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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ab­ge­lau­fen, den man ru­hi­gen Ge­wis­sens als Ti­ta­nen­ex­plo­si­on be­zeich­nen konn­te.
    Der Mor­gen­him­mel schi­en an die­ser Stel­le in zwei Tei­le ge­spal­ten zu wer­den. Ei­ne ul­trab­lau glü­hen­de Gas­zun­ge von un­ge­heu­rer Dich­te und Di­cke zuck­te, aus dem Raum kom­mend, auf die Er­de hin­ab und ver­schmolz mit dem Ho­ri­zont. Wo der be­rüch­tig­te »Punkt Null« der spon­ta­nen Kern­re­ak­ti­on lag, ließ sich im Au­gen­blick nicht fest­stel­len.
    An Bord der ROD­KON-WHU be­fan­den sich aus­schließ­lich er­fah­re­ne Leu­te. Je­der­mann wuß­te, was ei­ne sol­che De­to­na­ti­on an se­kun­dären Ne­ben­wir­kun­gen ha­ben muß­te.
    Das war nicht mehr ver­gleich­bar mit dem re­la­tiv harm­lo­sen Blit­zen und Leuch­ten weit drau­ßen im Welt­raum. Dort muß­te ein Schiff in den obers­ten Grenz­be­rei­chen der ir­di­schen At­mo­sphä­re ex­plo­diert sein. In­fol­ge­des­sen hat­ten wir mit ei­ner Druck­wel­le zu rech­nen, die durch­aus einen großen Teil des Erd­balls in Mit­lei­den­schaft zie­hen konn­te.
    Al­li­son hat­te das noch schnel­ler er­faßt als ich. Ehe ich ei­ne An­wei­sung er­tei­len konn­te, brüll­te er be­reits sei­ne Be­feh­le.
    Die in der Ta­ke­la­ge mit dem Fest­ma­chen der großen Rah­se­gel be­schäf­tig­ten Män­ner nah­men sich nicht mehr die Zeit, die Wan­ten zum Ab­stieg zu be­nut­zen. Jetzt ging es ums Le­ben!
    Wenn sie dort oben von der Or­kan­front er­faßt wur­den, muß­ten sie wie wel­ke Blät­ter da­von­ge­weht wer­den.
    Ich sah, wie sie an den nach un­ten füh­ren­den Tau­en her­un­ter­rutsch­ten. Das er­zeug­te er­fah­rungs­ge­mäß nicht nur Brand­ver­let­zun­gen an Hän­den und Schen­keln, son­dern auch Schnitt­wun­den. Sie wur­den be­son­ders von den mes­ser­scharf her­vor­ra­gen­den Hanf­fa­sern der arm­di­cken Par­du­nen und Sta­gen her­vor­ge­ru­fen. Auch die dün­ne­ren Lei­nen wa­ren durch­weg grob ge­fer­tigt und al­les an­de­re als ober­flä­chenglatt. Sie konn­ten zu Sä­gen wer­den.
    Wir be­fan­den uns be­reits tief im Ha­fen­be­cken. Es ver­lief nach Süd­west und schnitt tief in das Land ein. Ge­nau be­trach­tet, han­del­te es sich um ei­ne sehr große, läng­li­che Bucht mit nur schma­ler Ein­fahrt.
    Ge­gen die Bre­cher der auf­ge­wühl­ten See ge­währ­te sie einen vor­züg­li­chen Schutz. Die Druck­wel­le aber wür­de vom Land her kom­men.
    Han­ni­bal und ich spran­gen vom Deck des Vor­schiffs und gin­gen ne­ben dem Back­nie­der­gang in De­ckung.
    Al­li­son brüll­te im­mer noch; aber dann ent­stand ein Ge­räusch, das sei­ne Stim­me weit über­la­ger­te.
    Zu­erst hör­te es sich wie das To­sen ei­nes über ei­ne al­te Ei­sen­brücke fah­ren­den Gü­ter­zu­ges an. Dann glich es dem Ru­mo­ren an­flie­gen­der Gra­na­ten schwers­ten Ka­li­bers. Gleich dar­auf war die Höl­le los.
    Zu­sam­men mit dem Schall­ge­tö­se ka­men auch die ers­ten Ex­pan­si­onss­pit­zen der Druck­front an. Was am »Punkt Null« be­reits ge­sche­hen war, konn­te ich mir leb­haft vor­stel­len.
    Ha­ben Sie schon ein­mal na­he am Zen­trum ei­ner Ato­m­ex­plo­si on ge­le­gen? Da geht nicht nur für die Sin­nes­ein­drücke die Welt un­ter!
    Der die hal­be Er­de um­heu­len­de Or­kan war erst lau­warm, wur de aber fühl­bar hei­ßer. Die In­ten­si­tät stei­ger­te sich bis zur Wind­stär ke ei­nes Tai­funs, flau­te kurz­fris­tig ab, um dann er­neut zu­zu­neh­men.
    Un­vor­stell­bar große Men­gen pla­ne­ta­ri­scher Luft­mas­sen wa­ren in Be­we­gung ge­ra­ten. Na­he des aus dem Raum kom­men­den Ener­gie­durch­schlags muß­ten sie weiß­glü­hend sein. Mit zu­neh­men­der De­kom­pres­si­on ließ die Tem­pe­ra­tur nach, aber die ver­schie­den­ar­ti­gen Druck­fron­ten be­ka­men wir noch zu spü­ren.
    Ich dach­te in die­sen Au­gen­bli­cken des ver­zwei­fel­ten An­klam­merns an mas­siv ver­an­ker­te Schiffs­höl­zer mit ei­ner fast ab­strak­ten Klar­heit an das Kom­men­de.
    Die Ex­plo­si­on ei­nes Kampfraum­schiffs dicht über der ir­di­schen At­mo­sphä­re wür­de Sturm­flu­ten ver­ur­sa­chen und auf der gan­zen Welt Or­ka­ne mit mehr oder we­ni­ger

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