G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
unvorbereitet an die Sache herangegangen, hat mehrere Wege und Kombinationsmöglichkeiten in petto gehabt, je nachdem, wie Megan sich verhalten hätte oder wohin sie gefahren wäre. Es entspricht einfacher Logik, das wahrscheinlichste Verhalten einer Person in bestimmten Situationen vorauszusehen und logisches Denken ist nun mal sein Metier.
Megan schloss die Haustür auf. „Dix?“
Ein Windzug wehte durch den Flur, irgendwo im Haus musste ein Fenster aufstehen und Durchzug verursachen. Die Stille wirkte erdrückend.
Sie ging an der geöffneten Küchentür vorbei, erfasste, dass Dix nicht dort war, und rief erneut nach ihm. Von irgendwoher drang ein leises Stöhnen. Oh Gott, war er verletzt? Lag er am Boden und konnte sich nicht helfen? Aber warum?
Megan stieß die Wohnzimmertür auf und ihr Blick fiel auf die Terrassentüren. Sie sah die am Boden liegende Gestalt und stürzte darauf zu. Während sie auf die Knie ging, erkannte sie, dass es nicht Dix war. „Darrel“, brachte sie rau über die Lippen. Der Junge lag auf der Seite, ihm lief Speichel aus dem Mund. Er röchelte, schien keine Luft zu bekommen. Sie griff vorsichtig nach seinem Kopf und stabilisierte die Lage, damit er nicht an seiner Zunge erstickte.
„Hilfe! Schnell, zu Hilfe!“ Ihre Stimme brach an den Hauswänden. Jemand musste sie hören.
Etwas Warmes durchnässte ihre Hose an den Knien. Ihr stockte der Atem, als sie die Blutlache wahrnahm. Ihre Hände zuckten zurück und das T-Shirt des Jungen verrutschte. Oh Gott. Heilige Maria, Muttergottes. Ein Messer steckte bis zum Schaft in Darrels Leib. Er versuchte, es sich aus dem Bauch zu ziehen. Um Himmels willen. Das durfte er nicht. Er würde seine Lage nicht verbessern, sondern verschlimmern und könnte in kürzester Zeit sterben. Eine Klinge durfte man nicht herausziehen. Sie dichtete im Fleisch des Verletzten eventuell verletzte Blutgefäße wenigstens teilweise ab. Beim Entfernen bestand die Gefahr, dass eine massive Blutung in den Bauchraum austrat. Megan legte die Hände um die Finger des Jungen. „Nicht, Darrel. Du darfst das Messer nicht herausziehen. Bitte.“
Er ließ nicht los, hielt die Fäuste wie im Krampf um den Schaft geklammert. Sie kämpfte gegen seinen Widerstand, so vorsichtig es ging. Finger für Finger löste sie seinen Griff, bis er die Arme erschlafft neben sich fallen ließ. „So ist’s gut. Ich rufe Hilfe, Darrel. Bleib ruhig. Alles wird gut.“
Sie hielt sanft die flache Hand auf den Messerschaft, um zu verhindern, dass der Junge erneut zugriff. Sein Blick verschleierte sich.
„Um Gottes willen. Megan, Darling, was ist passiert?“
Megan zuckte zusammen, als sie Elbis Aufschrei hinter sich vernahm. Darrel japste. Gott, er kollabierte. Sein Atem setzte aus.
„Ruf den Notarzt und die Polizei“, rief Megan und beugte sich über den Jungen, bog seinen Kopf nach hinten und begann mit einer Mund-zu-Mund Beatmung. Sie fühlte seinen Puls am Hals. Darrel hatte Mühe, zu atmen, aber sein Herz schlug. Wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, würde sie sich nicht trauen, eine Herzmassage vorzunehmen. Wusste sie, welche inneren Organe verletzt waren? Atme von allein, bitte. Bitte. Sie holte tief Luft, blies dem Jungen erneut Sauerstoff in die Lungen. Ihre Bemühungen dehnten sich zur Endlosigkeit, bis sie verschwommen Sirenen hörte.
Jemand zog sie beiseite. „Misses, wir übernehmen jetzt.“
Man fasste sie rechts und links unter den Ellbogen und schleifte sie zurück.
„Geht es Ihnen gut? Sind sie verletzt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ja“, sagte sie und ihre Gedanken rannen wie in zähem Sirup. Was hatte sie geantwortet? Nein, es geht mir nicht gut. Ja, ich bin verletzt … oder galten die Antworten rückwärts? Nein, ich bin nicht verletzt. Ja, es geht mir gut. Wie herum auch immer – jede der Aussagen stimmte und auch wieder nicht. Wie durch Nebel und in Zeitlupe verfolgte sie vom Sessel im Wohnzimmer aus, wie sich mehrere Personen um Darrel kümmerten.
Sie stachen eine Kanüle in seinen Handrücken, befestigten einen Tropf. Eine Sauerstoffmaske wurde ihm übergezogen. Niemand zog das Messer aus seiner Brust und ein Hauch Erleichterung streifte sie, dass sie richtig gehandelt hatte.
Cops tauchten auf. Am Ende des Gartens, nahe dem Garagenbau, standen zwei Beamte in Zivil, das erkannte sie mit geschultem Auge. Sie unterhielten sich mit Elbi, die wild gestikulierte und zu weinen schien.
Wo war Dix? Leise floss sein Name über ihre Lippen, doch
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