Generalprobe Zeitballett
reisen.
Hannibal machte darüber seine Witze, obwohl er innerlich ebenso gut wußte wie ich, daß Reling, ein kluger und alles riskierender Mann, verzweifelt war. Wäre er es nicht gewesen, hätte er das Kommando einem Vertreter überlassen, um sich in der Realzeit um unsere Versorgungsprobleme zu kümmern.
Kiny hatte durchgegeben, der bisher pausenlose Nachschubeinsatz des marsianischen Zeitdeformators müsse wegen erkennbar werdender Ermüdung der Maschinenanlagen gedrosselt werden.
Das berührte mich wenig, denn ich wußte, daß wir alle Güter in der Vergangenheit hatten, die wir hier eventuell gebrauchen konnten. Entscheidend war, daß uns der Deformator noch in unsere Epoche zurückbringen konnte.
Relings Anwesenheit hatte sofort nach unserer Strandung eine hektische Aktivität ausgelöst. Seine Anweisungen waren von Kiny übermittelt worden. Wir hatten sie per Unterwasserfunk an das Atom-U-Boot HURON weitergegeben, in der sicheren Gewißheit, daß man diese Art des Funkverkehrs nicht orten konnte. Darauf waren sogar die Marsianer nicht eingerichtet.
Commander Walsh Retue war infolgedessen in den Hafen eingelaufen und hatte sein Boot dicht vor den Klippen in etwa achtzig Meter Tiefe auf Grund gelegt. Unser zweites Boot, die ONTARIO unter Commander Herb Rittinger, war mit Nachschubgütern unterwegs. Sie mußte in wenigen Stunden eintreffen und die restlichen GWA-Einsatzwaffen in den vorgesehenen Bereitstellungssektor bringen.
Um die ständige Unterwasserfunkerei vermeiden zu können, hatte Retue durch seine Froschmänner ein Visiphonkabel legen lassen. Es endete im unter Wasser liegenden Heck der RODKON-WHU und konnte von uns jederzeit angezapft werden. Im Gefahrenfall war es leicht abwerfbar.
Insoweit hatten unsere Experten im Zeitstützpunkt Er Rif alles zu unserer Unterstützung getan.
Die passive Hilfeleistung geschah in der Form von telepathisch übermittelten Meßergebnissen vielfältiger Art. Seit der Strandung waren wir über die Flottenmanöver im Weltraum gut informiert. Admiral Saghon legte neuerdings keinen Wert darauf, seine taktischen Anweisungen milliardenfach zu verschlüsseln. Die gebräuchlichen Kodes kannten wir aber durch unsere Entdeckungen in der Realzeit, denn dort waren die letzten marsianischen Kodeschlüssel im Riesenrechner ZONTA gespeichert worden.
Wir hatten nur noch ein Problem, aber das war das größte aller Probleme. Wir mußten Saghons Langzeitwaffe finden und sie so unauffällig unschädlich machen, daß er sie für funktionstüchtig hielt. Selbstverständlich durfte sie niemals wirksam werden.
Wie das zu realisieren war, wußte zur Zeit noch niemand. Wir hatten einige gute Anhaltspunkte, mehr aber nicht. Infolgedessen kam es darauf an, den Standort der Waffe zu erkunden und gezielt anzugreifen.
»Dazu benötigen sogar zwei GWA-Telepathen drei Jahre«, hatte Allison erklärt.
Er hatte recht! Normalerweise hätte man dafür sehr viel Zeit haben müssen; aber was war bei unserem Verzweiflungseinsatz noch normal …
Im Stützpunkt Er Rif liefen die Automatrechner Tag und Nacht. Ein Team fähiger Wissenschaftler nahm uns die Hochrechnungen ab, die wir ohnehin nicht hätten anstellen können. Auf der RODKON-WHU hatten wir die notwendigen Großrechner auf keinen Fall installieren dürfen.
Wir konnten uns nur die Ergebnisse des Hauptquartiers anhören und sie durchdiskutieren. Wir waren das aktive Team.
Ich hatte mein aktiviertes Extrahirn abgeblockt, um nicht ständig durch die hunderttausendfachen Impulsströme der
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