Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
ver­stör­ten Stadt­be­woh­ner be­läs­tigt zu wer­den. Den­noch spür­te ich ein kur­z­es Ste­chen. Es mä­ßig­te sich zu ei­nem Druck­ge­fühl im Hin­ter­kopf. Gleich­zei­tig mel­de­te sich Han­ni­bal mit ei­nem schnel­len Im­puls. Sei­ne Psi-Fre­quenz hielt ich stän­dig of­fen.
    »Ich über­neh­me die Sen­dung, Großer. Kon­zen­trie­re dich auf den Ab­stieg, sonst brichst du dir Hals und Bei­ne. Ki­ny ruft mit ho­her Dring­lich­keits­stu­fe. En­de.«
    Ich ver­zich­te­te dar­auf, Ki­nys An­ruf eben­falls ent­ge­gen­zu­neh­men und rann­te los. Das Schiff lag et­wa hun­dert Me­ter un­ter mir. Ich hat­te das Ge­fühl, mög­lichst schnell dort er­schei­nen zu müs­sen.
    Die­ses Ge­fühl wur­de wäh­rend mei­nes Ab­stiegs im­mer drän­gen­der. Es dau­er­te nur we­ni­ge Mi­nu­ten, bis ich be­stürzt er­kann­te, daß sich da­mit wie­der die se­kun­dären Er­schei­nun­gen mei­ner Psi-Schu­lung mel­de­ten. Ex­per­ten wie Dr. Sa­my Ku­lot nann­ten es »Vor­aus­schau­en­des Ah­nen« oder »Emo­tio­nel­le Sach­la­gen­er­fas­sung«.
    Ein Hell­se­hen im Sin­ne des Wor­tes war es nicht. Auch die Er­fas­sung frem­der Ge­hirn­im­pul­se war le­dig­lich ei­ne Be­ga­bungs­schu­lung, auf kei­nen Fall aber so et­was wie He­xe­rei.
    Den­noch gab es zahl­rei­che tech­nisch und wis­sen­schaft­lich hoch­ge­bil­de­te Men­schen, die Han­ni­bals und mei­ne Fä­hig­kei­ten in der glei­chen Wei­se ein­stuf­ten wie un­se­re Vor­fah­ren aus dem düs­te­ren Mit­tel­al­ter.
    Man be­müh­te sich, das so­ge­nann­te »Ge­dan­ken­le­sen« als das zu er­fas­sen, was es war: näm­lich als Emp­fang und Aus­wer­tung ener­gie­vol­ler Im­pul­se, die je­des mensch­li­che Ge­hirn beim Denk­pro­zeß auf der über­ge­ord­ne­ten Ener­gie­ebe­ne der fünf­ten Di­men­si­on zwangs­läu­fig ab­strahlt.
    Auch Ihr Ge­hirn strahlt wie ein Ra­dio­sen­der! Sie be­mer­ken es nur nicht, zu­mal auch Sie si­cher­lich der Auf­fas­sung sind, Ih­re Ge­dan­ken­welt wä­re ihr höchst­per­sön­li­ches Ge­heim­nis und Ei­gen­tum.
    Das ist rich­tig, so­lan­ge Sie nicht von Leu­ten an­ge­peilt wer­den, die in der La­ge sind, Ih­ren ur­ei­gens­ten Ge­hirn-Sen­der an­zu­mes­sen und sei­ne Im­pul­se gleich ei­nem Ra­dio­emp­fän­ger ab­zu­hö­ren. Sol­che Men­schen sind Te­le­pa­then, vor de­nen selbst die in­tims­te Über­le­gung nicht ver­bor­gen blei­ben kann.
    Es war da­her nicht ver­wun­der­lich, daß man Han­ni­bal und mich mit äu­ßerst zwie­späl­ti­gen Ge­füh­len be­dach­te und uns als Un­ge­heu­er ein­stuf­te. Es ist in der Tat pein­lich, bei ge­wis­sen Über­le­gun­gen be­lauscht zu wer­den; im­mer vor­aus­ge­setzt, ein Te­le­path tut es.
    Uns war es völ­lig gleich­gül­tig, was an­de­re Leu­te dach­ten und plan­ten. Wir hat­ten uns nie­mals in in­ti­me Be­wußt­seins­pro­duk­tio­nen ein­ge­schal­tet – bis auf je­ne Fäl­le, die uns dienst­lich und im In­ter­es­se un­se­rer Mensch­heit auf­ge­ge­ben wor­den wa­ren.
    Ein sol­cher Fall lag nun vor. Ich wür­de mich nicht scheu­en, den Ge­dan­ken­in­halt wich­tig er­schei­nen­der At­lan­ter und Mar­sia­ner zu son­die­ren und ihn für un­se­re Zwe­cke aus­zu­wer­ten. Das war der ein­zi­ge Weg, hand­fes­te De­tails über die mar­sia­ni­sche Ge­heim­waf­fe zu er­fah­ren.
    Wä­ren der Klei­ne und ich nicht psi-be­gabt ge­we­sen, hät­ten wir das Un­ter­neh­men über­haupt nicht zu star­ten brau­chen. Mit ei­ner Spio­na­ge­tä­tig­keit im ge­wohn­ten Sinn wä­ren wir kei­nen Schritt wei­ter­ge­kom­men.
    Ich rann­te keu­chend den schma­len Wild­pfad hin­ab. Der Druck in mei­nem Hin­ter­kopf blieb kon­stant. Ki­ny Ed­wards, das Kind strah­lungs­ge­schä­dig­ter El­tern, schi­en äu­ßerst in­ten­siv zu sen­den. Ich wuß­te jetzt schon, daß es sich nur um ei­ne be­gin­nen­de Ka­ta­stro­phe han­deln konn­te.
     
    Na­ru Ke­no­ne­we ließ die Ther­mo­rak-Au­to­ma­tik noch schnel­ler ver­schwin­den, als er sie ans Ta­ges­licht be­för­dert hat­te. An­de­re Män­ner grif­fen zu und zo­gen mich ans Deck des schräglie­gen­den Wracks.
    »Sind Sie wahn­sin­nig, Na­ru«, keuch­te

Weitere Kostenlose Bücher