Gemma
sagte er und
führte sie zum Heuboden, wo er seine Sachen in einer Kiste aufbewahrte.
Zusammen stiegen sie die Leiter hinauf, und Brad öffnete den Deckel der Holzkiste,
um die wenigen Kleidungsstücke, die er außer denen, die er am Leibe trug,
besaß, herauszunehmen. Gemma war überrascht, dass er anscheinend seine ganze,
bescheidene Habe immer bei sich zu führen schien.
Er hielt ein Paar Hosen vor sich und betrachtete sie nachdenklich.
»Ich habe immer gehofft, dass sie mir eines
Tages wieder passen würden. Das Beste ist noch nicht abgetragen, aber ich
konnte mich einfach nicht länger reinzwängen. Sie sollten Euch passen.« Er
reichte sie Gemma und kramte weiter in der Kiste. Einen Moment später zog er
ein Hemd hervor, zwar zerknittert, aber anscheinend noch heil.
»Das gleiche Problem. Es ist mir einfach zu eng. Probiert die
Sachen an. Ich warte unten, in Ordnung?«
Gemma nickte, bevor sie ihn zurückrief. »Ich
kann mein Kleid nicht allein öffnen«, sagte sie entschuldigend und drehte sich
um, während sie den Umhang von ihren Schultern streifte. »Würdest du bitte so
nett sein ...«
Brad schluckte krampfhaft, ehe er näher an Gemma herantrat. Seine
Finger fühlten sich plötzlich hölzern an, und es schien Ewigkeiten zu dauern,
bis er alle Haken auf der Rückseite von Gemmas Kleid geöffnet hatte.
»Bitte, fertig«, murmelte er mit rauer Stimme, während er bereits
die Sprossen hinabstieg, noch bevor Gemma eine Chance hatte, ihm zu danken.
Schnell schlüpfte sie aus ihrem Kleid und der
Unterwäsche und zog die Sachen an, die Brad ihr gegeben hatte. Die Hosen waren
ein wenig zu weit in der Taille, aber sie konnte sie mit einem Seil befestigen,
wie auch Brad es tat. Das Hemd saß ziemlich lose, und Gemma spannte probehalber
ihre Schultern, um die ungewohnte Freiheit, die ihr das Kleidungsstück
verlieh, zu testen. Es war ein seltsames Gefühl, keine Unterkleidung unter den
Hosen zu tragen. Der raue Leinenstoff berührte sie an intimen Stellen und ließ
sie erzittern. Wie konnten Männer diese rauen Stoffe auf ihrer bloßen Haut nur
ertragen? Sie würde wahrscheinlich am Ende des Tages wund gescheuert sein.
Vorsichtig kletterte sie die Leiter hinunter.
Brad wartete schon auf sie. Er betrachtete Gemma kritisch
und versuchte, sie mit den Augen eines Fremden zu sehen. Sie sah noch immer
nicht männlicher aus. Ihre gesamte Körperhaltung war weiblich, vom sanften
Wiegen ihrer Hüften bis hin zu ihren Brüsten ... Oh Gott, ihre Brüste!
Irgendwie war ihm nie aufgefallen, wie sehr sie sich verändert hatte, seit er
sie das erste Mal gesehen hatte, wirklich gesehen hatte, aber jetzt bemerkte
er es umso deutlicher.
»Dreht Euch um«, wies er sie an.
Langsam drehte Gemma sich. Als sie ihn wieder ansah, bemerkte sie
seinen besorgten Blick.
»Was stimmt denn nicht?«, fragte sie leise und hatte irgendwie
Angst vor seiner Antwort.
»Einfach alles.«
»Alles? Was meinst du mit alles?«
»Seht, Miss Gemma. Ich bin Euer Freund, aber
ich bin auch ein Mann, und ich weiß, wie Männer Frauen ansehen. Jeder Mann, der
Euch so auf der Straße sieht, würde auf unzüchtige Gedanken kommen.« Welche
Körperteile außer ihren Gedanken betroffen wären, behielt er wohlweislich für
sich.
»Wieso? Ich sehe doch nicht anders aus als du, außer dass ich
kleiner bin.«
Brad seufzte. Wie sollte er das nur erklären, ohne sie oder sich
selbst in Verlegenheit zu bringen? Gemma spürte sein Unbehagen.
»Brad, wir waren doch immer ehrlich zueinander. Also sag schon!«
»Also gut. Zunächst einmal, Ihr bewegt Euch
nicht wie ein Mann, aber das können wir üben. Und zweitens ... nun ja, Eure
Hüften sehen viel zu ...« Brad ruderte mit den Händen in der Luft, auf der
Suche nach dem richtigen Ausdruck. »... unmännlich aus«, stammelte er
schließlich und atmete tief durch.
»Meine Hüften?«, fragte Gemma erstaunt. »Alles, was dir Sorgen
bereitet, sind meine Hüften?«
»Nein, nicht nur. Da ist noch etwas anderes ... etwas, was weder
Männer noch Jungen haben ...«
Gemma warf ihm einen Blick zu, der klar sagte, er solle nicht um
den heißen Brei herumreden.
»Eure Brüste!«, rief Brad entnervt und bewegte
seine Hände vor seinem eigenen Körper auf und ab, um zu demonstrieren, was er
meinte. »Männer haben keine Brüste!«
Sein Gesicht lief bis zu den Ohren hinauf
puterrot an.
Gemma sah an sich hinab und errötete
ebenfalls. »Oh«, war alles, was sie sagen konnte. Brad hatte Recht. Wo er flach
war, war sie sanft
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