Generalprobe Zeitballett
Mars, Okolar IV, ist jetzt schon zur Wüste geworden. Milliarden Marsianer sterben im Roten Leuchten der Nichtirdischen.«
»Halten Sie den Untergang meiner Heimat auf. Sie können es!« flehte er.
Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Hedschenin, ich habe Sie vom ersten Augenblick unserer Bekanntschaft an geschätzt und gefühlt, daß Sie ein besonderer Vertreter der Ersten Menschheit sind. Niemand kann den Untergang des Inselkontinents aufhalten. Wir wissen nicht, welches der vielen abstürzenden Raumschiffe auf Atlantis einschlagen und tief innerhalb des Trichters atomar explodieren wird. Um das zuverlässig verhindern zu können, müßte man sowohl den größten Teil der marsianischen Heimatflotte als auch den größten Teil der denebischen Kampfschiffe weit draußen im Raum zerstören. Selbst in dem Fall könnte das Schiff unversehrt bleiben, das später auf Atlantis stürzen wird. Sie sind Wissenschaftler und erkennen, daß ich nicht helfen kann. Ich dürfte es auch nicht! Ein Zeitparadoxon solchen Ausmaßes würde meine Menschheit niemals entstehen lassen.«
»Wir haben ein Sprichwort, Hedschenin«, meldete sich Hannibal aus dem Hintergrund der Kajüte. »Es ist einfach, vom Volk geprägt, aber es ist ehrlich in seiner Aussage. Es lautet: Die Haut ist näher als das Hemd. Verstehen Sie das, Freund?«
Niemals in meinem Leben hatte ich größere Verzweiflung sich in Augen widerspiegeln sehen; niemals hatte ich den Eindruck gehabt, als würden sie in ihrem Glanz plötzlich erlöschen.
Er starrte auf die Tischplatte und atmete schwer.
Die Würfel waren gefallen. Wenn Hedschenin seine Entdeckung für sich behalten hatte, konnten wir gezielt weiterarbeiten. Nur er war als auswertender Offizier in der Lage gewesen, mich zu erkennen, denn nur er hatte in Whurola mit mir zu tun gehabt.
Tafkar, der mich auf dem Mond ebenfalls gesehen hatte, wollte ich auf keinen Fall begegnen. Das lag auch außerhalb des Vorstellungsvermögens.
»Sie sollten mir alles berichten«, bat er nach einigen Minuten. »Alles! Offen und rückhaltlos. Ich habe Sie nach den Vorkommnissen in der whurolanischen Festung nicht mehr für einen Nordlandbarbaren gehalten, allerdings auch nicht für einen Mann in denebischen Diensten. Sie stellten mich vor Rätsel. Mir fiel Ihr Intellekt auf. Die Geschichte von Ihrem Lehrer war unglaubwürdig, denn Oranion war kein Technologiewissenschaftler. Sie widerlegten sich in einigen Punkten selbst. Einem Deneb-Agenten wäre das nicht passiert. Also blieb für mich die Frage offen, wer Sie eigentlich sind und was Sie wollen. Wir haben im Körper des von Ihnen getöteten Phorosers Nhauk winzige Metallsplitter gefunden. Sie stammten von einer fremden Waffe, das war sicher.«
Ich zog mein Schwert, öffnete den Knaufverschluß des Griff Stücks und ließ ihn in die dunkle Mündung der darin eingebauten Thermorak-Spezialautomatik blicken.
»Mikroraketengeschosse, Hedschenin. Hohe Explosivwirkung, chemischer Antrieb, antimagnetisch, thermische Zusatzwirkungsladung, die mit Vernichtungstemperaturen im Ziel abbrennt. In vielen Anwendungsbereichen besser nutzbar als marsianische Hochenergiestrahler. Sie schießen mit Kanonen auf Spatzen. Das sind kleine Vögel meiner Epoche.«
Er schluckte deutlich hörbar.
»Ich verstehe, General. Wurde damit der phorosische Wissenschaftler Khoul getötet?«
»Angeschossen. Tafkar irrt sich erneut, wenn er glaubt, seinen Reisebegleiter tot zurückgelassen zu haben. Ich habe dem marsianischen Großroboter von Okolar-Trabant, von uns ZONTA genannt, unter Anwendung meines Kodators den Befehl gegeben, Khoul
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