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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mit Hil­fe ei­nes Plas­ma­ba­des zu ret­ten. Das ge­sch­ah, bis der Groß­ro­bo­ter streik­te. Ehe Khoul starb, be­rich­te­te er uns vie­le Ein­zel­hei­ten über Ih­re Epo­che. So ha­ben wir es ge­wagt, mit ei­nem von uns ent­deck­ten und be­triebs­be­reit ge­mach­ten Zeit­de­for­ma­tor des Mars un­se­re Ära zu ver­las­sen und bei Ih­nen auf­zut­au­chen.«
    Dies­mal war He­dsche­nin fas­sungs­los.
    »Sie – Sie sind in der La­ge, den Groß­ro­bo­ter zu kom­man­die­ren?«
    »Ja! Han­ni­bal, mein Ko­da­tor be­fin­det sich in dei­ner Ob­hut. Bit­te …«
    Als He­dsche­nin das Ge­rät vor sich lie­gen hat­te und der De­ckel auf­sprang, ließ er einen un­de­fi­nier­ba­ren Laut hö­ren. Ich wuß­te, daß die mit dem Ge­gen­stand ver­sinn­bild­lich­te Macht all sei­ne Vor­stel­lungs­gren­zen spreng­te. Ko­da­to­ren die­ser Art hat­ten nur Män­ner vom Rang ei­nes Ad­mi­rals Sag­hon be­ses­sen.
    Ich muß­te den fä­hi­gen Mann als Freund ge­win­nen. Als Geg­ner war er so ge­fähr­lich, daß wir sei­ne Be­sei­ti­gung nicht hät­ten ver­mei­den kön­nen.
    »He­dsche­nin, Sie soll­ten sich in Ru­he ent­schei­den. Ehe Sie das tun, wer­den Sie mich an­hö­ren müs­sen. Sie sind mit fünf be­waff­ne­ten Be­glei­tern an­ge­kom­men. Sor­gen Sie vor­erst da­für, daß die Män­ner nicht ner­vös wer­den. Wol­len Sie das ver­an­las­sen?«
    Er stand auf; lang­sam und schwer­fäl­lig, wie ein ur­al­ter, schwer­kran­ker Mann.
    »Na­tür­lich, das ist rich­tig. Die Män­ner müs­sen – ja si­cher, na tür­lich. Sie über­se­hen nie­mals et­was, Ge­ne­ral. Was ist die GWA? Ich ha­be den Be­griff ver­nom­men und ihn über­set­zen las­sen, aber …«
    »Spä­ter. Je­den­falls ist der Ober­be­fehls­ha­ber der GWA ein Mensch, auf kei­nen Fall aber ein Mar­sia­ner. He­dsche­nin, ich schät­ze die In­tel­li­genz­we­sen des Mars durch­aus als ga­lak­ti­sche Völ­ker­schaft. Nichts wä­re mir lie­ber, als ih­nen die auf­rich­ti­ge Freund­schaft mei­ner Mensch­heit an­bie­ten zu kön­nen. Wes­halb das nicht mög­lich ist, wird aus der Sach­la­ge er­kenn­bar.«
    »Und was schät­zen Sie an die­sen In­tel­li­gen­zen nicht?« er­kun­dig­te er sich. Sein Blick klär­te sich. Er ge­wann sei­ne Hal­tung zu­rück.
    »Daß sie an­de­re Pla­ne­ten be­set­zen, de­ren Be­völ­ke­rung ko­lo­ni­sie­ren und sie nach ei­ner we­sens­frem­den Ge­setz­ge­bung be­herr­schen. Wir Ver­tre­ter der Zwei­ten Mensch­heit wis­sen nur zu gut, wie grau­sam der Ko­lo­nia­lis­mus ist. Die­se Pe­ri­ode ha­ben wir über­wun­den.«
    Er lä­chel­te wie­der.
    »Dann ver­ste­hen wir uns, Ge­ne­ral HC-9. Das ist auch mei­ne Auf­fas­sung. Al­ler­dings – wenn ich nicht un­ter­rich­tet wor­den wä re, hät­te sich mein Wis­sen auf das be­schränkt, über das mein Volk eben­falls ver­fügt. Es reich­te nicht wei­ter als bis zur ers­ten Dampf­ma­schi­ne.«
    »Wenn man Sie und Ih­re we­ni­gen wis­sen­schaft­lich hoch­ge­schul­ten Freun­de heu­te aus der Ob­hut Ih­rer Leh­rer und Ko­lo­ni­al­her­ren ent­las­sen wür­de, stän­den Sie vor ei­nem Cha­os. Es wür­de nichts mehr funk­tio­nie­ren, aber Ihr Volk wür­de von Ih­nen Wun­der er­war­ten, die Sie man­gels ei­ner ge­wal­ti­gen Ver­sor­gungs­in­dus­trie nicht er­fül­len könn­ten. Es ist da­her bes­ser, ei­ne ei­gen­stän­di­ge Ent­wick­lung durch­zu­ma­chen, denn da­nach wird sich das all­ge­mei­ne Da­sein ei­nes Vol­kes sehr viel bes­ser aus­rich­ten kön­nen. Das kos­tet Zeit, mehr aber nicht! Oder glau­ben Sie ernst­haft, ein Volk wie Ih­res hät­te nach fünf- bis sechs­hun­dert Jah­ren nicht das Ge­heim­nis des Atoms ent­deckt? Als bei uns das in­dus­tri­el­le Dampf­ma­schi­nen­zeit­al­ter be­gann, hat­ten wir es schon ge­schafft. Nur hun­dert Jah­re spä­ter flo­gen Flug­zeu­ge mit vie­len Pas­sa­gie­ren an Bord über den Ozean hin­weg. Drei­ßig Jah­re da­nach lan­de­ten wir auf dem Mond. Nun sind wir hier, He­dsche­nin; hier in Ih­rer Zeit. Wir ha­ben so­gar die Hin­ter­las­sen­schaft des Mars be­grif­fen. Sie soll­ten nun wirk­lich ge­hen.«
    »Sie ver­trau­en mir?« frag­te er mit iro­ni­schem Lä­cheln.

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