Gemma
festlegen. Und was ist mit Reis oder Indigo?«
Überrascht sah Bellows ihn an. »Interessanter Gedanke. Wenn Ihr
mir ein wenig Zeit lasst, Mister Campbell, werde ich sehen, was ich herausfinden
kann.«
Bryce nickte. »Nur zu. Ist mir sogar lieber,
wenn Ihr Euch erkundigt und Gedanken macht. Ist immerhin nur so eine Idee.«
Schweigend tranken die beiden Männer ihren Whisky, bevor Bellows
sich verabschiedete und wieder auf die Felder zurückkehrte. Bei jeder früheren
Rückkehr hätte Bryce ihn sofort begleitet, heute aber hatte er andere Pläne.
Gemma saß vor dem munter flackernden Kaminfeuer. Ihr Blick war auf die
Flammen gerichtet, während sie eine Bürste mit langen, bedächtigen Strichen
durch ihr Haar führte.
Obwohl die Tage hier in Louisiana auch im
Dezember äußerst mild waren, waren die Nächte dennoch empfindlich kühl.
Feuchte Luft drang durch die offene Balkontür ins Zimmer und Gemma
erschauerte. Doch die Nacht war viel zu schön, zu reich an unbekannten Düften
und Geräuschen, als dass Gemma es über sich gebracht hätte, die Türen zu schließen.
Das ungewohnte Zirpen der Zikaden klang wie ein beruhigendes Lied untermalt
vom tieferen Quaken der Frösche.
Auch wenn ihr Haar bereits trocken war und
ihre Locken vor Sauberkeit knisterten, fuhr Gemma mit den gleichmäßigen
Bürstenstrichen fort. Als Kind hatte ihr ihre Mutter abends immer die Haare
gebürstet, während sie ihr von ihrem Vater und all den kleinen Geheimnissen,
die es zwischen ihnen gab, erzählt hatte. Gespannt hatte Gemma an ihren Lippen
gehangen und jedem einzelnen ihrer Worte gelauscht. Wie lange war das schon
her? Wie lange, seit sie das fröhliche Lachen ihrer Mutter vernommen oder die
starken Arme ihres Vaters gespürt hatte?
Bald würde sie selbst ein Kind in den Armen
wiegen. Würde sie ihm eine gute Mutter sein? Und was war mit Bryce? Würde er
dem Kind ein liebevoller Vater sein, oder würde er das Kind ebenso kalt
behandeln, wie sein Vater es mit ihm getan hatte?
Gemma wusste
nicht, was ihn verraten hatte. Sie hatte auf dem weichen Teppich kein Geräusch
vernommen, dennoch war sie nicht überrascht, als Bryce ihr die Bürste aus der
Hand nahm und sie vom Boden hoch und in seine Arme zog. Willig legte sie ihre
Arme um seinen Hals und drängte sich an ihn. Seine Hände schoben die Hälften
ihres seidenen Peignoirs, den Mammy woher auch immer gezaubert hatte, auseinander
und schlossen sich um die kühlen Rundungen ihrer Brüste. Seine Daumen strichen
über die zarten Kuppen, bis diese sich ihm steil entgegenreckten.
Ohne ein Wort hob Bryce Gemma auf seine Arme und trug seine Frau
hinüber zum breiten, einladenden Bett.
Kapitel 20
Die nächsten
Tage vergingen wie im Flug. Als Erstes stellte Mammy Gemma den Haussklaven vor.
Elias, der Butler, hätte mit seinen tadellosen Manieren auch in jedem
englischen Haushalt arbeiten können. Cora, die Köchin, war eine Meisterin
ihres Faches. Rupert, den Kutscher, kannte Gemma bereits und er grinste sie
übers ganze Gesicht an, als Mammy ihn vorstellte. Außer Pauline waren da noch
Cynthia, Lucinda und Ester. Alle weiteren Bediensteten lebten nicht im Haus,
und Mammy meinte, dass Gemma sie bei Gelegenheit kennen lernen würde.
Danach zeigte sie ihr das ganze, wunderschöne
Haus, das ab sofort auch Gemmas Heim war. Von der marmorgefliesten Halle mit
der breiten Treppe gingen unten Bryce' Arbeitszimmer ab, der Salon, ein
kleines Speisezimmer, ein großes Speisezimmer für Gäste und der Ballsaal. Im
hinteren Teil des Hauses befanden sich die Küche und die Quartiere der
Dienstboten.
Oben im Haus waren die Schlafgemächer und
Gästezimmer untergebracht. Staunend wandelte Gemma durch die luftigen Räume.
In allen Wohnräumen waren die Decken stuckverziert, mit geschwungenen
Durchgängen. Die Fenster und Balkontüren wurden innen von hohen weißen Säulen
flankiert. Die Hartholzfußböden waren auf Hochglanz poliert. Darauf lagen edle
Teppiche, einige so hochflorig, dass Gemma meinte, darin zu
versinken. Die Einrichtung war erstaunlich schlicht, aber von ausgesuchter
Qualität, und wieder einmal musste Gemma anerkennend feststellen, dass Bryce
mehr auf Eleganz als auf Pomp bedacht war.
Aber während der ganzen Zeit hatte Gemma das Gefühl, als sei sie
keinen Augenblick allein. Wohin sie sich auch wandte, immer war jemand da, ihr
jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Zuerst war ihr so viel Aufmerksamkeit
peinlich, zumal sie sich immer wieder vor Augen führte, dass diese
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