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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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würde ein unruhiger Flug, und schnallte mich auf meinem Sitz fest. Ich warf ein, dass das Wetter doch ganz gut aussähe - vielleicht zweiundsiebzig Grad Fahrenheit? -, und Rick sagte: »Ganz genau, Apu, zweiundsiebzig Grad Fahrenheit und die Möglichkeit eines Schneesturms. Du wirst dieses Land lieben.«
    »Schnee?«
    Ich hatte noch nie Schnee gesehen, und meine Verbitterung darüber, dass ich keinen Fuß auf Connecticut setzen durfte, schwand etwas. Allerdings schien die Aussicht auf Schnee etwas sonderbar angesichts des herrlichen Tags.
    Wir hoben ab und flogen Richtung Osten auf den Atlantik hinaus. Ich fragte, warum das so sei, und es wurde mir damit erklärt, dass auf diese Weise die Kontamination mit über dem Festland vorhandenen Keimen minimiert werden sollte - und deswegen bekam ich die großen Städte der Ostküste nicht zu sehen.
    Nach einer Stunde oder so flogen wir vom Atlantik landeinwärts über eine Art Mündungsdelta und dann über ein Labyrinth von Beton, Highways und großen rechteckigen Kästen, die büschelartig angeordnet waren: Suburbia! Factory-Outlet-Malls! Ja, das war mal interessant - ich stellte mir Teenager vor, die Sex zu lauter Musik hatten, und Eltern ohne Moral, die Affären in unnötig großen Autos frönten. All diese Menschen unter mir mit ihrem stummen, eleganten Todeswunsch trugen Kleidung von Abercrombie&Fitch.
    Vor mir sah ich Washington, D. C, in einem tobenden Schneesturm. Dr. Rick sagte: »Tut mir leid, Apu«, und sprühte mir einen narkotisierenden Nebel ins Gesicht, und als ich aufwachte, war ich in einem sauberen, ansprechend eingerichteten Raum mit indirekter Beleuchtung, No-Name-Möbeln und Bettwäsche.
    »Rick? Irgendwer sonst?«
    Es kam keine Antwort, und ich erwartete auch keine. Ich fühlte mich recht einsam, wie sollte es anders sein? Aber seit dem Tsunami ist Einsamkeit mein Normalzustand, daher machte ich mir keine großen Sorgen. Ein schönes Schläfchen in einem hübschen Bett bei sauberer Luft war ein Luxus, den ich nie gekannt hatte, nicht einmal als Kind. Ich versuchte mich an die jüngsten Ereignisse zu erinnern, aber ohne Erfolg. Ricks Betäubungsspray und die verrohende Wirkung, die es hatte, von der anderen Seite des Planeten in einem Plastiksack hergeschafft zu werden, hatten meine Denkfähigkeit zerrüttet, meine Gedanken waren unscharf und kaum aufzuschlüsseln, so ähnlich wie die Satellitensignale, die von den Feeds aus Perth in Trincomalee eingehen. (Oh, dieser australische Akzent!
    Mit einem einzigen Vokal von einem weiblichen Aussie konnte man Glas schneiden.)
    Jedenfalls unterschied sich meine Einkerkerung nicht wesentlich von der von Zack, Samantha, Julien und Diana. Als die Musik aufhörte, waren wir alle in diesen seltsamen, cleanen Räumen gelandet und blieben mit unserm Schock und unserer Verwunderung allein.
    Ich dachte an die Biene und was sie mit mir angestellt haben musste. Hatte sie mich mit einem Virus, einem Bazillus oder irgendeiner anderen Form von Harj-fremdem Erbgut infiziert - einem Informationsstrang, der sich in mir vermehren und möglicherweise schreckliche Konsequenzen heraufbeschwören würde?
    Das wollte ich nicht. Ich hätte es lieber gehabt, wenn die Biene meinem Organismus etwas Sicheres, Schönes und Gesundes hinzugefügt hätte, etwas, das mich verbesserte, etwas, das gedeihen und die Welt zu einem Ort machen würde, an dem Idioten wie Hemesh nicht auf Parkplätzen erschossen werden und Outlet-Malls immer schön sind und die Temperatur gerade kühl genug gehalten wird, dass man einen Pullover braucht.
    Ich schlief ein.

ZACK
    »Und wie heißt du nun? «
    »Nennen Sie mich Lisa.«
    »Hallo, Lisa. Ich vermute mal, ich werde gerade von etwa hundert verschiedenen Kameras beobachtet, oder?«
    »Sie haben recht, wenn Sie etwas in der Art vermuten.«
    »Tja, ich denke, dann mache ich's mir mal etwas ... bequemer. «
    Ich hatte bemerkt, dass ich in weiße Baumwollunterwäsche gesteckt worden war, die ich recht ungewöhnlich fand, da sie keinerlei Logo oder Etikett aufwies, das darüber hätte Aufschluss geben können, woher sie stammte. Egal, ich beschloss, die flotte Lisa anzuschmachten. Niemand kann Zack im Anschmachtmodus widerstehen.
    »Zack, ich glaube, Sie sollten wissen, dass ich in Wirklichkeit eine Kompositpersönlichkeit bin, erzeugt von fünfzehn verschiedenen Wissenschaftlern, die Texte, Daten und Sprachinformationen in den Personengenerator des Zentralrechners eingegeben haben. Ich bin nicht wirklich eine

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