Generalprobe Zeitballett
Storgha sondieren, wieweit du wahrhaft dämonisch bist.«
Hannibals Klinge beschrieb über dem Hut des Zauberers flirrende Kreise. Danach fehlten dem Magier zwei Ohrenklappen und noch einige wichtige Teile der Kopfbedeckung.
Fluchend zog er sich zurück. Die Verwünschungen waren abenteuerlich, für uns aber eigentümlich fremd. Die Vergleiche paßten nicht in unser Sprachschema. In der Hinsicht hatten wir das allgemeingültige Whur nicht ausreichend genug lernen können.
Hannibal behalf sich mit Wortkonstruktionen aus unserer Zeit. Sie waren ebenfalls sehr seltsam, wirkten aber auf die Einheimischen, denn aus diesen Konstruktionen wurde unsere barbarische Herkunft ersichtlich.
Ich schritt über die Laufplanke und betrat erstmals das Hauptdeck des Schiffes.
Es wurde von der Back und den achteren Aufbauten weit überragt und war offensichtlich durch hohen Seegang mehr gefährdet als die übrigen Decks. Dagegen hatte man sich aber zu helfen gewußt!
Von der Back führte ein stabil ausgeführtes Grätingsdach zum Heckaufbau hinüber. Es schützte die Besatzung vor herabfallenden Spieren und anderen Teilen der Takelage, die bei den Orkanen häufig von oben kamen, und erlaubte überdies eine relativ »trockene« Passage von vorn nach achtern.
Ich mußte mich an das Schiff gewöhnen und mein Wissen korrigieren. Die Takelage war überraschend modern, nach Allisons Ansicht sogar zu modern. Er meinte jedoch, eine seefahrende Nation hätte gar keine andere Wahl, als mit der Zeit auf den richtigen Gedanken zu kommen.
Die Takelage entsprach einem gutgebauten Dreimaster unseres 17. Jahrhunderts. Fock- und Großmast waren voll rahgetakelt mit Groß-, Mars- und Bramsegel.
Lediglich den Kreuzmast hatte man mit Lateinerbesan sowie Mars- und Bramstenge modifiziert. Mich wunderte die recht hoch angeordnete und überraschend weit ausladende Kreuzbramsten ge, die bei Handels- und auch Kriegsschiffen unseres 17. Jahrhun derts durchaus nicht so üblich gewesen war.
Wir hatten jedoch schon viele seemännische Gespräche belauscht und erfahren, daß im Atlantischen Arm oftmals eigentümliche Windverhältnisse mit hohen Strömungen herrschten. Dadurch wurden einige seemännische Fakten verständlicher.
Am besten gefiel mir die Panzerung an Bug und Wassergang. Bei einer ernsthaften Kollision mit einem Eisberg würde sie wohl nicht viel nützen, aber Treibeisschollen konnte sie wirksam bekämpfen. Entscheidend für die praktische Nutzung war die Stabilität der hölzernen Spanten, die schließlich den Druck aufnehmen mußten. Die Eisenplatten konnten nur direkte Beschädigungen verhindern.
Alles in allem war die RODKON-WHU ein ungemein seetüchtiges Schiff von erstaunlichem Tiefgang und einem Länge-Breite-Verhältnis von eins zu sechs.
Auch das war in unserem 17. Jahrhundert nicht üblich gewe sen, obwohl man gewußt hatte, daß sich die Qualitäten eines Seglers dadurch steigern ließen.
Hier, 187000 Jahre vor unserer Jetztzeit, schien man aber in erster Linie besorgt zu sein, überhaupt den Atlantischen Arm überqueren zu können.
Man wurde infolge der herrschenden Eiszeit und trotz der südlichen Breiten indirekt zum Nordmeerfahrer, der ständig mit Eisbergen, dichten Nebelbänken und dem Aufeinanderprallen warmer und eiskalter Luftmassen zu kämpfen hatte. Dadurch entstanden die verheerenden Stürme.
Mir war jedenfalls klargeworden, warum nur wenige seefahrende Nationen das Wagnis der Überfahrt auf sich nahmen. Die Whurolaner waren in dieser Hinsicht dominierend – allerdings nur schiffsbautechnisch und navigatorisch.
Die
Weitere Kostenlose Bücher