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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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der Flot­te, Ad­mi­ral Sag­hon.«
    »Du sprichst wie­der ein­mal in Rät­seln, Lur­ca­rio­ner«, for­der­te ich ihn her­aus. »Was darf ich dir aus mei­nen rest­li­chen Vor­rä­ten an­bie­ten? Ich ha­be Wein aus Whu­ro­la an Bord.«
    »Mei­ne Zeit ist knapp be­mes­sen, Rod­kon«, lehn­te er ab. »Dein stol­zes Schiff sieht übel aus. Den­noch mußt du mit ihm Wun­der voll­bracht ha­ben, denn in nur knapp sieb­zehn Ta­gen das Meer der Ei­si­gen Stür­me zu über­que­ren, ist ein Wun­der.«
    »Da ha­ben wir es!« mel­de­te sich Han­ni­bal er­neut. »Von we­gen ›nie­mand ach­te­te mehr auf uns‹!«
    Ich fühl­te, daß mir das Blut in die Wan­gen stieg. Gleich­zei­tig stell­te ich in­ner­lich ver­blüfft fest, daß sich He­dsche­nin rein sach­lich, kei­nes­wegs über­heb­lich gab. Oder stör­te mich nur sein iro­ni­sches Lä­cheln? Das Fun­keln sei­ner nacht­schwar­zen Au­gen?
    »Es mag sein, daß Lur­ca­rio­ner noch nie gu­te See­fah­rer be­grü­ßen durf­ten«, herrsch­te ich ihn an. »Ich ha­be die Win­de an­ders ge­nom­men als Whu­ro­la­ner. Mein Aus­wei­chen nach Sü­den er­wies sich als klug. Wes­sen willst du mich dies­mal ver­däch­ti­gen, He­dsche­nin?«
    »Laß dein Schwert ste­cken«, sag­te er seuf­zend und ver­schränk­te die Ar­me über der Brust. »Muß ich dir wirk­lich er­klä­ren, daß ich als – sa­gen wir – Gön­ner ge­kom­men bin? Ich hör­te von der Stran­dung der ROD­KON-WHU und kam, um mich nach dei­nem Be­fin­den zu er­kun­di­gen. Sind dei­ne ver­letz­ten Män­ner gut ver­sorgt wor­den?«
    »Die Sal­be der Göt­ter scheint zu wir­ken«, murr­te ich.
    Er lach­te, zog sich einen Stuhl her­an und setz­te sich. Die Schräg­la­ge ba­lan­cier­te er ge­schickt aus.
    »Die Sal­ben der Göt­ter«, wie­der­hol­te er sin­nend, um dann er­neut auf­zu­la­chen. »Wie weit oder wie lan­ge kön­nen Män­ner von dei­ner und mei­ner Art die­se Göt­ter re­spek­tie­ren? Hast du dar­über schon ein­mal nach­ge­dacht, Rod­kon?«
    Han­ni­bals war­nen­der Im­puls war über­flüs­sig. Ich fühl­te deut­li­cher als er, daß un­ser Ein­satz in der fer­nen Ver­gan­gen­heit in ein ent­schei­den­des Sta­di­um trat.
    Ich un­ter­ließ es, nach der Art ei­nes von sich selbst über­zeug­ten Bar­ba­ren zu ant­wor­ten.
    »Göt­ter soll­ten im­mer re­spek­tiert wer­den.«
    »So­lan­ge sie ih­ren Schütz­lin­gen wohl­ge­sinnt sind – viel­leicht! Fürst, sind wir die Söh­ne der glei­chen Welt, oder sind wir es nicht?«
    »Ich schät­ze doch, He­dsche­nin. Ge­wis­se Un­ter­schie­de er­ach­te ich in die­sem Zu­sam­men­hang als be­deu­tungs­los, aber als exis­tent. Wel­che Auf­ga­be hast du auf Lur­ca­ri­on zu er­fül­len?«
    Dies­mal such­te und fand er mei­nen Blick. Sein Ge­sicht hat­te sich ge­spannt.
    »Nach­dem ich den Tra­ban­ten un­se­res Pla­ne­ten be­such­te, um mich dort auf­trags­ge­mäß über ge­wis­se Din­ge zu in­for­mie­ren, bin ich zu­rück­ge­kehrt, um die Streit­kräf­te der Spio­na­ge­ab­wehr als Be­fehls­ha­ber zu über­neh­men. Ich un­ter­ste­he Mark­has.«
    Von dem Au­gen­blick an ahn­te ich, daß He­dsche­nin ei­ge­ne In­ter­es­sen ver­trat. War er durch sei­nen Mond­auf­ent­halt dar­in be­stärkt wor­den?
    »Wel­che?« woll­te Han­ni­bal te­le­pa­thisch wis­sen. »Das ist doch nie­mals ein de­ne­bi­scher Spi­on.«
    Es war si­cher­lich kein Zu­fall, daß der At­lan­ter im glei­chen Au­gen­blick auf un­se­re Zwei­fel zu spre­chen kam. Er be­schäf­tig­te sich eben­falls mit den nich­tir­di­schen An­grei­fern.
    »Der Mann, der dir dein Schiff ver­kauf­te, wur­de hin­ge­rich­tet«, er­klär­te er über­gangs­los. »Wenn du an­ge­nom­men ha­ben soll­test, in Bay­ronur er­war­tet zu wer­den, so muß ich dich ent­täu­schen. Mei­ne ers­te Amts­hand­lung be­stand dar­in, die hie­si­ge Spio­na­ge­zen­tra­le zu zer­schla­gen. Du war­test ver­geb­lich, Rod­kon. Ich war schnel­ler als die Frem­den.«
    »Muß ich dir er­neut sa­gen, daß du in Rät­seln sprichst?«
    Er schau­te blin­zelnd zu Han­ni­bal hin­über und er­klär­te plötz­lich:
    »Ich wer­de jetzt in die Ta­sche grei­fen. Man wür­de klug han­deln, sich da­von

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