Generalprobe Zeitballett
der aufgewölbten Nase einen Haltepunkt. Hannibal sah wieder einmal beeindruckend aus.
»Bist du wahnsinnig?« dröhnte es in meinem Extrahirn. »Hedschenin wartet nur auf deine Zusage. Er weiß längst, daß der Händler ein Spitzel ist. Mann – der ist schon so gut wie tot! Man hat ihn nur noch nicht festgenommen, damit er unbewußt seine Hintermänner verrät. Großer, als solcher möchte ich nicht eingestuft werden. In der Raumabwehrfestung gibt es hervorragende Verhörgeräte.«
Ich verzichtete auf eine Antwort; nicht ohne Grund!
Dr. Dr. Kenji Nishimura, offiziell ein wilder Bewohner aus dem eisbedeckten Osten, erschien im Kajütenniedergang des Seglers. Sein schwerer Krummsäbel, eine in der Atlantischen Epoche ungebräuchliche Waffe, hing an einem breiten, verzierten Ledergürtel.
Kenjis Aufmachung erregte keineswegs meine Aufmerksam keit, wohl aber seine Hast.
Wir standen auf einem der kunstvoll gemauerten Kais der rie sigen Hafenstadt. Hier hatte der zum Verkauf stehende Dreima ster angelegt.
Wir hatten ihn vorerst äußerlich begutachtet; die Linien des Rumpfes, die Qualität des verwendeten Holzes, Aufbauten und Takelage überprüft.
Nur Nishimura war zusammen mit Naru Kenonewe, der nach wie vor als intelligenter Bewohner des Schwarzen Erdteils auftrat, im Innern des Schiffes verschwunden, um dort zu versuchen, eventuell von der Abwehr installierte Abhörgeräte in Mikrobauweise ausfindig zu machen. Infolgedessen hatten wir es gewagt, Nishimura mit hochwertigen GWA-Peilern auszustatten, sonst hätte er nie eine Chance gehabt, die unter Umständen vorhande nen Lauschsender aufzuspüren.
Ich konzentrierte mich auf seinen Bewußtseinsinhalt und empfing eine unverständliche Flut von Gedanken, die aber alle von seiner Erregung zeugten. Also hatte er etwas entdeckt!
Hannibal warf mir einen schnellen Blick zu. Als er mein in der Psi-Konzentration erstarrendes Gesicht bemerkte, lenkte er die Anwesenden sofort ab.
Wir konnten uns noch immer nicht auf zwei Aufgaben zur gleichen Zeit konzentrieren, ohne in irgendeiner Form Verdacht zu erregen.
Kenji bemühte sich offensichtlich, mir seine Entdeckung bekanntzugeben, aber diesmal mißlang es. Er dachte nicht intensiv genug, um mir Gelegenheit zu bieten, sein Wissen einwandfrei zu erfassen.
Ich winkte ihm herrisch zu, wie es einem perkischen Fürsten aus dem Dunklen Norden zustand, wenn er von einem Untergebenen unterrichtet werden wollte.
Nishimura gab den Versuch auf, mir auf telepathischer Ebene Informationen zukommen zu lassen.
Er duckte sich, verließ den achteren Decksaufbau, sprang zum Mitteldeck hinab und von dort aus zu der breiten Laufplanke. Sie war auf der einen Seite mit einer aus Tauen konstruierten Haltevorrichtung versehen und führte von der Reling aus zum tieferliegenden Kai hinüber.
Kenji zwängte sich zwischen Hermemecs Begleitern mit jener Rücksichtslosigkeit durch, die von einem Barbaren erwartet wurde. Kenonewe, der hünenhaft gebaute Major eines afrikanischen Raumjagdverbands, folgte ihm auf dem Fuße.
Narus Stammesnarben, die die gesamte Stirn bedeckten, waren nicht zu übersehen. In dieser Epoche mußte er als intelligenter Mann aus dem westafrikanischen Volk der Phoroser gelten; ein Volk, das wegen seiner hohen Entwicklungsstufe gern von den Marsianern hypnogeschult und an Bord marsianischer Raumkampfschiffe als Hilfsbesatzungen eingesetzt wurde.
Naru Kenonewe, hier offiziell unter dem Namen Taahrko be kannt, hielt seine mächtige, zweischneidige Streitaxt in der Rech ten. Der Stiel war an seinem Ende
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