Generalprobe Zeitballett
mit Hilfe eines Plasmabades zu retten. Das geschah, bis der Großroboter streikte. Ehe Khoul starb, berichtete er uns viele Einzelheiten über Ihre Epoche. So haben wir es gewagt, mit einem von uns entdeckten und betriebsbereit gemachten Zeitdeformator des Mars unsere Ära zu verlassen und bei Ihnen aufzutauchen.«
Diesmal war Hedschenin fassungslos.
»Sie – Sie sind in der Lage, den Großroboter zu kommandieren?«
»Ja! Hannibal, mein Kodator befindet sich in deiner Obhut. Bitte …«
Als Hedschenin das Gerät vor sich liegen hatte und der Deckel aufsprang, ließ er einen undefinierbaren Laut hören. Ich wußte, daß die mit dem Gegenstand versinnbildlichte Macht all seine Vorstellungsgrenzen sprengte. Kodatoren dieser Art hatten nur Männer vom Rang eines Admirals Saghon besessen.
Ich mußte den fähigen Mann als Freund gewinnen. Als Gegner war er so gefährlich, daß wir seine Beseitigung nicht hätten vermeiden können.
»Hedschenin, Sie sollten sich in Ruhe entscheiden. Ehe Sie das tun, werden Sie mich anhören müssen. Sie sind mit fünf bewaffneten Begleitern angekommen. Sorgen Sie vorerst dafür, daß die Männer nicht nervös werden. Wollen Sie das veranlassen?«
Er stand auf; langsam und schwerfällig, wie ein uralter, schwerkranker Mann.
»Natürlich, das ist richtig. Die Männer müssen – ja sicher, na türlich. Sie übersehen niemals etwas, General. Was ist die GWA? Ich habe den Begriff vernommen und ihn übersetzen lassen, aber …«
»Später. Jedenfalls ist der Oberbefehlshaber der GWA ein Mensch, auf keinen Fall aber ein Marsianer. Hedschenin, ich schätze die Intelligenzwesen des Mars durchaus als galaktische Völkerschaft. Nichts wäre mir lieber, als ihnen die aufrichtige Freundschaft meiner Menschheit anbieten zu können. Weshalb das nicht möglich ist, wird aus der Sachlage erkennbar.«
»Und was schätzen Sie an diesen Intelligenzen nicht?« erkundigte er sich. Sein Blick klärte sich. Er gewann seine Haltung zurück.
»Daß sie andere Planeten besetzen, deren Bevölkerung kolonisieren und sie nach einer wesensfremden Gesetzgebung beherrschen. Wir Vertreter der Zweiten Menschheit wissen nur zu gut, wie grausam der Kolonialismus ist. Diese Periode haben wir überwunden.«
Er lächelte wieder.
»Dann verstehen wir uns, General HC-9. Das ist auch meine Auffassung. Allerdings – wenn ich nicht unterrichtet worden wä re, hätte sich mein Wissen auf das beschränkt, über das mein Volk ebenfalls verfügt. Es reichte nicht weiter als bis zur ersten Dampfmaschine.«
»Wenn man Sie und Ihre wenigen wissenschaftlich hochgeschulten Freunde heute aus der Obhut Ihrer Lehrer und Kolonialherren entlassen würde, ständen Sie vor einem Chaos. Es würde nichts mehr funktionieren, aber Ihr Volk würde von Ihnen Wunder erwarten, die Sie mangels einer gewaltigen Versorgungsindustrie nicht erfüllen könnten. Es ist daher besser, eine eigenständige Entwicklung durchzumachen, denn danach wird sich das allgemeine Dasein eines Volkes sehr viel besser ausrichten können. Das kostet Zeit, mehr aber nicht! Oder glauben Sie ernsthaft, ein Volk wie Ihres hätte nach fünf- bis sechshundert Jahren nicht das Geheimnis des Atoms entdeckt? Als bei uns das industrielle Dampfmaschinenzeitalter begann, hatten wir es schon geschafft. Nur hundert Jahre später flogen Flugzeuge mit vielen Passagieren an Bord über den Ozean hinweg. Dreißig Jahre danach landeten wir auf dem Mond. Nun sind wir hier, Hedschenin; hier in Ihrer Zeit. Wir haben sogar die Hinterlassenschaft des Mars begriffen. Sie sollten nun wirklich gehen.«
»Sie vertrauen mir?« fragte er mit ironischem Lächeln.
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