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Generation A

Generation A

Titel: Generation A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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mich, ein Schatten mit dem Namen ... Vlog.
    Ich fragte meine neuen Freunde, ob die Party in Echtzeit gevloggt würde, und ihre Antwort verriet mir, dass ein Leben ohne Vlogging nicht mal vorstellbar war. Die Craigs zeigten mir zudem die Handyfotos von mir während meines Gesprächs mit Leslie von der New York Times - ebenso wie das der toten Biene von dem bizarren Vorfall mit dem Stich, den ich in einem anderen Leben erlebt hatte. Ich war in meinem eigenen Körper wiedergeboren worden.
    Mein altes Büro: das Durcheinander und die deprimierenden Papptrennwände zwischen den Plätzen, das Guavenlager an der Rückseite nun ein beigefarbener Klumpen Pixel auf einem unscharfen Bildschirm. Ich erinnerte mich an den Geruch dort: Räucherstäbchen und das abgeriebene Gummi, wenn die Räder der Militärmaschinen auf der Landebahn aufsetzten. Das scheußliche Adidas-Rasierwasser von Hemesh, die Erdnussbutter und Reiswaffeln, die ich in meiner Schublade aufbewahrte, um mich in der Mittagspause zu belohnen, falls ich mehr als zehn Einheiten von irgendwas, das teurer als 19,99 Dollar war, verkauft hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt traf Andrea ein. Ich bemerkte, dass sie vor der Haustür in einen hitzigen Disput mit Menschen geriet, die definitiv keine Craigs waren. Ich ging hin, um mir diese Leute genauer anzusehen, und als sie mich entdeckten, kreischten sie und kamen wie ein Wirbelsturm von Verlangen und Verzweiflung auf mich zu.
    Andrea war wütend. »Wer zum Teufel hat die Party ins Netz gestellt?«
    Das hatten alle.
    »Befreit Apu von diesen priemkauenden Scheißhinterwäldlern.“
    Andrea beaufsichtigte die Entfernung der Nicht-Craigs von meinem Körper. Wir schauten hinaus und sahen Dutzende weitere von ihnen wie Filmzombies die Auffahrt heraufkommen. Ein Nicht-Craig fuhr einen uralten Volvo auf den herrlichen unkrautfreien Rasen und hinterließ Bremsspuren auf dessen grünem Pelz. Ich stieg die prunkvolle Haupttreppe empor. Ihr Teppichbelag war so tief und üppig, dass ich meinte, über die luxuriöse Nur-für-Gold-Card-Kunden reine-Schurwolle-Version eines Vorgartenrasens zu laufen.
    Ich setzte mich auf mein Bett und betrachtete die Kommode, die in meinem Zimmer stand. Ich fragte mich, was ich hineintun könnte, abgesehen von meiner schicken neuen Kleidung. In Sri Lanka besaß ein Hund in einer Hundehütte mehr als ich. Ob ich jemals ein Craig sein könnte? Nein. Ein Mensch muss in das Craigtum mit seinen vielen Skiurlauben, seiner umfassenden Zahnstellungskorrektur, der gesunden Ernährung und unbeschwerten, freien Auffassung von Sex zur Entspannung hineingeboren werden.
    Mein Mund verzog sich angewidert, das tschechische Bier hatte einen fiesen Nachgeschmack hinterlassen. Ich ging mir die Zähne putzen. Ich öffnete die verspiegelte Tür meines Badezimmerschränkchens und entdeckte zwei Regale, vollgepackt mit Solon.
    Hinter mir erklang die Stimme von Andrea. »Bekomm keinen Schreck, Apu.«
    Ich hatte Solon zuvor noch nie gesehen, auch wenn ich wusste, dass es das neue Wundermittel des Jahres war. Der böse Hemesh hatte es einmal erwähnt und es ein Medikament für alte Jungfern und Strafgefangene genannt. »Mein alter Chef hat gesagt, Solon sei für Menschen, die nicht an die Zukunft denken wollen.«
    Andrea lächelte. »Sozusagen. Man lebt damit permanent in der Gegenwart. Es macht das Leben intensiver. Man ist nicht so anlehnungsbedürftig. Man zerbricht sich nicht den Kopf über irgendwas.
    Man nimmt andere Menschen an oder ignoriert sie. Solon verwandelt dich von einem Hund in eine Katze.«
    »Aber nicht an die Zukunft zu denken? Ihr ganzen klugen und reichen jungen Menschen - wessen Zukunft könnte einladender und goldener sein?«
    »Die Zukunft? Nicht für mich. Nicht für uns. Ich mach mir gerne Gedanken über die neue Produktlinie im nächsten Jahr, aber ich möchte nicht an die Webschlagzeilen des nächsten Jahres denken und mich davon runterziehen lassen.« Sie trat dicht an mich heran, und ich konnte die Wärme ihres Körpers durch ihre Bluse spüren. Sie roch nach Aprikosen. »Das würden wir doch nicht wollen, oder?«
    »Ihr nehmt alle Solon?«
    »Selbstverständlich.«
    Ich sage es nur mit Zögern, aber in diesem Augenblick zerrte sie mich zum Bett und setzte sich auf mich. Ich fühlte mich ... erhöht.
    Es war das erste Mal überhaupt, dass ich - na ja, ihr versteht schon.
    Ich hatte immer geglaubt, es würde mit dem vietnamesischen Mädchen vom Naan-Stand neben dem Vespa-Mechaniker auf dem Wochenmarkt zu

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