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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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gut und hat­ten es in un­se­rer Zeit ZON­TA ge­nannt. Der po­sitro­ni­sche Gi­gant war in der gleich­na­mi­gen Stadt in­stal­liert. Sie glich jetzt nicht nur ei­ner Raum­ab­wehr­fes­tung – sie war auch ei­ne!
    Wenn die Hoch­ener­gie­bat­te­ri­en von Zon­ta-Ci­ty feu­er­ten, war es trotz des Ta­ges­lichts deut­lich zu se­hen. Die Waf­fen­strah­len, die mit Licht­ge­schwin­dig­keit in den Raum ras­ten und dort un­be­kann­te Zie­le tra­fen, wa­ren ener­gie­reich ge­nug, um die röt­lich schei­nen­de Mor­gen­son­ne an Leucht­kraft weit zu über­tref­fen.
    »Un­sag­bar grau­sam«, sag­te je­mand.
    Ich dreh­te den Kopf. Es war Pro­fes­sor Am­bro­si­us Ta­nahoyl. »Dort oben ster­ben Tau­sen­de, und wir …«
    »Mil­lio­nen, Pro­fes­sor.«
    »Um so schreck­li­cher ist es. Kon­nat, sa­gen Sie jetzt nicht wie­der, das dürf­te uns nicht be­rüh­ren, denn die Leu­te, die jetzt ster­ben, wä­ren für un­se­re Be­grif­fe schon vor 187000 Jah­ren ver­schie­den.«
    »So ist es aber. Nur das An­klam­mern an die­se Ge­wiß­heit kann psy­chi­sche Fehl­re­ak­tio­nen ver­hin­dern. Das ha­ben wir nicht zu se­hen, ver­ste­hen Sie!«
    »Man muß wohl ein GWA-Schat­ten sein, um ei­ne Ka­ta­stro­phe sol­chen Aus­ma­ßes un­be­ein­druckt mit­er­le­ben zu kön­nen, wie?« frag­te er em­pört.
    Ich ver­such­te, mög­lichst un­be­tei­ligt nach vorn zu bli­cken und den »har­ten« Mann zu heu­cheln.
    »Was wis­sen Sie von den Emp­fin­dun­gen ak­ti­ver GWA-Schat­ten, Pro­fes­sor? Si­cher­lich nicht viel.«
    »O doch, Ähn­li­ches ist mir be­kannt. Man tut sei­ne Pflicht, nicht wahr?« höhn­te er, da­bei ver­zwei­felt nach oben schau­end.
    »Quä­len Sie mich doch nicht, Am­bro«, bat ich lei­se. »Ich kann es auch nicht än­dern. Oder soll ich un­se­re Auf­ga­be ver­ges­sen, zum nächs­ten Mars­schiff ren­nen und ins Ge­fecht flie­gen mit der si­che­ren Ge­wiß­heit, da­bei ge­tö­tet zu wer­den?«
    Er fuhr sich mit ge­spreiz­ten Fin­gern durch die Haa­re.
    »Ent­schul­di­gen Sie. Ich ha­be mich wie ein Narr be­nom­men. Na­tür­lich kön­nen Sie das nicht. Aber Sie soll­ten nun wirk­lich die Schlepp­ver­bin­dung lö­sen.«
    Er ging eben­falls. An­schlie­ßend gab ich die ent­spre­chen­den An­wei­sun­gen.
    Ei­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter tauch­te die HU­RON end­gül­tig weg. Wir hol­ten die schwe­re Tros­se ein und schos­sen sie sau­ber auf. Die Auf­ga­be des Atom-U-Boo­tes war be­en­det.
    Nis­hi­mu­ra wi­ckel­te das Vi­si­phon­ka­bel auf ei­ne Trom­mel und sah mich un­schlüs­sig an.
    »Über Bord da­mit, Kenji«, for­der­te ich, schrof­fer als be­ab­sich­tigt. »Das Ka­bel ist nur ei­ne Ge­fah­ren­quel­le.«
    »Dann müß­ten Sie aber auch al­le an­de­ren GWA-Aus­rüs­tun­gen ins Was­ser wer­fen, Sir«, gab er zu be­den­ken.
    »Zwi­schen großen Ka­bel­trom­meln und Mi­kroaus­rüs­tun­gen be­steht ein Un­ter­schied. Bit­te, be­fol­gen Sie mei­ne An­wei­sung. Al­li­son, brin­gen Sie das Schiff mög­lichst ele­gant in den Ha­fen. Er soll sehr weit­räu­mig sein, aber las­sen Sie sich da­von nicht täu­schen. Ich möch­te, wenn mög­lich, an ei­nem Kai an­le­gen und nicht auf Ree­de lie­gen. Igno­rie­ren Sie ent­spre­chen­de Si­gna­le.«
    Um 8 Uhr 21 am 31. März 2011 n. Chr. pas­sier­ten wir die Ha­fen­ein­fahrt. Sie wur­de auf bei­den Sei­ten von ho­hen Fels­for­ma­tio­nen flan­kiert, aber dies­mal war von ei­ner mar­sia­ni­schen Raum­ab­wehr­fes­tung nichts zu se­hen. Le­dig­lich zy­klo­pen­haf­te Mau­er­res­te, ei­gent­lich nur enorm große Schutt­ber­ge, konn­ten von der Or­tung fest­ge­stellt wer­den.
    »Ver­fal­le­ne Fes­tun­gen aus der Früh­zeit«, ver­mu­te­te Han­ni­bal. »Seit dem Er­schei­nen der Mar­sia­ner ha­ben es un­se­re at­lan­ti­schen Vor­fah­ren nicht mehr nö­tig, ih­re Ha­fen­ein­fahrt zu si­chern. Dort dürf­ten frü­her Wurf­ma­schi­nen mit großer Reich­wei­te ge­stan­den ha­ben. Kennt man auf At­lan­tis be­reits das Pul­ver?«
    »Ja, aber man hat nie Ka­no­nen ge­baut. Das Pul­ver wird in Berg­wer­ken für Spren­gun­gen ver­wen­det. Man ex­pe­ri­men­tiert auch schon mit der Dampf­ma­schi­ne. Ge­ne­rell ge­se­hen,

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