Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Mars, Oko­lar IV, ist jetzt schon zur Wüs­te ge­wor­den. Mil­li­ar­den Mar­sia­ner ster­ben im Ro­ten Leuch­ten der Nich­tir­di­schen.«
    »Hal­ten Sie den Un­ter­gang mei­ner Hei­mat auf. Sie kön­nen es!« fleh­te er.
    Ich schüt­tel­te nach­drück­lich den Kopf.
    »He­dsche­nin, ich ha­be Sie vom ers­ten Au­gen­blick un­se­rer Be­kannt­schaft an ge­schätzt und ge­fühlt, daß Sie ein be­son­de­rer Ver­tre­ter der Ers­ten Mensch­heit sind. Nie­mand kann den Un­ter­gang des In­sel­kon­tin­ents auf­hal­ten. Wir wis­sen nicht, wel­ches der vie­len ab­stür­zen­den Raum­schif­fe auf At­lan­tis ein­schla­gen und tief in­ner­halb des Trich­ters ato­mar ex­plo­die­ren wird. Um das zu­ver­läs­sig ver­hin­dern zu kön­nen, müß­te man so­wohl den größ­ten Teil der mar­sia­ni­schen Hei­mat­flot­te als auch den größ­ten Teil der de­ne­bi­schen Kampf­schif­fe weit drau­ßen im Raum zer­stö­ren. Selbst in dem Fall könn­te das Schiff un­ver­sehrt blei­ben, das spä­ter auf At­lan­tis stür­zen wird. Sie sind Wis­sen­schaft­ler und er­ken­nen, daß ich nicht hel­fen kann. Ich dürf­te es auch nicht! Ein Zeit­pa­ra­do­xon sol­chen Aus­ma­ßes wür­de mei­ne Mensch­heit nie­mals ent­ste­hen las­sen.«
    »Wir ha­ben ein Sprich­wort, He­dsche­nin«, mel­de­te sich Han­ni­bal aus dem Hin­ter­grund der Ka­jü­te. »Es ist ein­fach, vom Volk ge­prägt, aber es ist ehr­lich in sei­ner Aus­sa­ge. Es lau­tet: Die Haut ist nä­her als das Hemd. Ver­ste­hen Sie das, Freund?«
    Nie­mals in mei­nem Le­ben hat­te ich grö­ße­re Ver­zweif­lung sich in Au­gen wi­der­spie­geln se­hen; nie­mals hat­te ich den Ein­druck ge­habt, als wür­den sie in ih­rem Glanz plötz­lich er­lö­schen.
    Er starr­te auf die Tisch­plat­te und at­me­te schwer.
    Die Wür­fel wa­ren ge­fal­len. Wenn He­dsche­nin sei­ne Ent­de­ckung für sich be­hal­ten hat­te, konn­ten wir ge­zielt wei­ter­ar­bei­ten. Nur er war als aus­wer­ten­der Of­fi­zier in der La­ge ge­we­sen, mich zu er­ken­nen, denn nur er hat­te in Whu­ro­la mit mir zu tun ge­habt.
    Taf­kar, der mich auf dem Mond eben­falls ge­se­hen hat­te, woll­te ich auf kei­nen Fall be­geg­nen. Das lag auch au­ßer­halb des Vor­stel­lungs­ver­mö­gens.
    »Sie soll­ten mir al­les be­rich­ten«, bat er nach ei­ni­gen Mi­nu­ten. »Al­les! Of­fen und rück­halt­los. Ich ha­be Sie nach den Vor­komm­nis­sen in der whu­ro­la­ni­schen Fes­tung nicht mehr für einen Nord­land­bar­ba­ren ge­hal­ten, al­ler­dings auch nicht für einen Mann in de­ne­bi­schen Diens­ten. Sie stell­ten mich vor Rät­sel. Mir fiel Ihr In­tel­lekt auf. Die Ge­schich­te von Ih­rem Leh­rer war un­glaub­wür­dig, denn Ora­n­ion war kein Tech­no­lo­gie­wis­sen­schaft­ler. Sie wi­der­leg­ten sich in ei­ni­gen Punk­ten selbst. Ei­nem De­neb-Agen­ten wä­re das nicht pas­siert. Al­so blieb für mich die Fra­ge of­fen, wer Sie ei­gent­lich sind und was Sie wol­len. Wir ha­ben im Kör­per des von Ih­nen ge­tö­te­ten Pho­ro­sers Nhauk win­zi­ge Me­tall­split­ter ge­fun­den. Sie stamm­ten von ei­ner frem­den Waf­fe, das war si­cher.«
    Ich zog mein Schwert, öff­ne­te den Knauf­ver­schluß des Griff Stücks und ließ ihn in die dunkle Mün­dung der dar­in ein­ge­bau­ten Ther­mo­rak-Spe­zi­al­au­to­ma­tik bli­cken.
    »Mi­krora­ke­ten­ge­schos­se, He­dsche­nin. Ho­he Ex­plo­siv­wir­kung, che­mi­scher An­trieb, an­ti­ma­gne­tisch, ther­mi­sche Zu­sat­z­wir­kungs­la­dung, die mit Ver­nich­tung­stem­pe­ra­tu­ren im Ziel ab­brennt. In vie­len An­wen­dungs­be­rei­chen bes­ser nutz­bar als mar­sia­ni­sche Hoch­ener­gie­strah­ler. Sie schie­ßen mit Ka­no­nen auf Spat­zen. Das sind klei­ne Vö­gel mei­ner Epo­che.«
    Er schluck­te deut­lich hör­bar.
    »Ich ver­ste­he, Ge­ne­ral. Wur­de da­mit der pho­ro­si­sche Wis­sen­schaft­ler Khoul ge­tö­tet?«
    »An­ge­schos­sen. Taf­kar irrt sich er­neut, wenn er glaubt, sei­nen Rei­se­be­glei­ter tot zu­rück­ge­las­sen zu ha­ben. Ich ha­be dem mar­sia­ni­schen Groß­ro­bo­ter von Oko­lar-Tra­bant, von uns ZON­TA ge­nannt, un­ter An­wen­dung mei­nes Ko­da­tors den Be­fehl ge­ge­ben, Khoul

Weitere Kostenlose Bücher