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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Was­ser ge­ris­sen und in Rich­tung auf die Stadt zu­ge­schleu­dert.
    Wir dröhn­ten in die auf­ge­wühl­ten Flu­ten zu­rück, tauch­ten mit dem Vor­schiff tief ein und wur­den noch­mals von glüh­hei­ßen Win­den er­faßt. Dann ge­sch­ah das, was nach den Vor­komm­nis­sen nicht aus­blei­ben konn­te.
    Wir glit­ten zwi­schen vor­ge­la­ger­ten Un­tie­fen hin­durch, ris­sen uns den Rumpf auf und wur­den so weit an Land ge­schleu­dert, daß die ROD­KON-WHU nur noch mit dem Heck im Was­ser lag.
    Da­nach trat Stil­le ein. Das Heu­len des Or­kans hat­te sich schnell ver­lau­fen, und das Donner­ge­tö­se der Ex­plo­sio­nen war auch ver­k­lun­gen.
    Al­li­sons Flüs­ter­tü­te schi­en noch zu funk­tio­nie­ren, denn wir ver­nah­men plötz­lich sei­ne Stim­me.
    »Will­kom­men auf At­lan­tis, Freun­de. Wenn je­mand Beu­len da­von­ge­tra­gen hat, soll er sich mel­den.«
    Fra­mus ent­wi­ckel­te einen son­ni­gen Hu­mor. Das muß­te ihm der Neid las­sen!
     
     
5.
     
    Ich stand auf ei­nem der vie­len Hü­gel und späh­te zur at­lan­ti­schen See­ha­fen-Me­tro­po­le na­mens Bay­ronur hin­über.
    Sie muß­te schon vor zwei- oder drei­tau­send Jah­ren rie­sig und na­he­zu un­ein­nehm­bar ge­we­sen sein. Zy­klo­pen­mau­ern von teils über acht­zig Me­ter Hö­he, sechs­e­cki­ge Turm­bau­ten von über zwei­hun­dert Me­ter Hö­he, zahl­lo­se, spitz­wink­lig her­vor­ra­gen­de Au­ßen­wer­ke und künst­lich ge­zo­ge­ne Kanä­le mit An­schluß an die See zeug­ten da­von, daß die At­lan­ter schon vor dem Er­schei­nen der Mar­sia­ner zahl­rei­che Krie­ge er­lebt hat­ten.
    Un­ser His­to­ri­ker, Pro­fes­sor A. Ta­nahoyl, mein­te da­zu in bit­te rer Iro­nie, es wä­re ja auch »höchst son­der­bar ge­we­sen, wenn sich die Ver­tre­ter des Men­schen­ge­schlechts nicht ge­gen­sei­tig die mehr oder we­ni­ger di­cken Hirn­scha­len ein­ge­schla­gen hät­ten«.
    Be­mer­kun­gen die­ser Art wa­ren mir im Au­gen­blick gleich­gül tig. Wir hat­ten ein­fach kei­ne Zeit mehr, nur einen Ge­dan­ken auf un se­re frü­hen Vor­fah­ren zu ver­schwen­den, die in wis­sen­schaft­li chen Krei­sen be­reits als »Ers­te Mensch­heit« ein­ge­stuft wur­den.
    Ganz da­von ab­ge­se­hen, daß ich rein in­stink­tiv die al­ten At­lan­ter nicht für die Ver­tre­ter der wirk­lich ers­ten Mensch­heit hielt, wa­ren mir die mo­men­ta­nen Ge­ge­ben­hei­ten wich­ti­ger und auch auf­schluß­rei­cher.
    Auf dem Erd­teil At­lan­tis herrsch­te ei­ne ge­wis­se Ver­wal­tungs­ord­nung, sonst wä­re nicht vier Stun­den nach un­se­rem ei­gen­tüm­li­chen Schiff­bruch ein großer Luft­trans­por­ter mit mar­sia­nisch ge­schul­ten Me­di­zi­nern er­schie­nen. Man hat­te sich er­kun­digt, ob je­mand un­ter den Frem­den ärzt­li­che Hil­fe be­nö­ti­ge.
    Wir hat­ten ge­nug Ver­wun­de­te, dar­un­ter fünf Schwer­ver­letz­te.
    Selbst­ver­ständ­lich hat­te ich so­fort die Ge­le­gen­heit wahr­ge­nom­men, un­se­re arg stra­pa­zier­ten Män­ner be­han­deln zu las­sen – das al­ler­dings mit ei­nem Hin­ter­ge­dan­ken!
    Wir hät­ten un­se­re Ver­letz­ten selbst me­di­zi­nisch ver­sor­gen kön­nen; aber wenn Ku­lot und Nis­hi­mu­ra mo­der­ne Me­tho­den der Real­zeit an­ge­wen­det hät­ten, wä­re das frag­los auf­ge­fal­len. Arm- und Bein­brü­che konn­ten mit den Hilfs­mit­teln ei­nes pri­mi­ti­ven Nord­land­vol­kes si­cher­lich ein­ge­rich­tet und auch ge­schient wer­den, aber sie ver­heil­ten auf kei­nen Fall im Zeit­raum von achtund­vier­zig Stun­den.
    Wund­in­fek­tio­nen al­ler Art hät­ten wir auch nicht mit mo­der­nen An­ti­bio­ti­ka be­he­ben dür­fen, oder ir­gend je­mand hät­te sich ge­wun­dert. Bei Pri­mi­ti­ven pfle­gen Ver­let­zun­gen die­ser Art zu ei­tern oder un­rett­bar bran­dig zu wer­den.
    All die Sor­gen wa­ren mir von den at­lan­ti­schen Me­di­zi­nern ab­ge­nom­men wor­den, denn sie hat­ten al­le Mit­tel ein­ge­setzt, die nur ein kul­tu­rell und wis­sen­schaft­lich hoch­ste­hen­des Volk wie die Mar­sia­ner phar­ma­zeu­tisch her­stel­len konn­ten.
    Dar­aus ging er­neut her­vor, daß sich die mar­sia­ni­schen Ko­lo­ni al­her­ren

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