Generalprobe Zeitballett
ich. »Wie kommen Sie dazu, die Einsatzwaffen aus dem Gepäck zu holen? Weg damit!«
»Trösten Sie sich, Sir, wir werden bald noch viel mehr oder überhaupt nichts mehr aus dem Laderaum holen. Kurzinformation, Sir: Der marsianische Zeitdeformator taucht in wenigen Minuten in die Erdatmosphäre ein. Das Gerät kommt vom Mond, wo es anscheinend wegen der denebischen Angriffe überhastet abgezogen wird. Aber es kommt nicht allein.«
Ich starrte Naru wütend an. Konnte er nie im Klartext reden?
»Ehe Sie ihn lynchen, hören Sie zu«, vernahm ich Allisons Stimme. Er erschien im achteren Niedergang und winkte.
»Nein, konzentrieren Sie sich besser nicht auf die Nachrichten aus Er Rif. Wir brauchen hier jemand, der nebenbei noch klar denken kann und überdies ein bißchen Befehlsautorität hat. Es stimmt, der Deformator kommt an. Er fliegt aber nicht mit eigener Kraft, sondern wird bugsiert.«
»Was heißt das? Wird das von Kiny durchgegeben?«
»Exakt! Die Marsianer lassen nichts unversucht, ihre anscheinend unersetzbare Zeitmaschine in Sicherheit zu bringen. Sie steht auf einem Transportraumschiff, aber dort hat man Schwierigkeiten.«
»Welche?«
»Weiß ich noch nicht. Kommen Sie schon unter Deck. Hier wird es gleich lebhaft zugehen. Oder glauben Sie etwa, der Kommandant des Transporters nähme in seiner Lage besondere Rücksichten auf die Großstädte der irdischen Primitiven? In seiner Not wird er über Bayronur hinwegrasen und versuchen, sein Ladegut heil auf den Boden zu bringen. Kommen Sie!«
Er zerrte an meiner Hand und achtete nicht auf meinen Protest.
»Wieso Bayronur?« fuhr ich ihn an. »Wenn Sie jetzt nicht vernünftig sprechen, dann …«
»Tue ich doch die ganze Zeit über, aber Sie hören nicht zu«, warf er mir vor. »Das ist alles logisch, mein Bester! Der Zeitdeformator soll nach Trascathon unter die große Energiekuppel. Da der Einflugwinkel des Transporters von Nordnordost nach Südsüdwest führt, liegt Bayronur auf der Eintauchschneise. Und genau auf der muß der Transporter gegenbeschleunigen, oder er kracht ins irdische Magma. Ist jetzt alles klar?«
Und ob mir einiges klar wurde! Es war auch sicher, daß Allisons Angaben nicht aus der Luft gegriffen waren. Auf Grund verschiedenartiger Grunddaten mußte man in Er Rif den Eintauchkurs des wahrscheinlich sehr großen Raumschiffes erfaßt und durchgerechnet haben. Wenn man sich nicht geirrt hatte, würden wir in aller Kürze die nächste Druckwelle erleben.
Ich folgte Allison in den Heckaufbau, stieg durch das achtere Ladeluk nach unten und betrat einen schwach beleuchteten Raum. Er gehörte zum Orlopdeck, das teils unter Wasser stand. Hier endete die von der HURON gelegte Visiphonleitung.
Dr. Nishimura saß vor den Bildschirmen unserer kleinen Geräte. Die Besatzung der HURON führte die Bildregie. Wir selbst verfügten über keine großartigen Hyperfunkantennen, um die im Raum stattfindenden Ereignisse genau genug einpeilen zu können.
Auf einem der Schirme war Commander Retue zu sehen. Er befand sich in der Zentrale seines Bootes.
Als ich von unserer Aufnahme erfaßt und für ihn sichtbar wurde, tippte er mit den Fingern an den Mützenschirm.
»Wir sind von MA-23 informiert worden, Sir. Ich stehe auf Ortungstiefe, habe jedoch nur die Echotaster ausgefahren. Damit bekommen wir alles herein, was die Marsianer ausstrahlen. Selbst schicken wir keinen Piepser aus.«
»Das wollte ich Ihnen auch ans Herz gelegt haben. Was geht über uns vor?«
»Auf jeden Fall herrscht ein enormes Durcheinander, Sir. Sehen Sie sich die Bilder an. Das Marsschiff wird von schnellen denebischen Einheiten, wahrscheinlich Trägerschiff-Beibooten, angegriffen. Der Transporter ist
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