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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Bild­schir­men un­se­rer Vi­si­pho­ne war nicht mehr viel zu se­hen. Die An­ten­nen der HU­RON wa­ren doch zu leis­tungs­schwach und auch zu dicht über dem Was­ser­spie­gel, um die Er­eig­nis­se in die­ser Pha­se noch ver­fol­gen zu kön­nen.
    Im­mer­hin ka­men wie­der­holt schar­fe Bil­der durch. Sie stamm­ten an­schei­nend von klei­ne­ren Be­gleit­fahr­zeu­gen, die nach dem ge­walt­sam ein­ge­tauch­ten Trans­por­ter eben­falls in die At­mo­sphä­re vor­ge­sto­ßen wa­ren, um dem Schiff mit­samt sei­ner wich­ti­gen La­dung Ge­leit­schutz zu ge­ben.
    Über der ir­di­schen At­mo­sphä­re tob­te ein Ab­wehr­ge­fecht, das im­mer mehr die Aus­ma­ße ei­ner Raum­schlacht an­nahm. Schwe­re de­ne­bi­sche Raum­schiffs­ver­bän­de wa­ren nach­ge­sto­ßen. Man be­müh­te sich of­fen­bar, den vom Mond ent­kom­me­nen Trans­por­ter doch noch zu er­rei­chen. Sag­hons Hei­mat­flot­te mach­te den nich­tir­di­schen In­tel­li­gen­zen einen Strich durch die Rech­nung, denn noch war der Mars mäch­tig.
    »Trans­por­ter im An­flug auf At­lan­tis. Neue Kurs­be­rech­nung. Er läßt Bay­ronur ost­wärts lie­gen, über­fliegt die Küs­ten­li­nie west­lich der Azo­ren und schwenkt auf den Raum­ha­fen von Tra­s­ca­thon ein. Vol­l­alarm auf­ge­ho­ben. Be­ob­ach­ten, wei­te­re An­wei­sun­gen ab­war­ten.«
    Das war wie­der Han­ni­bals Stim­me ge­we­sen. Wir war­te­ten, bis die Bil­der der HU­RON bes­ser wur­den. Dann sa­hen wir den Trans­por­ter auf den Schir­men.
    Zu­gleich ver­nah­men wir ein an­schwel­len­des Don­nern, doch das kam nicht aus den Laut­spre­chern, son­dern von Wes­ten her.
    Das Schiff war ein rie­si­ges Ge­bil­de von un­ge­wöhn­li­cher Form. Wahr­schein­lich han­del­te es sich um einen Ber­gungs- und Re­pa­ra­tur­rau­mer, denn er glich ei­ner Halb­ku­gel, de­ren ge­ra­de Schnitt­flä­che einen Durch­mes­ser von vier­hun­dert Me­tern be­saß. Dar­auf konn­ten so­gar große Mars­schif­fe ge­lan­det und ver­sorgt wer­den.
    Aus dem Trieb­werks­wulst un­ter­halb der Lan­de­flä­che zuck­ten noch im­mer ul­trab­laue Ener­gie­zun­gen. Ich wuß­te aus ei­ge­nen Er­fah­run­gen, daß es sich bei die­sen ge­wal­tig aus­se­hen­den Leucht­er­schei­nun­gen le­dig­lich um ein »Leer­lauf­stot­tern« han­del­te. Das war je­den­falls der Fach­aus­druck der GWA-Ex­per­ten, die sich be­reits ein­ge­hend mit mar­sia­ni­schen Raum­schif­fen be­schäf­tigt hat­ten. Schließ­lich hat­ten wir ge­nug da­von in un­se­rer Real­zeit ge­fun­den und ver­geb­lich ver­sucht, ih­re Ge­heim­nis­se völ­lig zu ent­rät­seln.
    Das flam­men­um­wa­ber­te Un­ge­heu­er nä­her­te sich der über fünf­zig Ki­lo­me­ter ho­hen Ener­gieglo­cke von Tra­s­ca­thon, blieb im Ban­ne sei­ner An­ti­gra­vi­ta­ti­ons­kraft­fel­der in der Luft ste­hen und ver­schwand schließ­lich hin­ter ei­ner plötz­lich auf­klaf­fen­den Lücke im ener­ge­ti­schen Struk­tur­ge­fü­ge des Ab­wehr­schir­mes.
    Au­ßer ei­nem ge­hör­zer­mür­ben­den, mi­nu­ten­lang an­hal­ten­den Dröh­nen und ei­nem lau­war­men Sturm­wind war nichts von der An­kunft ei­nes mar­sia­ni­schen Groß­raum­schif­fes zu be­mer­ken.
    Schließ­lich ver­lie­fen sich auch die letz­ten Ge­räusche. Es wur­de still.
    Ich sah mich im schwa­chen Licht der Bat­te­ri­e­lam­pen um. Han­ni­bal war ein­ge­schla­fen. Er war er­schöpft.
    Als Dr. Nis­hi­mu­ra zu spre­chen be­gann, be­flei­ßig­te er sich ei­ner maß­vol­len Laut­stär­ke.
    »Da hat je­mand in Tra­s­ca­thon schnell und ziel­si­cher ge­han­delt. Dem Kom­man­dan­ten wä­re es wahr­schein­lich gleich­gül­tig ge­we­sen, wel­che Land­stri­che er ver­wüs­te­te. Er hat­te nur sein La­de­gut in Si­cher­heit zu brin­gen. Ob sich Ad­mi­ral Sag­hon höchst­per­sön­lich in Tra­s­ca­thon be­fin­det?«
    Ich wink­te ab.
    »Vor­erst un­wich­tig, Kenji. Ich fra­ge mich, warum der Zeit­de­for­ma­tor nicht mit ei­ge­ner Kraft zur Er­de ge­flo­gen wur­de. Er be­sitzt die ent­spre­chen­den Trieb­wer­ke. War er hin­sicht­lich der be­gin­nen­den Of­fen­si­ve le­dig­lich zu lang­sam und zu schlecht be­waff­net, oder

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