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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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nur schwach be­waff­net, aber mar­sia­ni­sche Klei­ne Kreu­zer vom ›1418-Typ‹ grei­fen so­eben ein. Die Bild­be­rich­te wer­den von den Schif­fen nach Tra­s­ca­thon ab­ge­strahlt. Al­so kön­nen wir sie auch emp­fan­gen. Mehr wis­sen wir nicht. Ma­jor MA-23 dürf­te bes­ser in­for­miert sein.«
    »Stö­ren Sie ihn nicht«, bat ich und schau­te mich nach Han­ni­bal um. Er saß im Hin­ter­grund des schräglie­gen­den Decks auf ei­nem Wa­ren­bal­len und starr­te blick­los ge­gen die Rumpf­wan­dun­gen. Wenn er die von Ki­ny er­hal­te­nen Durch­sa­gen an uns wei­ter­gab, ge­sch­ah es mit mo­no­to­ner, kaum ver­nehm­ba­rer Stim­me.
    »Schal­ten Sie sich nicht in Ki­nys Pro­gramm ein«, flüs­ter­te mir Nis­hi­mu­ra zu. »Wir brau­chen Sie hier. Zwei geis­tes­ab­we­sen­de GWA-Schat­ten tau­gen nichts.«
    »Trans­por­ter stößt in die Luft­hül­le vor. Vor­sicht!« sag­te Han­ni­bal. »Schutz­schir­me sind voll ak­ti­viert; sei­ne Fahrt ist viel zu hoch. Er stößt die Luft­mo­le­kü­le ge­walt­sam ab, kom­pri­miert sie und er­zeugt einen Stoß­keil ko­chen­der Luft­mas­sen. Meß­er­geb­nis­se aus Er Rif: Das Eis über dem Ba­rents-Meer wird voll ge­trof­fen. Es ent­steht ein Glut­or­kan mit nach­fol­gen­der Va­ku­um­zo­ne. Ma­te­rie­mas­sen wer­den in den Him­mel ge­ris­sen. Der Va­ku-Trich­ter wirkt sich als Sau­grüs­sel aus, je­doch tau­send­fach stär­ker als bei ei­nem Tai­fun. Der Trans­por­ter stürzt wei­ter. Er scheint aber un­ter Kon­trol­le zu sein. Er … Kor­rek­tur, Meß­da­ten Er Rif, neue Er­geb­nis­se:
    Der Kom­man­dant er­hält Be­fehl, sei­nen Fahrt­über­schuß im di­rek­ten Ver­ti­kal­fall auf­zu­he­ben und vol­le Brems­schub­leis­tung auf sei­ne Trieb­wer­ke zu ge­ben. Er soll erst da­nach Nor­mal­fahrt in Rich­tung Sü­den auf­neh­men.«
    »Das be­deu­tet die ato­ma­re Ver­nich­tung Nord­eu­ro­pas«, rief Al­li­son au­ßer sich. »Die­se gna­den­lo­sen Hen­ker …«
    »… sind seit 187 000 Jah­ren tot«, schrie ich. Ich muß­te ihn über­tö­nen. »Hal­ten Sie ge­fäl­ligst den Mund. Das ist al­les längst pas­siert. Es ist nicht un­se­re Auf­ga­be, et­was da­von rück­gän­gig oder un­ge­sche­hen zu ma­chen. So­eben ent­steht die Ost­see, mein Herr! Auf Grund mar­sia­ni­scher Kar­ten­wer­ke hat es die näm­lich bis zum heu­ti­gen Ta­ge noch nicht ge­ge­ben. Die Land­mas­se von Skan­di­na­vi­en hängt im Au­gen­blick noch mit den spä­te­ren eu­ro­päi­schen Ost­see­küs­ten zu­sam­men. Al­les bil­det noch einen ge­schlos­se­nen Fest­land­block, der jetzt durch die Atom­trieb­wer­ke ei­nes mar­sia­ni­schen Groß­kampf­schif­fes auf­ge­spal­ten wird. Ha­ben Sie mir nicht ein­mal von Ih­rem Se­ge­l­ur­laub in nor­di­schen Ost­see­ge­wäs­sern vor­ge­schwärmt? Na al­so! Wenn der Trans­por­ter nicht wä­re, hät­ten Sie nie in den Bott­ni­schen Meer­bu­sen ein­lau­fen kön­nen, denn oh­ne un­se­ren Mars­kom­man­dan­ten gä­be es ihn nicht. Ru­he hier un­ten! Das gilt auch für die Her­ren auf der HU­RON. Was soll das Ge­brüll? Viel­leicht be­grei­fen Sie bald, daß der Trans­por­ter­kom­man­dant nur zwei Mög­lich­kei­ten hat, den Auf­schlag zu ver­hin­dern. Er kann im Ver­ti­kal­sturz auf dem ei­ge­nen Trieb­werkss­trahl brem­sen und da­bei einen klei­nen Teil der Erd­ober­flä­che in Stücke rei­ßen; aber er kann auch bei ei­ner An­flug­pa­ra­bel nach Sü­den rie­si­ge Land­stri­che ver­wüs­ten. Was ist Ih­nen lie­ber? Wenn die Trieb­wer­ke ei­nes Mars­schif­fes in­ner­halb der Erdat­mo­sphä­re hoch­ge­fah­ren wer­den, dann gibt es einen hal­b­en Welt­un­ter­gang. Das soll­ten Sie wis­sen!«
    Der ein­zi­ge Mann, der sich von mei­nem Ge­fühls­aus­bruch nicht stö­ren ließ, war Han­ni­bal. Er hör­te mich über­haupt nicht.
    Sei­ne Nach­rich­ten wa­ren be­un­ru­hi­gend ge­nug, aber all­mäh­lich wur­de dar­aus er­kenn­bar, daß die mar­sia­ni­sche Flot­ten­füh­rung lie­ber Nord­eu­ro­pa zu ver­nich­ten be­reit war als auch nur einen Zip­fel des Erd­teils At­lan­tis. Das wä­re aber bei ei­nem an­de­ren An­flug­ma­nö­ver frag­los ge­sche­hen.
    Auf den

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