie sie es geschafft hat, bei
all den blauen Flecken, die sie noch von dem Sturm her hatte ...« Tabby
verstummte.
    Bryce starrte ihn an. Redete sein alter Diener irre? Welche Gründe
sollte Gemma haben, ihn aufopferungsvoll zu pflegen und dafür zu sorgen, dass er sein Bein behielt? Tabby hatte
schon immer eine Schwäche für sie gehabt, aber irgendwie sah er nicht so aus,
als wollte er Bryce nur gnädig stimmen.
Langsam sank Bryce auf sein Lager zurück, um das eben Gehörte langsam zu
verdauen. Gemma hatte ihn gepflegt? Er verdankte es Gemma, dass er sein Bein
noch hatte? Unbewusst tastete er mit der Hand über seinen bandagierten
Oberschenkel. Der Schmerz war erträglich, ein dumpfes, stetiges Pochen zwar,
aber nicht so stark, dass er es nicht hätte aushalten können.
    Bryce erinnerte sich, ein Knirschen und Krachen gehört zu

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