Gemma
unterzeichnet, andere
würden in den nächsten Tagen folgen.
Sie hatten es geschafft und die Honeycut geschlagen.
Nach wie vor gab es keine Spur des langsameren Schiffes, und es stand zu
befürchten, dass auch sie in die Ausläufer des Sturms geraten war. Mit ihrer
größeren, behäbigen Masse mochte es noch einige Zeit dauern, bis sie den
geschäftigen Hafen von New Orleans erreichte.
Bryce trat zu Gemma an die Reling. »Kannst du es überhaupt noch
erwarten, an Land zu gehen?«, fragte er mit einem Lächeln, als er sah, wie
Gemma unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, bereit sich in das bunte
Treiben der Docks zu stürzen.
»Ich fühle mich, als würde ich jeden Augenblick platzen vor
Aufregung.«
»Das möchte ich lieber nicht riskieren. Darf ich bitten?« Er bot
ihr den Arm und geleitete sie zur Gangway. Langsam schritt Gemma die schmale
Planke entlang und zögerte, bevor sie den Fuß das erste Mal nach so langen
Wochen auf festes Land setzte. Sie kreischte erschrocken auf, als Bryce sie
auf seine Arme schwang und an Land trug.
»Bryce«, lachte sie. »Lass mich sofort
runter!«
»Ich dachte, da ich dich nach unserer Heirat schon nicht über die
Schwelle getragen habe, wäre es angebracht, wenn ich dich über die Schwelle in
deine neue Heimat trage.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Nasenspitze und ließ
ihre Füße dann langsam zu Boden gleiten.
»So fühlt sich also Amerika an«, flüsterte sie an seinen Lippen,
als ihre Füße die Erde berührten. Bryce zog Gemma in seine Arme und seine
Lippen verschlossen ihren Mund mit einem langen Kuss.
»Willkommen daheim«, sagte er an ihren Lippen, und Gemma fühlte,
wie Wärme sie wie eine Welle durchströmte.
Daheim. Er hatte gesagt, sie sei daheim. Hoffnung erfüllte ihr
Herz bei seinen Worten. Hoffnung, dass sich zwischen ihnen alles zum Guten
wenden würde.
Bryce führte Gemma zu einer zweispännigen offenen Kutsche. Auf
dem Bock saß ein livrierter Schwarzer, der sie freudig anstrahlte.
»Willkommen zu Hause, Master Bryce. Es ist so gut, Euch wieder
hier zu haben, Sir«, rief er mit dröhnendem Bariton. »Danke, Rupert. Ist zu
Hause alles wohlauf?«
»Jawohl, Sir, danke der Nachfrage. Mammy ist schon ganz aus dem
Häuschen, seit sie gehört hat, dass Ihr nach Hause kommt.« Sein Blick fiel auf
Gemma, die ein wenig verlegen neben Bryce stand.
Bryce nahm ihren Arm und schob sie vor sich. »Rupert, das ist
meine Frau, Gemma«, stellte er sie mit Stolz in der Stimme vor.
Ruperts schwarzes Gesicht erstrahlte wie ein Weihnachtsbaum. »Oh
du meine Güte, Master Bryce.« Seine Stimme überschlug sich. »Warum hat Tabby
denn nichts davon gesagt? Oh, Mammy wird schier der Schlag treffen, wenn sie
ohne Vorwarnung davon erfährt.«
Besorgt sah Gemma zu Bryce auf. Anscheinend war diese Mammy, wer
immer sie auch war, nicht sehr angetan von dem Gedanken, Bryce könnte heiraten.
War das der Grund, warum Bryce anfangs so reserviert gewesen war? Würde Mammy
zwischen ihr und Bryce stehen?
Beruhigend schlossen sich Bryce' Hände um Gemmas Schultern. »Ich
denke schon, dass Mammy diese Überraschung überlebt.« Er zwinkerte Rupert
verschwörerisch zu. »Tabby hatte ich extra zu Stillschweigen verpflichtet.«
»Oh, Master Bryce, Ihr seid ein ganz
Schlimmer«, kicherte Rupert auf dem Kutschbock. Bryce half Gemma in die Kutsche
und nahm neben ihr Platz. Einen Arm um ihre Schultern gelegt, wies er sie auf
die eine oder andere Sehenswürdigkeit hin, als sie mit raschem Hufgeklapper
durch die schmalen Gassen fuhren.
Schon bald lag die Stadt mit ihren zum Teil spanisch anmutenden
Häusern hinter ihnen und sie fuhren über weites, flaches Land. Gemma lauschte
fasziniert, als Bryce ihr erzählte, dass die Stadt auf der einen Seite vom
Fluss, auf allen anderen von Sümpfen umgeben war.
Dichte, sattgrüne Wälder säumten die Straße. Rechts und links der
befestigten Piste stand das Wasser in stillen Bayous, und das erste Mal in
ihrem Leben sah Gemma Mangroven und auch Zypressenbäume, deren hölzerne Knie
nackt und spitz aus dem Wasser ragten. Wie sehr unterschied sich diese
verwunschene Landschaft von den weiten, sanftgeschwungenen Hügeln Kents oder
der sturmgepeitschten Küste Devons.
Eine knappe Stunde, nachdem sie die letzten
Häuser der Stadt hinter sich gelassen hatten, bogen sie von der Hauptstraße ab
und fuhren eine schmalere Straße entlang, deren Einfahrt von zwei mächtigen
Säulen flankiert wurde. Der Wald war nach und nach zurückgewichen und gab
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