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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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wehgetan. Nun ja, das war ganz
sicherlich das Letzte, was ihr zustoßen würde. Wenn sie nur vorsichtig war,
würde niemand jemals herausfinden, dass sie eine Frau war, und sie
würde sicher nach Amerika gelangen.
    »Mach dir darüber keine Sorgen, Brad. Ich verspreche, dass ich
vorsichtig sein werde. Ich werde so gut wie möglich außer Sicht bleiben. Ich
verkleide mich und werde außerdem eine Schicht Dreck auftragen. Niemand würde
unter einer Dreckschicht eine Frau vermuten, oder?«
    Brad hätte ihr auf Anhieb eine ganze Anzahl
Frauen nennen können, die es mit Reinlichkeit nicht allzu genau nahmen, aber
das erwähnte er nicht. Es war Gemma sehr ernst damit zu gehen, und was immer
ihr auch zustieß, sie würde allein damit fertig werden müssen. Er hoffte nur,
dass alles so ablief, wie sie es plante, und er konnte zumindest dafür sorgen,
dass ihre Verkleidung für ihr Unterfangen so gut wie möglich war.
    »Wie habt Ihr es geschafft, Eure – weiblichen Formen zu
verbergen?«, fragte er.
    »Ich habe mein Kleid und den Unterrock in Streifen geschnitten
und mir die Bahnen um die Taille gewunden. Dann habe ich noch einige Lagen um
meine Brust gewickelt, um sie – flach zu drücken.« Sie sah an sich herunter,
aber die verräterischen Hügel waren verschwunden. Brad nickte.
    »Solange Ihr alles fest gewickelt lasst, könnte es klappen.
Vergesst niemals die Bandagen anzulegen, in Ordnung?« Gemma strahlte ihn an.
»In Ordnung.«
    »Nun müssen wir an Eurem Gang arbeiten.«
    »Was stimmt damit nicht? Miss Crumberwickle
hat jeden Tag Stunden darauf verwandt, mich korrektes Gehen zu lehren.«
    »Ganz genau das meine ich.«
    Verwirrt sah Gemma ihn an.
    »Miss Gemma, habt Ihr mich jemals so wie Euch gehen sehen?«,
fragte Brad grinsend.
    Gemma dachte einen Moment nach und schüttelte
den Kopf. »Nein, du gehst ganz sicher nicht so wie ich. Um ehrlich zu
sein, Miss Crumberwickle hätte Anfälle bekommen, wenn ich so ginge wie du.«
    »Mag schon sein. Aber ich bin kein Mädchen,
keine Dame, ich bin ein Mann, und Männer gehen nun einmal anders. Seht her.«
Brad ging den spärlich beleuchteten Stallgang hinunter bis zum Ende. Die
Pferde wandten ihm ihre Köpfe zu, als wollten sie sehen, was die ganze
Aufregung zu bedeuten hatte.
    »Nun Ihr. Geht genau wie ich.«
    Gemma versuchte, ihn so genau wie möglich zu kopieren, und
stolzierte den Gang hinunter. Als sie keinen Kommentar hörte, wandte sie sich
um. Ein Blick auf Brad, wie er zusammengekrümmt, beide Hände in seine
schmerzenden Seiten gepresst an der Stallwand lehnte und sich vor Lachen
ausschüttete, ließen sie ihren Vorsatz, männlich zu wirken, vergessen.
    »Was ist los?«, schnaubte Gemma völlig
undamenhaft, aber darauf achtete im Moment keiner von beiden. Empört richtete
sie sich zu ihrer vollen, zierlichen Größe auf. Wütend stemmte sie die Hände in
die Hüften und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Darf ich erfahren, was dich so erheitert
hat?«
    »Ihr ... Ihr ... seht aus ... wie ein Storch, der versucht einen
Frosch zu fangen«, prustete Brad lachend und schnappte nach Luft, während er
verzweifelt versuchte, sich die Tränen aus den Augen zu wischen.
    »Ach ja?«, zischte Gemma beleidigt.
    »Ja.« Brad hatte sich beinahe wieder im Griff, aber jedes Mal,
wenn er Gemma ansah, begann er erneut zu kichern und zu prusten. »Wie ein
Storch mit einem Holzbein, um genau zu sein«, platzte es aus ihm heraus.
Unbeholfen versuchte er Gemmas Gang nachzumachen, nur um noch lauter lachend
gegen die Stallwand zu taumeln und daran herunterzusinken. Tränen strömten ihm
übers Gesicht, und nach einigen erfolglosen Versuchen gab er es auf, sie
wegzuwischen, sondern hielt sich lieber wieder seinen schmerzenden Bauch.
    »Es ist wirklich schön, dass du mich so zum
Lachen findest«, meinte Gemma unwirsch, aber auch sie hatte Mühe, sich das
Lachen zu verbeißen. Einen Moment später begann sie zu kichern, bevor auch sie
in schallendes Gelächter ausbrach.
    »Also, was habe ich falsch gemacht?«, fragte sie nach einer Weile,
als sie endlich hatte aufhören können zu lachen und wieder zu Atem gekommen
war.
    »Eigentlich fast alles«, antwortete Brad, noch immer grinsend.
Ihm tat alles weh und allein bei dem Gedanken an Gemmas »männlichen« Gang
fühlte er Lachen in sich aufsteigen.
    »Schon wieder alles?«, seufzte Gemma entmutigt und sank neben Brad
zu Boden.
    »Nein, nur fast alles.« Brad zögerte einen Moment. »Eigentlich
war es gar nicht so schlecht«, versuchte er Gemma

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