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Gemma

Gemma

Titel: Gemma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Last
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Mut zu machen, als er ihr
unglückliches Gesicht sah. »Das kriegen wir schon hin.« Er stand auf.
    »Hier, seht mir noch einmal zu.« Wieder ging er einige Schritte
und blieb dann stehen. »Nun kommt her. Vergesst, dass Ihr eine Frau seid.
Versucht, ein Mann zu sein.«
    »Na großartig«, maulte Gemma. »Nur weil ich mich als Mann
verkleide, muss ich auch so denken?«
    »Das wird es Euch leichter machen, glaubt mir«, versicherte Brad.
    Gemma beschloss, ihm zu vertrauen. Immerhin war er der Mann von
ihnen beiden und sollte es wissen. Sie machte einige Schritte auf ihn zu.
    Brad zog die Augenbrauen zusammen, während er beobachtete, wie
sie sich bewegte.
    »Versucht, nicht so mit dem Po zu wackeln. Männer wackeln nicht
mit dem Po, wenn sie gehen. Was nützt es, ihn zu verbergen, wenn Ihr damit
wackelt?«
    Gemma spürte, wie ihr die Farbe in die Wangen schoss. Noch nie
hatte jemand es gewagt, sie so deutlich auf ein so persönliches Körperteil
anzusprechen. »Ich weiß nicht, was du meinst«, fuhr sie Brad gereizt an. »Ich
wackele nicht absichtlich.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber Ihr dürft
überhaupt nicht damit wackeln. Und geht nicht so verdammt ... Entschuldigung.«
    »Schon in Ordnung.« Die Farbe ihn ihren Wangen vertiefte sich.
Sie hoffte inständig, dass Brad es in dem schwachen Licht nicht bemerkte.
    »... aufrecht. Ihr geht wie jemand, dem sie einen Besen auf den
Rücken gebunden haben.«
    »So habe ich es gelernt.«
    »Ihr scherzt.«
    Gemma schauderte bei der Erinnerung. »Miss Crumberwickle band mir
einen Besen an den Rücken und legte mir dann erst eins, später mehrere Bücher
auf den Kopf. Die durften natürlich nicht herunterfallen, sich noch nicht
einmal bewegen.«
    »Kein Wunder, dass Ihr so geht. Könnt Ihr Euch
erinnern, wie Ihr gegangen seid, bevor sie euch fol... äh, unterrichtete?«
    »Oh, ich denke, foltern trifft den Kern der Sache ganz gut. Ich
hatte selbst mehr als einmal den Eindruck.«
    »Kann ich mir denken. Also, könnt Ihr es?«
    Gemma vertrieb die Steifheit aus ihrem Rücken,
entspannte ihre Schultern und ließ sie sogar ein wenig nach vorn sinken.
    »Ja, das ist gut. Großartig! Und jetzt, geht!«
Brad blieb an ihrer Seite, als sie den Gang hinunterging, und gab ihr Tipps,
wie sie ihren maskulinen Gang verbessern konnte. Er ließ sie den Gang mehrere
Male auf und ab gehen, bis er zufrieden war.
    »Ich glaube, jetzt könnt Ihr als Kerl durchgehen. Nicht, wenn
jemand genauer hinsieht, aber das werdet Ihr schon noch lernen. Falls Ihr
jemals an Bord eines Schiffes kommt, wird sowieso alles anders sein. Bei den
hebenden und senkenden Bewegungen müsst Ihr eh Euren eigenen Gang finden.«
    Sein Blick fiel auf ihre Füße. »Mit Euren Schuhen geht das nicht.
Ich habe noch ein altes Paar Stiefel, das mir zu klein geworden ist. Sie sind
zwar schon ziemlich oft geflickt, aber gut eingelaufen. Wenn es Euch nichts
ausmacht ...«
    »Nein, überhaupt nicht. Danke.« Sie schenkte ihm ein strahlendes
Lächeln.
    Brad schluckte. »Und denkt dran, niemals so
zu lächeln. Das würde Euch sofort verraten.« Nachdenklich sah er Gemma an.
    »Ihr werdet eine ganze Menge schmutziger Witze
und unflätiger Ausdrücke hören. Versucht, nicht allzu verlegen auszusehen.
Die Männer, mit denen Ihres zu tun bekommt, wollen Euch meistens nur
erschrecken, Euch erröten sehen, also lacht, wenn sie es tun. Versucht,
verlegen zu sein, aber glücklich, dass sie Euch an ihrer schmutzigen
Ausdrucksweise teilhaben lassen. Das meiste werdet Ihr ohnehin nicht
verstehen. Würde ich wahrscheinlich auch nicht.«
    »Was meinst du?«
    »Das werdet Ihr schon rausfinden«, meinte
Brad grinsend.
    Gemma sah ihn an. »Danke, Brad. Du warst ein wirklicher Freund.
Der einzige Freund, den ich jemals hatte. Ich werde dich vermissen.« Tränen
rannen über ihre Wangen, und ehe er wusste, was er tat, öffnete Brad seine Arme
für sie. Ohne zu zögern trat Gemma in seine Umarmung und barg ihr Gesicht an
seiner Brust. Er hielt sie, erstaunt, wie gut sie sich anfühlte. Er würde sie
auch vermissen. Sehr sogar, aber wie sie gesagt hatte, war es wahrscheinlich
das Beste, dass sie ging. Er wünschte sich nur, er könnte sie begleiten.
    »Wirst du dich um meine Sachen kümmern, wenn
ich weg bin?«, fragte Gemma mit zitternder Stimme und löste sich aus
seinen Armen.
    Zögernd gab Brad sie frei. »Na klar.«
    »Ich habe alles in die Truhe in meinem Zimmer getan. Vielleicht
kannst du sie irgendwo für mich aufbewahren.«
    »Kein Problem.

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