Generalprobe Zeitballett
Wasser gerissen und in Richtung auf die Stadt zugeschleudert.
Wir dröhnten in die aufgewühlten Fluten zurück, tauchten mit dem Vorschiff tief ein und wurden nochmals von glühheißen Winden erfaßt. Dann geschah das, was nach den Vorkommnissen nicht ausbleiben konnte.
Wir glitten zwischen vorgelagerten Untiefen hindurch, rissen uns den Rumpf auf und wurden so weit an Land geschleudert, daß die RODKON-WHU nur noch mit dem Heck im Wasser lag.
Danach trat Stille ein. Das Heulen des Orkans hatte sich schnell verlaufen, und das Donnergetöse der Explosionen war auch verklungen.
Allisons Flüstertüte schien noch zu funktionieren, denn wir vernahmen plötzlich seine Stimme.
»Willkommen auf Atlantis, Freunde. Wenn jemand Beulen davongetragen hat, soll er sich melden.«
Framus entwickelte einen sonnigen Humor. Das mußte ihm der Neid lassen!
5.
Ich stand auf einem der vielen Hügel und spähte zur atlantischen Seehafen-Metropole namens Bayronur hinüber.
Sie mußte schon vor zwei- oder dreitausend Jahren riesig und nahezu uneinnehmbar gewesen sein. Zyklopenmauern von teils über achtzig Meter Höhe, sechseckige Turmbauten von über zweihundert Meter Höhe, zahllose, spitzwinklig hervorragende Außenwerke und künstlich gezogene Kanäle mit Anschluß an die See zeugten davon, daß die Atlanter schon vor dem Erscheinen der Marsianer zahlreiche Kriege erlebt hatten.
Unser Historiker, Professor A. Tanahoyl, meinte dazu in bitte rer Ironie, es wäre ja auch »höchst sonderbar gewesen, wenn sich die Vertreter des Menschengeschlechts nicht gegenseitig die mehr oder weniger dicken Hirnschalen eingeschlagen hätten«.
Bemerkungen dieser Art waren mir im Augenblick gleichgül tig. Wir hatten einfach keine Zeit mehr, nur einen Gedanken auf un sere frühen Vorfahren zu verschwenden, die in wissenschaftli chen Kreisen bereits als »Erste Menschheit« eingestuft wurden.
Ganz davon abgesehen, daß ich rein instinktiv die alten Atlanter nicht für die Vertreter der wirklich ersten Menschheit hielt, waren mir die momentanen Gegebenheiten wichtiger und auch aufschlußreicher.
Auf dem Erdteil Atlantis herrschte eine gewisse Verwaltungsordnung, sonst wäre nicht vier Stunden nach unserem eigentümlichen Schiffbruch ein großer Lufttransporter mit marsianisch geschulten Medizinern erschienen. Man hatte sich erkundigt, ob jemand unter den Fremden ärztliche Hilfe benötige.
Wir hatten genug Verwundete, darunter fünf Schwerverletzte.
Selbstverständlich hatte ich sofort die Gelegenheit wahrgenommen, unsere arg strapazierten Männer behandeln zu lassen – das allerdings mit einem Hintergedanken!
Wir hätten unsere Verletzten selbst medizinisch versorgen können; aber wenn Kulot und Nishimura moderne Methoden der Realzeit angewendet hätten, wäre das fraglos aufgefallen. Arm- und Beinbrüche konnten mit den Hilfsmitteln eines primitiven Nordlandvolkes sicherlich eingerichtet und auch geschient werden, aber sie verheilten auf keinen Fall im Zeitraum von achtundvierzig Stunden.
Wundinfektionen aller Art hätten wir auch nicht mit modernen Antibiotika beheben dürfen, oder irgend jemand hätte sich gewundert. Bei Primitiven pflegen Verletzungen dieser Art zu eitern oder unrettbar brandig zu werden.
All die Sorgen waren mir von den atlantischen Medizinern abgenommen worden, denn sie hatten alle Mittel eingesetzt, die nur ein kulturell und wissenschaftlich hochstehendes Volk wie die Marsianer pharmazeutisch herstellen konnten.
Daraus ging erneut hervor, daß sich die marsianischen Koloni alherren
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