Generalprobe Zeitballett
der Flotte, Admiral Saghon.«
»Du sprichst wieder einmal in Rätseln, Lurcarioner«, forderte ich ihn heraus. »Was darf ich dir aus meinen restlichen Vorräten anbieten? Ich habe Wein aus Whurola an Bord.«
»Meine Zeit ist knapp bemessen, Rodkon«, lehnte er ab. »Dein stolzes Schiff sieht übel aus. Dennoch mußt du mit ihm Wunder vollbracht haben, denn in nur knapp siebzehn Tagen das Meer der Eisigen Stürme zu überqueren, ist ein Wunder.«
»Da haben wir es!« meldete sich Hannibal erneut. »Von wegen ›niemand achtete mehr auf uns‹!«
Ich fühlte, daß mir das Blut in die Wangen stieg. Gleichzeitig stellte ich innerlich verblüfft fest, daß sich Hedschenin rein sachlich, keineswegs überheblich gab. Oder störte mich nur sein ironisches Lächeln? Das Funkeln seiner nachtschwarzen Augen?
»Es mag sein, daß Lurcarioner noch nie gute Seefahrer begrüßen durften«, herrschte ich ihn an. »Ich habe die Winde anders genommen als Whurolaner. Mein Ausweichen nach Süden erwies sich als klug. Wessen willst du mich diesmal verdächtigen, Hedschenin?«
»Laß dein Schwert stecken«, sagte er seufzend und verschränkte die Arme über der Brust. »Muß ich dir wirklich erklären, daß ich als – sagen wir – Gönner gekommen bin? Ich hörte von der Strandung der RODKON-WHU und kam, um mich nach deinem Befinden zu erkundigen. Sind deine verletzten Männer gut versorgt worden?«
»Die Salbe der Götter scheint zu wirken«, murrte ich.
Er lachte, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Die Schräglage balancierte er geschickt aus.
»Die Salben der Götter«, wiederholte er sinnend, um dann erneut aufzulachen. »Wie weit oder wie lange können Männer von deiner und meiner Art diese Götter respektieren? Hast du darüber schon einmal nachgedacht, Rodkon?«
Hannibals warnender Impuls war überflüssig. Ich fühlte deutlicher als er, daß unser Einsatz in der fernen Vergangenheit in ein entscheidendes Stadium trat.
Ich unterließ es, nach der Art eines von sich selbst überzeugten Barbaren zu antworten.
»Götter sollten immer respektiert werden.«
»Solange sie ihren Schützlingen wohlgesinnt sind – vielleicht! Fürst, sind wir die Söhne der gleichen Welt, oder sind wir es nicht?«
»Ich schätze doch, Hedschenin. Gewisse Unterschiede erachte ich in diesem Zusammenhang als bedeutungslos, aber als existent. Welche Aufgabe hast du auf Lurcarion zu erfüllen?«
Diesmal suchte und fand er meinen Blick. Sein Gesicht hatte sich gespannt.
»Nachdem ich den Trabanten unseres Planeten besuchte, um mich dort auftragsgemäß über gewisse Dinge zu informieren, bin ich zurückgekehrt, um die Streitkräfte der Spionageabwehr als Befehlshaber zu übernehmen. Ich unterstehe Markhas.«
Von dem Augenblick an ahnte ich, daß Hedschenin eigene Interessen vertrat. War er durch seinen Mondaufenthalt darin bestärkt worden?
»Welche?« wollte Hannibal telepathisch wissen. »Das ist doch niemals ein denebischer Spion.«
Es war sicherlich kein Zufall, daß der Atlanter im gleichen Augenblick auf unsere Zweifel zu sprechen kam. Er beschäftigte sich ebenfalls mit den nichtirdischen Angreifern.
»Der Mann, der dir dein Schiff verkaufte, wurde hingerichtet«, erklärte er übergangslos. »Wenn du angenommen haben solltest, in Bayronur erwartet zu werden, so muß ich dich enttäuschen. Meine erste Amtshandlung bestand darin, die hiesige Spionagezentrale zu zerschlagen. Du wartest vergeblich, Rodkon. Ich war schneller als die Fremden.«
»Muß ich dir erneut sagen, daß du in Rätseln sprichst?«
Er schaute blinzelnd zu Hannibal hinüber und erklärte plötzlich:
»Ich werde jetzt in die Tasche greifen. Man würde klug handeln, sich davon
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