Gemma
ins Haus zu ziehen. Gemma warf
einen hilfesuchenden Blick über die Schulter zurück zu Bryce, aber der zuckte
nur hilflos mit den Achseln und folgte ihr langsam die Treppe hinauf.
Gemma bemerkte sehr schnell, dass es keinen Sinn hatte, sich Mammys
geballtem Schaffensdrang in den Weg zu stellen. Wenn Mammy entschied, was gut
für Gemma war, blieb dieser nicht viel übrig, als dem zuzustimmen. Widerspruch
wurde nicht akzeptiert.
Gemma seufzte wohlig, als sie ihren Körper
langsam in das heiße, duftende Badewasser sinken ließ, das, kaum dass sie in
ihrem Schlafzimmer angekommen war, zusammen mit einer großen kupfernen
Badewanne gebracht worden war. Zwei schlanke, dunkelhäutige Schönheiten hatten
sie kichernd in Empfang genommen, und während die eine das Bad bereitete,
hatte die andere Gemma beim Entkleiden geholfen. Es war ungewohnt für Gemma
gewesen, sich von irgendjemandem entkleiden zu lassen – außer von Bryce
natürlich, der darin ein außergewöhnliches Geschick entwickelt hatte. Aber als
Mammy ins Zimmer gestürmt kam, hatte sie Gemmas Einwände einfach beiseite
gewischt.
Und nun lag sie bis zum Hals entspannt im
warmen, weichen Wasser. Was für eine Wohltat nach all den Salzwasserbädern.
»Tsk, tsk, tsk, Kindchen, was ist nur mit Eurem wunderbaren Haar
passiert?«, klagte Mammy, als Gemma die Nadeln aus ihrem Haarschopf zog und die
blonden Locken über den Beckenrand hinabhängen ließ.
»Äh ...«, stammelte Gemma, während sie sich das Hirn nach einer
plausiblen Erklärung zermarterte. »Ein Unfall«, meinte sie schließlich lahm,
und obwohl Mammy unmutig die Stirn krauste, schien sie diese Erklärung doch zu
akzeptieren.
Entspannt schloss Gemma die Augen, als ihr
Mammy das Haar wusch und sanft eine Spülung aus Ei und Honig hineinmassierte.
So musste es auch im Himmel sein, dachte Gemma. Und sollte sie morgen auch
dafür verdammt werden, so wollte sie diesen Luxus zumindest heute in vollen
Zügen genießen.
Mammy schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie Gemmas
klägliches Gepäck in Augenschein nahm. Sie hatte Koffer voll der schönsten
Kleider erwartet, aber alles, was angeliefert wurde, waren die beiden Kleider,
die Gemma, außer dem das sie trug, selbst genäht hatte. Dazu eine alte Hose und
ein noch älteres Hemd.
Mit vor Empörung wogendem Busen marschierte
Mammy wie ein zur Schlacht bereiter General in Bryce' Arbeitszimmer, wo dieser
sich von seinem Aufseher einen ersten Überblick über die Geschehnisse der
letzten Monate geben ließ.
»Es ist eine Schande, Master Bryce, jawohl eine Schande«, ertönte
Mammys Stimme, kaum dass sie die Tür aufgestoßen hatte. »Wie könnt Ihr dieses
zarte Kindchen über den ganzen weiten Ozean schleppen, ohne dass sie
irgendetwas anzuziehen hat? Jeder Eurer Nigger ist besser gekleidet als sie!«
Bryce schmunzelte, als Mammy Gemma als zartes Kindchen
bezeichnete, aber das Lachen verging ihm, als Mammy ihre ganze Schimpftirade
über ihn ergoss. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als Mammys wild
fuchtelnde Arme zu ergreifen, bis sie sich endlich so weit beruhigt hatte, dass
sie ihm zuhören wollte.
»Mammy«, lachte er. »Ich habe bereits nach der
besten Schneiderin von ganz New Orleans geschickt. Madame Rousseau wird morgen
früh hier erscheinen und Gemma einkleiden.«
Mammy schnaubte verächtlich, war aber schon fast wieder versöhnt.
»'s ist trotzdem eine Schande b...«, schimpfte sie, als sie aus Bryce'
Arbeitszimmer wackelte.
»Sie hat sich nicht sehr geändert, während ich
fort war, oder?«, meinte Bryce noch immer schmunzelnd und wandte sich wieder
seinem Aufseher, Mark Bellows, zu. Auch dieser grinste.
»Ich glaube auch nicht, dass wir beide das noch erleben werden.«
Bryce ging hinüber zur Schrankwand und nahm zwei Gläser heraus.
Kurz hob er fragend eine Braue, und als Bellows zustimmend nickte, schenkte er
zwei Gläser Scotch aus einer Kristallkaraffe ein. Eines reichte er Bellows und
ließ sich mit dem anderen wieder hinter seinem Schreibtisch nieder.
Die Zahlen sprachen für sich. Die Baumwollernte hatte Bryce'
kühnste Erwartungen übertroffen und ihm ein stattliches Sümmchen eingebracht.
Bellows hatte veranlasst, dass die südlichsten Felder trockengelegt wurden, und
im nächsten Jahr würden sie auch dort auf dem fruchtbaren Boden pflanzen
können.
»Was meint Ihr, Mister Bellows? Wäre es möglich, auch hier auf
Belle Elysée Tabak oder Kaffee anzubauen? Ich würde mich gern nicht nur auf ein
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