G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
Er musste funktionieren wie eine Maschine, hatte einfach nur seine Funktion zu erfüllen. Maschinen dachten nicht, waren nicht erfüllt von Emotionen. Er hatte eine Maschine zu sein.
Bradly sinkt an die Sessellehne. Er lächelt. In den vergangenen Tagen tut er dies viel öfter als sonst. Auf dem Monitor seines Notebooks verfolgt er Megans Route. Der Sender an ihrem Wagen verrät, dass sie seit Stunden auf dem Parkplatz des L. A. General Hospitals steht. Es ist nicht schwer gewesen, herauszufinden, dass Cindy stationär aufgenommen worden ist. Ein Anruf reichte und man hat ihm bestätigt, dass Kristin Schwarz bereits morgen Besucher empfangen darf.
Er ist gespannt, wohin Megans Weg als Nächstes führt und tippt darauf, dass sie zum Fitnesscenter fährt.
Die Vorfreude lässt eine schmerzstillende Woge durch seine Adern rinnen.
Der Wagen des Muskelprotzes steht im Hof des gammligen Gebäudes. Zu gern wüsste er, ob der Kerl sich auf ein Gespräch mit Megan einlassen würde. Er wägt die Chancen ab. Dix’ Reaktion hätte nicht perfekter sein können. Enttäuschte Gefühle und verletzter Stolz lassen Menschen ausrasten, wenn die Verletzung nur grob genug ist und die Emotionen zum Überkochen bringt. Unter geschlossenen Lidern sieht er, wie Dix Megan zurückschubst und sie anbrüllt, sie solle verschwinden, und dass er sie nie wiedersehen will. Es geschähe ihr recht, den Schmerz zu erfahren, doch was ihr noch bevorsteht, wird sie genauso zerstören.
Wahrscheinlich malt sie sich in ihrem verliebten Schädel noch immer aus, dass sie ihrem Ehemann alles erklären kann, dass er sie anhören wird und er ihr letztlich helfen wird. Sie täuscht sich, aber sie weiß es noch nicht.
Bald ist es so weit. Bald. Er wird seine Cindy in die Arme schließen und ihr behutsam erklären, dass sie nach New Orleans zurückkehren. Wenn sie erst erfahren hat, was mit Megan passiert ist, wird sie ihm willenlos folgen. Ihre Reaktion hat es ihm gezeigt. Sie ist kein Angsthase. Natürlich liegen ihre Nerven blank und die Panik hat sie im ersten Moment ergriffen. Aber sie ist eine intelligente junge Frau. Sie ist bereit, für ihre Schwester durch die Hölle zu gehen.
Hol mich doch, du verdammtes perverses Arschloch. Ich bin hier, hörst du mich?
Sie hätte nicht so ordinär zu werden brauchen. Er hat ihren Aufstand mit Genugtuung verfolgt. Die wochenlange Trennung von ihm hat sie nicht weit vom Abgrund zurückgetrieben. Sie ist immer noch fast bereit für ihn. Fast.
Das winzige bisschen, das noch fehlt, um ihre Seele voll und ganz auf ihn auszurichten, wird er leicht und schnell erreichen. Er weiß nicht, wann der Tumor in seinem Kopf solch zerstörerische Ausmaße annimmt, dass er nicht mehr klar denken kann, doch er ist sicher, dass ihm noch Zeit bleibt. Er wird noch nicht sterben.
Megan schloss ihren Wagen auf und sackte auf den Sitz. Sie ließ den Kopf auf das Lenkrad sinken. Nur für einen oder zwei Atemzüge Entspannung tanken, obgleich sie nicht wusste, wo sie die hernehmen sollte. Ihre Müdigkeit wollte sie in eine tiefe Schwärze ziehen und nur mühselig riss sie sich daraus zurück. Keine Zeit, keine Zeit, hämmerte es in ihrem Schädel. Sie beugte sich auf die Beifahrerseite und holte ihre Glock aus dem Handschuhfach. Griffbereit zwischen ihren Beinen positioniert fühlte sie sich sicherer, auch wenn sie nicht glaubte, dass Hurst am Wegesrand herumstand und plötzlich in den Wagen springen würde. Aber er war da. Irgendwo in ihrer Nähe und beobachtete sie. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf und ihr Blick flog gehetzt über die Schulter und zurück. Einige Besucher liefen auf dem Krankenhausparkplatz herum, doch niemand schenkte ihr Beachtung. In keinem der umstehenden Fahrzeuge zeigte sich ein dunkler Schemen, der vermuten ließ, dass jemand sie aus dem Inneren heraus beobachtete.
Wo war Hurst? Wo und wie lauerte er ihr auf?
Längst hatte sie sich eine Vermutung zurechtgelegt. Das Video war unbestreitbar in ihrem Haus aufgenommen worden. Den Mann kannte sie nicht, aber die Frau sah ihr täuschend ähnlich. Sie hatte sogar den gleichen Leberfleck wie sie, doch das musste das Werk dieses Irren sein. Wahrscheinlich wäre ein Visagist in der Lage, eine Frau, die ihr in den Grundzügen vom Körperbau her ähnlich sah, in ein perfektes Double zu verwandeln. In den Filmstudios in Hollywood stellte das sicher eine alltägliche Praxis dar. In und um L. A. fand man die besten Maskenbildner ihres Fachs. Anders konnte es
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