Generalprobe Zeitballett
als Dreikantdolch ausgearbeitet. Damit schaffte er schnell Platz für Dr. Nishimura.
Kenji trat zu mir. Unter dem eisenbeschlagenen Lederhelm ragten seine schwarzen, fettigen Haare hervor. Sie waren lange nicht mehr gewaschen worden – man konnte es riechen. Ich rümpfte unwillkürlich die Nase.
Er sprach mich in Englisch an; aber so guttural wie möglich. Welchen Zweck hätte es in dieser Epoche haben sollen, auf eine andere Sprache auszuweichen? Englisch konnte durchaus das Idiom der Perker sein.
Hermemec warf mir einen lauernden Blick zu, tupfte sich nochmals die blutende Nase ab und setzte wieder den standesgemäßen Hut auf.
Sein Gedankeninhalt lag klar und offen vor mir. Er fragte sich mit steigender Unruhe, warum ich nicht auf sein Verkaufsangebot einging.
Ich hatte jetzt nur noch die Wahl, ihn entweder grob zurückzuweisen oder zu akzeptieren. Beides barg Gefahren in sich!
Wenn ich auf Atlantis erneut Kontakt mit den einheimischen Widerstandskämpfern aufnehmen wollte, mußte ich mit diesem Schiff ankommen.
Ich trat einige Schritte zur Seite.
»Lauschgeräte im Schiff, Kenji?« erkundigte ich mich.
Er schaute sich aus verkniffenen Augen um. Zwei Diener des Händlers, buntgekleidete Gestalten mit langen Dolchen im Gür tel, entfernten sich zögernd.
»Nichts dergleichen, Sir«, berichtete Kenji zu meiner Überraschung. »Das Schiff ist sauber, aber wir haben trotzdem Impulse angemessen. Der Händler ist eine lebende Funkstation, ohne es zu ahnen. Jedes Wort von ihm oder anderen Menschen wird von anscheinend hochwertigen Feldmikrophonen aufgenommen. Er trägt die Wanze irgendwo in der Kleidung. Vorsicht! Die Abwehr hört einwandfrei mit.«
Ich starrte ihn ausdruckslos an und schaute dann zu dem Seg ler hinüber. Kenji war erfahren genug, um meinem Augenwink zu folgen und wortreich einige Erklärungen abzugeben.
Hermemec kam näher. Sein faltiges Gesicht war angespannt, die Knopfaugen lauerten.
Weiter links entstand zwischen den Besatzungen von anderen Handelsschiffen ein Streit, der in Sekundenschnelle zu einer wil den Messerstecherei ausartete. Ein bärtiger Mann aus dem Norden sank zu Boden. Aus seiner zerstochenen Schulter schoß dunkles Blut.
Zwei mit marsianischen Schockstrahlern ausgerüstete Whurolaner, Mitglieder der Stadtpolizei, schlenderten gleichmütig an dem Verletzten vorbei. Um solche Dinge kümmerte man sich grundsätzlich nicht.
Über dem weiten, von der sichelförmigen Halbinsel umschlossenen Naturhafen brütete die Morgensonne. Zahllose Masten, Rahen und Takelagen der hier liegenden Schiffe verwehrten mir den Blick auf die marsianische Festung; und nur darum drehten sich im Augenblick meine Überlegungen.
Weiter rechts begannen die Festungsmauern von Whurola. Es waren die mächtigsten, die ich je gesehen hatte.
Unter dem gewaltigen Bogentor des östlichen Hafenturmes wurde ein seltsames Gefährt sichtbar.
Es handelte sich um einen großen, flachen Wagen aus stabilen Planken, aber seine Räder bestanden aus Eisen. Er lief auf den von atlantischen Technikern installierten Schienen und beförderte auf diese Art enorme Lasten. Sechs Bullen, nahe Verwandte des urzeitlichen Auerochsen, zogen den Transporter. Zwei nur mit Lendenschurzen bekleidete Männer, kräftige Burschen aus dem Hinterland von Whurola, begannen jenseits des Tores mit einem beeindruckenden Zauber.
Sie beschworen den eisernen Hebel einer Schienenweiche, die sie anschließend unter dem respektvollen Schweigen der vielen Zuschauer umlegten. Die Bullen stampften vorbei; der Wagen folgte gehorsam dem neuen
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