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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Er
schlief immer in den Ställen, zumindest hatte er ihr das erzählt, und bisher
hatte sie noch keinen Grund gehabt, daran zu zweifeln. Aber wie groß waren die
Stallungen von Kenmore Manor?
    Etwas raschelte im Stroh, und Gemma zuckte erschrocken zusammen.
    »Brad?«
    Das Rascheln wurde lauter.
    »Was'n los?«, fragte eine verschlafene
Stimme, die Gemma erleichtert als die von Brad identifizierte. Gott sei
Dank! Gemma schickte ein stilles Stoßgebet zum Himmel. Das Kratzen eines
Zündholzes erklang, und einen Moment später flackerte eine kleine Sturmlaterne
auf und erhellte eine leere Pferdebox. Ein zerzauster, dunkler Haarschopf
erschien in der Boxtür. Brad gähnte und streckte sich, ehe er seine Augen ganz
öffnete, um zu sehen, wer ihn mitten in der Nacht gerufen hatte. Er kratzte
sich ausgiebig an der Brust, die von einem Flaum dunkler Haare bedeckt war,
bevor er sich endgültig erhob. Entsetzt riss Gemma die Augen auf, nur um sie
gleich darauf fest zusammenzukneifen und das Gesicht abzuwenden.
    Brad erblickte sie in genau dem Moment und ihm wurde zugleich
bewusst, dass er mehr als unzureichend bekleidet war. Mit einem unterdrückten
Fluch zog er seine Hosen hoch und schlang das Seil, das ihm als Gürtel diente,
um seine Hüften. Sein Gesicht glühte vor Verlegenheit im gleichen Rotton, der
auch Gemmas Wangen flammen ließ.
    »'tschuldigung«, murmelte er verlegen und
griff nach seinem Hemd, das er achtlos über die Boxwand
geschlagen hatte.
    »Schon in Ordnung«, versicherte ihm Gemma,
während sie sich vorsichtig davon überzeugte, dass er angezogen war. Bis zu diesem
Augenblick war es ihr nicht bewusst gewesen, dass Brad vor ihren Augen zum Mann
geworden war, ohne dass sie es bemerkt hatte. Er war so viel größer als noch
vor zwei Jahren, mindestens zwanzig Zentimeter größer als sie selbst. Sein
ehemals knochiger Körper hatte sich verändert, und der kurze Blick, den Gemma
erhascht hatte, hatte ihr breite Schultern gezeigt und Rippen, die von
kräftigen Muskeln überspannt wurden. Er würde niemals über einen massigen
Körperbau verfügen, aber alles sprach von der Kraft, die in ihm wohnte.
    Gemma versuchte, die Erinnerung an das Büschel dunklen krausen
Haares, das sichtbar gewesen war, bevor Brad seine Hose ganz hochgezogen hatte,
aus ihrem Kopf zu verbannen, und errötete, als ihr bewusst wurde, welchen Kurs
ihre Gedanken nahmen.
    »Was is'n los, Brad?«, hörte Gemma eine andere, eindeutig
weibliche Stimme aus dem Inneren der Bo.
X
    »Komm wieder rein. 's wird kalt ohne dich und ich hab' 'ne gute
Idee, wie du mich wieder aufwärmen könntest.« Ein weiterer Kopf tauchte auf, dunkle,
schläfrige Augen und dichte zerzauste, mit Stroh gespickte rote Locken.
    »Oh«, war alles, was Heather, die Küchenmagd, murmelte, als sie
Gemma erblickte. Gemma hatte damit gerechnet, dass das Mädchen sich hastig
bekleiden und gehen würde, aber da hatte sie sich getäuscht. Heather zog
lediglich das Oberteil ihres Kleides ein wenig hoch und presste es gegen ihre
beeindruckende Oberweite, ohne sich die Mühe zu machen, in die Ärmel zu
schlüpfen.
    Brad räusperte sich. »Heather, würdest du Gemma und mich mal 'ne
Weile allein lassen?«, fragte er mit einem kurzen, entschuldigenden Seitenblick
auf die halb nackte Schönheit im Heu.
    Heather erschien äußerst unwillig, auf diesen Vorschlag
einzugehen. Missmutig schmollend schob sie das Kinn vor, ehe sie sehr viel
langsamer als nötig ihr Kleid anzog und sich erhob. Sie zog einige Strohhalme
aus ihrem wallenden Haar und sah Brad trotzig an.
    »Du schuldest mir was, klar?«
    »Ja, ich weiß«, antwortete Brad, ungeduldig, dass sie endlich
ging. Ihre Hand glitt an seiner Seite hinab zur Vorderseite seiner Hose und
streichelte über seinen Schritt, ein Auge immer auf Gemma gerichtet. Mit einer
plötzlichen Bewegung trat Brad einen Schritt zurück.
    »Geh! Jetzt!«, befahl er ihr durch zusammengebissene Zähne.
Heather lächelte ihn gewinnend an, zwinkerte Gemma zu und glitt mit
schwingenden Hüften davon.
    Ein wenig verlegen stocherte Brad mit seinem
nackten Fuß im Stroh herum, während er es nicht wagte, Gemma ins Gesicht zu
sehen. Wie hatte er denn wissen sollen, dass Gemma zu dieser späten Stunde in
den Stall kommen würde? Es musste schon gegen Mitternacht sein, wenn nicht
sogar später. überrascht durch den Gedanken platzte er heraus: »Was tut Ihr
hier?« Seine Stimme überschlug sich, obwohl der dunkle Hauch des
Erwachsenwerdens bereits darin

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