Generalprobe Zeitballett
Schienenweg.
»Krooht-Hook ist der Herr der Dunklen Künste«, brüllte der muskulöse Befehlshaber der Torwache. Die Spitze seines Schwertes saß an der Kehle eines dunkelhäutigen Fremden.
»Nur er beherrscht die Magie des lenkenden Eisens«, beeilte sich der Seemann auszurufen. Die Schwertspitze verschwand von seinem Halse. Er war noch einmal davongekommen, auch wenn er garantiert nicht an die oberste Gottheit der Lachenden Dämonen glaubte.
Ähnliche Szenen hatten wir in den beiden vergangenen Tagen in vielfältigster Form erlebt. Es wäre zwecklos gewesen, dagegen Einspruch erheben zu wollen.
Der Tumult war mir gelegen gekommen; hatte ich doch Zeit gefunden, meine Planung so gründlich umzuwerfen, wie man es gründlicher nicht machen konnte.
Hermemec stand jetzt vor mir und rieb sich die knochigen Hände. Seine Augen lauerten immer noch.
Ich betrachtete ihn gelassen und fragte mich gleichzeitig, in welcher Schnalle seiner schlafrockähnlichen Kleidung die Abwehr den Mikrosender eingebaut hatte. Der afrikanische Sklave schaute ausdruckslos zu uns herüber. Hatte er Hilfestellung geleistet?
Hannibal hatte meine Überlegungen erfaßt. Ich bemerkte sein aschfahl werdendes Gesicht, aus dem nur die vielen Sommersprossen wie Leuchtpunkte hervorstachen. Er rief mich aber nicht an.
Ich hakte die Daumen in meinen reichverzierten Schwertgurt und sah nochmals zu dem schönen Schiff hinüber. Jedes Wort mußte von nun an überlegt werden. Jede Geste hatte überzeugend zu sein, denn ich ahnte, daß wir zusätzlich zur akustischen Überwachung auch bildlich erfaßt wurden. Die marsianische Mikrotechnik war phänomenal.
»Meine Schwertdiener Moorlf und Taahrko haben dein Schiff eingehend untersucht. Ich staune ehrfurchtsvoll, Hermemec, denn du hast entgegen den whurolanischen Gebräuchen, vor denen ich durch meinen Lehrer, Oranion den Reisenden, gewarnt wurde, die Wahrheit gesprochen. Das Schiff ist stabil gebaut, fast neu, an Bug und Wasserlinie mit eisernen Platten gerüstet, um treibende Eismassen ungefährdet passieren zu können.«
»Ihr hattet mich für einen verabscheuungswürdigen Lügner gehalten?« empörte er sich im Brustton der Überzeugung. »Das entspricht nicht Eurer Würde, Rodkon.«
Ich grinste Hermemec breit an. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß Hannibal Allisons Arm umklammerte und ihm etwas zuflüsterte. Natürlich war Framus innerlich erstarrt, als er meine Worte hörte. Sie deuteten auf meine Kaufbereitschaft hin, also auf genau das, was wir eigentlich nicht tun sollten. Ich war mittlerweile zu einer anderen Auffassung gekommen.
»Wie du siehst, ist Fannot, mein tüchtiger Kampfgefährte, immer noch der Meinung, die man von einem sonnenverwöhnten Südländer haben sollte«, lachte ich und deutete auf Allison. Er warf mir beschwörende Blicke zu, sah aber ein, daß er jetzt keine Bemerkungen mehr machen durfte.
»Er soll sich vor meinem Zorn hüten«, warnte der alte Mann aufgebracht und griff sich unwillkürlich an die Nase. »Mein Angebot ist ehrlich gemeint.«
»Das bezweifle ich hinsichtlich der angepriesenen Güte nicht mehr«, pflichtete ich ihm bei. »Dennoch bin ich verwundert! Dein Preis ist nicht zu gering, aber auch nicht überhöht. Wieso, Hermemec, forderst du nicht mehr nach Sitte und Gebrauch? Das macht mich argwöhnisch. Welche versteckten Fehler hat das Schiff? Es müssen welche sein, die einheimischen Seefahrern bekannt sind, oder sie hätten es zu deinem Preise längst gekauft. Was verbirgst du, Whurolaner? Du solltest nicht glauben, mit mir spaßen zu können. Mein Schwert ist schnell und tödlich. Welche Tücken hat der Dreimaster?«
Ich
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